
© Stephan Rape
Mit Video: Jugendliche fliegen im Bikepark Ahaus meterweit durch die Luft
Neue Rampen
Die neuen Rampen im Bikepark Ahaus sind freigegeben – und kommen bei den Jugendlichen extrem gut an. Auch Profibiker Marc Diekmann will sich die Anlage ansehen.
Es surrt einmal laut, als die groben Stollenreifen die steile Rampe hochrollen, dann fliegt das Fahrrad von Ferdinand Becker mehrere Meter steil nach oben. Er verdreht einmal den Lenker, kippt das Rad in der Luft ein Stück zur Seite, stellt es wieder gerade und landet sicher auf dem Lehmhügel im Bikepark Ahaus. Den Stoß fängt er mit den Beinen ab, denn sein Fahrrad hat keine Federung.

Mehrere Meter hoch und weit werden die Biker über die neuen Rampen durch die Luft katapultiert. Erste Ideen für den weiteren Ausbau des Bikeparks gibt es schon. Nur der Platz fehlt. © Stephan Rape
Der Ahauser ist mit einem sogenannten Dirt-Bike auf den neuen Rampen im Bikepark unterwegs. Die sind nach mehreren Wochen Bauarbeiten und den Tüv-Gutachten endlich freigegeben.
Ferdinand Becker rollt im großen Bogen hinter dem Hügel aus und kommt zurück zum Start – einem knapp acht Meter hohen Hügel direkt vor den Rampen.
Kicker verschaffen mehr Zeit für Tricks in der Luft
Die neuen Rampen – im Fachjargon „Kicker“ genannt – sind deutlich steiler als die bisherigen Rampen. 1,7 und 1,8 Meter sind sie hoch. „Dadurch hat man deutlich mehr Zeit in der Luft und kann mehr Tricks machen“, erklärt Ferdinand Becker breit grinsend.
Gleichzeitig kosten die Sprünge so aber auch etwas mehr Überwindung: „Der Abstand zwischen der Rampe und dem Landehügel ist schon massiv“, sagt Ferdinand Becker. Seine Freunde im Hintergrund nicken.
Auch sie mussten sich erst an die neuen Rampen gewöhnen. Das hat aber – bisher – ohne größere Blessuren geklappt.
Drei oder vier Stürze für einen neuen Trick
„Drei oder vier Mal stürzt man, wenn man einen neuen Trick probiert“, meint Ferdinand Becker. Lars Mattausch (15) und Felix Büscher (14), die mit ihren Rädern auch auf dem Starthügel im Bike-Park stehen, winken ab. So oft würde man nicht fallen. Da sind sie sich sicher. Höchstens bei den ganz komplizierten Tricks. Bei normalen Sprüngen sei das alles kein Problem.

Vom acht Meter hohen Starthügel fahren die Jugendlichen mit ihren Rädern in Richtung "Kicker"-Rampen. Stürze enden im besten Fall im Rindenmulch. © Stephan Rape
Auch sie geben aber zu, dass der Abstand zwischen der Rampe und dem Landehügel erst einmal sehr beeindruckend ist. Durch das hohe Tempo vom Starthügel aus könne man die Lücke aber schnell überbrücken. Und wenn doch mal etwas daneben geht, hilft der Untergrund: Der zweite Landehügel ist mit Rindenmulch ausgestattet. „Das tut nicht ganz so weh wie der Lehmboden“, sagt Ferdinand Becker.
Bikepark Ahaus kommt schon seit 2018 gut an
Der Bikepark Ahaus ist seit 2018 ein echter Renner in Ahaus: Der Ahauser Martin Helfenstein hat das Projekt damals mit einer Gruppe Jugendlicher angestoßen und dann zusammen mit dem Jugendwerk Ahaus umgesetzt. Dazu gehörte natürlich auch eine Menge Arbeit in und für die politischen Gremien.

Gruppenbild zur offiziellen Übergabe des Bikeparks: Die Sparkassenstiftung hat die neuen Rampen mit 7500 Euro unterstützt. Insgesamt wurden für Start- und Landehügel, die Rampenkonstruktion sowie die Strecke aktuell rund 12.000 Euro verbaut. © Stephan Rape
Beim Jugendwerk laufen auch weiterhin die Fäden zusammen. Der Bikepark ist zwar generell für alle Interessierten geöffnet, das Jugendwerk will aber beispielsweise spezielle Trainingseinheiten oder Stunden für die Fahrer anbieten, die schon geübter sind.
Dazu können die Rampen auch weiter von den Landehügeln weggezogen werden. So wären noch weitere Sprünge und noch tollkühnere Tricks möglich. Normalerweise sind die Rampen aber fixiert. „Den Schlüssel habe ich“, sagt Laura Hakvoort, Leiterin im Jugendwerk Ahaus.
Vergleich zur Skateranlage ein paar hundert Meter weiter
Genau wie die Halfpipe für Skater soll der Bikepark aber offen für alle sein. Nicht nur für Jugendliche: „Hier können auch 40-Jährige fahren – wenn sie sich trauen“, sagt Lars Mattausch lachend.
Aber natürlich gelten klare Sicherheitsvorschriften: Wer im Park fährt, ist auf eigene Gefahr unterwegs. Spezielle Sicherheitskleidung ist vorgeschrieben und auch mit normalen Straßenrädern sollte man sich nicht auf die hohen Rampen wagen. „Das geht zwar, ist aber nicht zu empfehlen“, sagt Ferdinand Becker.
Im Herbst will der Profi-Radfahrer Marc Diekmann wieder nach Ahaus kommen und selbst ein paar Runden auf der Anlage drehen. Das hatte er der Gruppe um den Bikepark Ahaus bei seinem letzten Besuch in Ahaus versprochen.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
