Eine Hebamme zu bekommen, kann schnell schwierig werden: „Am besten melden sich die Frauen bei einer Hebamme, sobald sie einen positiven Schwangerschaftstest haben“, rät Helena Hagel. Die 33-Jährige Wessumerin hat seit vier Jahren ihr Examen und bietet seitdem auch Vor- und Nachsorge an.
Natürlich sei ihr klar, dass das sehr früh sei und dass die meisten Frauen zu dem Zeitpunkt andere Dinge im Kopf hätten. Natürlich habe jede werdende Mutter Anspruch auf die Betreuung durch eine Hebamme. Das aber tatsächlich auch in die Praxis umzusetzen, sei nicht immer ganz leicht. Auch weil manch ein Gynäkologe darüber nicht informiere.
Hebammen haben gut zu tun
Im Moment gehe es einfach nicht anders. Denn die Hebammen in der Region haben gut zu tun. Ahaus und die Ortsteile seien dabei sogar noch vergleichsweise gut aufgestellt. „Aber das kann sich von jetzt auf gleich wieder ändern“, sagt Helena Nagel. Dafür müsse nur eine Kollegin aufhören oder ihr Pensum reduzieren. Beispielsweise weil sie selbst schwanger werde. „Dann würde es schon eng“, erklärt auch ihre Kollegin Ramona Vortkamp (28) aus Graes.
Bisher haben sie ihre Patientinnen nur zuhause besucht. Jetzt haben sie selbst eine feste Adresse: Zusammen mit ihrer erfahrenen Kollegin Elisabeth Wissing (59) haben sie in Wessum eine eigene Praxis gegründet: die Hebammenpraxis an der Südstraße.
„Einfach, weil es viele Vorteile bietet“, sagt Helena Nagel. „Sozusagen neutralen Boden“, fügt sie lachend hinzu. Denn für viele werdende Eltern bedeute ein Hausbesuch zusätzlichen Stress: „Da wird dann alles auf Hochglanz geputzt, wenn wir vorbeikommen“, erklärt Ramona Vortkamp. Das sei in Praxisräumen natürlich etwas anderes.
Zusätzlich können sich die Hebammen dort Geräte teilen – und viel Zeit sparen: „Wenn die Frauen zu uns kommen, verbringen wir weniger Zeit im Auto und können mehr Frauen versorgen und uns länger um sie kümmern“, sagt sie. Eine ganz einfache Rechnung.

So falle es ihnen jetzt auch leichter, Frauen beispielsweise aus Stadtlohn oder Vreden aufzunehmen. „Da überlegt man sonst schon, ob man das macht“, erklärt Helena Nagel. Einfach weil die Fahrt für eine einzelne Patientin sich kaum rechne.
Zusätzlich sind in der Praxis weitere Untersuchungen möglich: Beispielsweise haben die drei Frauen in ein CTG-Gerät investiert, um die Herztöne des Ungeborenen zu kontrollieren. Auch das sei in vielen Köpfen noch nicht angekommen: „Wir können bis auf die Ultraschalluntersuchungen die Vorsorge genauso leisten wie ein Gynäkologe“, macht Ramona Vortkamp deutlich. Dazu komme Akupunktur, Taping und Low-Level-Laser-Therapie zur Behandlung von Wundstellen.
Tag der offenen Tür
In vielen Städten sei das längst gängig, im Westmünsterland müsse sich das wohl erst noch durchsetzen. Auch das wollen die Frauen vorantreiben. „Die Praxis wird auf jeden Fall jetzt schon sehr gut angenommen“, sagt Helena Nagel nach den ersten Wochen im Betrieb. Am 1. Juli waren die drei Frauen offiziell gestartet. Noch riecht es in den Räumen an der Südstraße nach frischer Farbe.
Am Samstag (21. Oktober) wollen sie einen ersten Eindruck von ihrer Hebammenpraxis in der Südstraße 3a vermitteln. Dann öffnen sie Interessierten von 11 bis ca. 16 Uhr die Türen. Ihre Internetseite (www.hebammenpraxisahaus.de) ist zurzeit noch im Aufbau. Auf Instagram (https://www.instagram.com/hebammenpraxis_wessum/) haben sie inzwischen schon 400 Follower versammelt. Ein erster Erfolg. „Aber klar müssen wir das verbessern, damit die Leute uns überhaupt finden“, sagt Ramona Vortkamp.
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