Kein Rabatt für Ahauser Jugendliche Rat stimmt gegen Zuschuss für Deutschlandticket

Kein Rabatt für Jugendliche: Rat stimmt gegen Zuschuss für Deutschlandticket
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Mit dem Deutschlandticket sind für 49 Euro pro Monat unbegrenzte Fahrten mit Zügen und Bussen im Nahverkehr möglich. Fast hätten Ahauser Jugendliche das Ticket noch günstiger bekommen. Doch eine hauchdünne Mehrheit im Ahauser Rat lehnte die Idee ab.

Mit 22 zu 18 Stimmen hat der Rat am Mittwochabend einen zusätzlichen Zuschuss für Jugendliche zum Deutschlandticket abgelehnt. 20 Euro pro Ticket hatte die UWG dafür vorgesehen. Allerdings nur für den Juli: Den Monat mitten in den Sommerferien, in dem die normalen Schülertickets nicht gelten, aber alle Jugendlichen Zeit hätten.

Damit wollte die UWG den Jugendlichen die Möglichkeit eröffnen, für kleines Geld zu reisen. „Vielleicht sogar mit Schlafsack“, so formulierte es zumindest Ludwig Niestegge (UWG) für seine Fraktion. Bei insgesamt 2135 Jugendlichen zwischen 16 und 21 Jahren in Ahaus und den Ortsteilen schätzte er den finanziellen Aufwand als relativ gering ein: vielleicht 8000 Euro.

Denn sicherlich würden längst nicht alle Jugendlichen das Angebot auch annehmen. Der Zuschuss könne ganz einfach über einen elektronischen Prozess gewährt werden. „Und an die müssen wir so oder so ran“, sagte Ludwig Niestegge.

Ein Zug wartet im Bahnhof Ahaus auf die Abfahrt
Für 49 Euro aus Ahaus nach ganz Deutschland. Günstiger wird es für Jugendliche nicht. Die Entscheidung war allerdings knapp. © Markus Gehring (A)

Bürgermeisterin Karola Voß erteilte der Idee eine glatte Absage: „Ich tue mich schwer damit, als Kommune bei solchen Förderungen noch eins oben drauf zu setzen.“ Denn natürlich sei das Deutschland-Ticket schon extrem subventioniert. Dazu komme das Personalproblem in der Verwaltung: „Das muss ja auch umgesetzt und abgewickelt werden“, sagte sie.

Der übrige Rat präsentierte sich gespalten: „Wir finden den Antrag gut“, sagte beispielsweise Dietmar Eisele (Grüne). Nach der Corona-Pandemie hätten Jugendliche verdient, zu reisen. „So können sie unser schönes Land über unsere Region hinaus entdecken“, schlug er vor. Auch er ging von rund 8000 bis 10000 Euro Kosten aus. „Wenn sich Ahaus das nicht leisten will, weiß ich nicht, warum wir hier sitzen“, sagte er.

20 Euro machen keinen Unterschied

Das Gegenspiel hielt Dr. Michael Räckers, CDU-Fraktionsvorsitzender: Einerseits bezweifelte er, dass die 20 Euro zusätzliche Vergünstigung ja wohl kaum die Entscheidung für oder gegen eine Reise geben könnten. Was sei mit Unterkunft und Verpflegung? Außerdem würden mit so einem Zuschuss eine Erwartungshaltung und ein Präzendenzfall geschaffen. „Wenn wir es im Juli möglich machen, müssten wir es für das ganze Jahr tun“, sagte er.

Und der Verwaltungsaufwand falle so oder so an – auch mit digitaler Abwicklung. „In einem Fachbereich, der sowieso überlastet ist“, sagte er. Die Idee klinge nett. „Sie ist aber nicht tragbar“, machte er deutlich. Nicht wegen der Kosten, sondern wegen der Mehrbelastung im Rathaus.

Macht Stadt zu wenig für Jugend?

„Wir machen viel für Kinder und Erwachsene, die Jugendlichen in der Stadt kommen aber zu kurz“, versuchte es Ludwig Niestegge noch einmal. Konzerte im Schloss, Theater in der Stadthalle oder die Ahaus-Gutscheine während der Pandemie würden bezuschusst. Über große Summen würde schnell entschieden, bei kleineren würde lange diskutiert.

Klaus Lambers (SPD) räumte ein, dass es sich bei der Summe um einen Tropfen auf dem heißen Stein handeln möge. Trotzdem sei es sinnvoll, die Jugendlichen zu fördern. „Wir haben da Nachholbedarf und es geht auch darum, ein Zeichen zu setzen“, sagte er.

Das wollte dann wiederum der Beigeordnete Werner Leuker nicht auf sich und der Stadt sitzen lassen: Natürlich mache die Stadt eine Menge. Über eine halbe Stunde dauerte der Schlagabtausch und nahm und damit einen großen Teil der sonst recht übersichtlichen öffentlichen Ratssitzung ein. An den ursprünglichen Positionen änderte die Diskussion nichts. Antrag abgelehnt.

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