Hülsta will 170 Stellen abbauen
Belegschaften informiert
Es war keine gute Nachricht, die die Geschäftsleitung des Möbelherstellers Hülsta am Montag in drei Belegschaftsversammlungen am Firmensitz in Stadtlohn und in Ottenstein zu verkünden hatte: 170 Stellen will das Unternehmen abbauen – binnen Jahresfrist der zweite tiefe Einschnitt für die Mitarbeiterschaft.

Schieflage: Hülsta will angesichts der Umsatzentwicklung Stellen abbauen.
„Wir müssen deshalb unsere Kapazität anpassen“, sagte er. Wie das vonstatten gehen soll, entscheidet sich in den Gesprächen mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft. Fest steht, dass es sozialverträglich passieren soll. Noch ist allerdings offen, ob das unter dem Strich bedeutet, dass es wie im vergangenen Jahr zu einem Mix aus einvernehmlichen Lösungen, auslaufenden Stellen und Kündigungen kommen wird. Weil es jetzt vor allem um eine Anpassung der Kapazitäten geht, dürfte der Stellenabbau mehrheitlich an den beiden Produktionsstandorten Stadtlohn und Ottenstein vorgenommen werden. Aber auch in der Verwaltung würden Stellen abgebaut, so Goossens. Gleichzeitig unterstrich er, dass die Werke Stadtlohn und Ottenstein als solche derzeit in ihrer Existenz nicht in Frage gestellt seien. Hülsta will darüber hinaus aber auch weiterhin aktiv der negativen Entwicklung entgegensteuern.
Ein Punkt dabei: die Internationalisierung des Marktes. „Zugleich müssen wir auch das Preis-Leistungs-Verhältnis im Blick haben“, sagte Goossens. Das Nachfrageverhalten habe sich geändert. Weiter stärken will Hülsta seinen Markenauftritt mit Blick auf das Jubiläum, das im nächsten Jahr ansteht: Im Jahr 2015 besteht Hülsta seit 75 Jahren. Persönlich zeigte sich Goossens betroffen von den anstehenden Maßnahmen: „Damit hat keiner gerechnet, dass sich die Segmente Schlafen und Wohnen so schwach entwickeln würden.“ Bestimmte Exportmärkte hätten einen regelrechten Einbruch erlebt. Dass nun nach dem Abbau im vergangenen Jahr weitere Stellen abgebaut würden, empfinde er als sehr schmerzlich. Vorgesehen sei, dass etwa bis Juni/Juli in den Gesprächen mit Betriebsrat und Gewerkschaft eine einvernehmliche Lösung gefunden werde. Am Ende soll der Fahrplan stehen, der den zweiten großen Stellenabbau innerhalb eines Jahres bei Hülsta sozialverträglich regeln soll.
Die Betroffenheit war Klaus Soboll anzumerken. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Hülsta zeigte sich gestern im Gespräch mit der Münsterland Zeitung erschrocken darüber, dass nach den Einschnitten des vergangenen Jahres jetzt weitere 170 Stellen im Unternehmen abgebaut werden sollen. „Wir haben im vergangenen Jahr dafür gekämpft, gute Lösungen zu finden“, blickt er zurück. Dass die Entwicklung für das Unternehmen nicht einfach blieb, sei zu spüren gewesen. Dass das aber zu einem solchen Ausmaß von Stellenabbau führen würde, erschrecke ihn: „Wir befürchten jetzt bittere Einschnitte.“ Soboll sagte, dass es für Hülsta bestehende Tarifverträge und Vereinbarungen gebe. Diese würden bis Ende 2015 gelten und schlössen betriebsbedingte Kündigungen aus. Die Betriebsräte müssten nun ein Verhandlungsmandat einholen – zwingende Voraussetzung dafür, um in Gespräche mit der Geschäftsleitung eintreten zu können. Dazu sollen in den nächsten zwei Wochen Betriebsversammlungen abgehalten werden. Vorausgesetzt, es gibt ein Verhandlungsmandat, würden danach die Gespräche aufgenommen: „Dann werden wir unsere Konzepte vorstellen. Dazu haben wir Berater hinzugezogen.“ Möglich sei aber auch, dass es kein Verhandlungsmandat gebe: „Dann haben wir eine schwierige Situation.“
Der jetzt angekündigte Einschnitt ist nicht der erste in der jüngeren Geschichte des Stadtlohner Möbelherstellers. Zu Anpassungen kam es immer wieder: Im Februar des Jahres 2008 kündigte die Geschäftsführung die Schließung des Werks in Heek an. Damit einher ging der Abbau von 140 der damals noch insgesamt rund 1400 Stellen bei Hülsta. Im Frühjahr vergangenen Jahres gab Hülsta bekannt, rund 180 Stellen abbauen zu wollen. Es folgten Gespräche mit Betriebsrat und Gewerkschaft, an deren Ende noch ein Minus von 125 Stellen stand, möglich gemacht durch neue Haustarifverträge, das Auslaufen von befristeten Arbeitsverhältnissen, freiwillige Austritte und Lösungen für Mitarbeiter im rentennahen Alter. Gleichzeitig wurde ein Sozialplan aufgestellt.