Darleen Jansen sticht feine Linien unter die Haut – und ist dafür ins kalte Wasser gesprungen. Im November 2021 hat sie ihr Studio an der Van-Delden-Straße gegründet – Darlink. Mitten in der Pandemie. Und mehr oder weniger aus dem Nichts.
„Ich tätowiere seit 2017“, sagt die heute 25-jährige Ahauserin. Unter anderem eineinhalb Jahre in einem Studio in Ochtrup. Aber auch zu Studios in Münster oder Hamburg pflegt sie enge Kontakte.
Irgendwann sei für sie dann der Punkt gekommen, ein eigenes Studio zu eröffnen. Was danach kommt, nennt sie heute Selbstoptimierung: Hygienekonzepte, Preismodelle, Marketing in eigener Sache, Buchführung, Versicherungen, die Gestaltung des Studios. Es gab eine Menge zu beachten. Eigenes Studio, eigene Verantwortung.

„Das kam alles nach und nach. Und teils gezwungenermaßen“, sagt sie im Rückblick. Klar, allein fürs Gesundheitsamt braucht sie ein Hygienekonzept. Wieviel Arbeit dahintersteckt, habe sie dann am Anfang aber doch überrascht. „Für die ganze kaufmännische Abwicklung zum Beispiel gibt es in einer Arztpraxis ein ganzes Team“, erklärt sie schmunzelnd.
Bis vergangenen Juni hat sie parallel noch in einem Kindergarten gearbeitet und Erziehungswissenschaften studiert. Das seien dann auch schnell 70-Stunden-Wochen gewesen. Mit dem letzten Schritt in die komplette Selbstständigkeit soll das aber Vergangenheit sein.
Umgang mit Kunden ist nicht leicht
Und auch der Umgang mit Kunden sei am Anfang eine große Herausforderung gewesen. Nicht das direkte Gespräch oder die Beratung. Aber zum Beispiel die Preisgestaltung: „Ich will mich nicht unter Wert verkaufen“, sagt sie selbstbewusst.
Bis dahin war es für sie aber ein weiter Weg. Gerade als junge Frau sei das nicht immer ganz einfach gewesen. Jetzt zieht sie eine klare Linie: „Ein Tattoo ist ein Luxusgut.“ Ihre Kunst. „Und diese Kunst ist unsere Arbeit, mit der wir unser Leben finanzieren wollen und müssen“, erklärt sie.
Darüber würden Kunden aber kaum nachdenken. Was die Preise angeht, mag sie keinen Durchschnitt angeben. Den gebe es einfach nicht. Alles richte sich nach dem Aufwand, dem Design, der Vorarbeit. Das etwa handtellergroße Dreieck samt Federn – angelehnt an ein Familienwappen aus den Harry-Potter-Romanen – beispielsweise kostet 175 Euro.
Als Mindestpreis gibt sie 120 Euro für eine Arbeit von ihr an. Je nachdem, wie viel Vorarbeit aber beispielsweise in einen Entwurf fließt, kann das auch deutlich teurer werden.

„Da musste ich auch erst lernen, standhaft zu bleiben“, sagt sie. Denn gerade als junge Frau sei es in der Branche nicht unbedingt einfach.
Umso mehr steht bei ihr die Beratung, das Gespräch mit Kunden und die Vorbereitung im Fokus. „Ich will eigentlich keine Laufkundschaft“, sagt sie. Auch deswegen hat ihr Studio keine Öffnungszeiten. Termine vergibt sie ausschließlich online. Über das soziale Netzwerk Instagram (https://www.instagram.com/darlink.ink/)

Wenn sie dort neue freie Termine veröffentlicht, ist das Interesse groß. So groß, dass sie über Wochen oder Monate ausgebucht ist. Mehr als zwei oder höchstens drei Leute pro Tag nimmt sie nicht an. „Auch das sind dann ja mehrere Stunden hochkonzentrierte Arbeit“, sagt sie. Ihre Arbeit soll keine Fließbandproduktion werden.
Manche Arbeiten ziehen sich auch über Monate vom ersten Vorgespräch über diverse Entwürfe bis hin zu den einzelnen Sitzungen. Auch wie lange das reine Stechen dauert, mag sie so pauschal nicht beantworten. Motiv, Stärke der Linien, Farben – aber auch das Aufnahmevermögen der Haut oder die Schmerztoleranz der Kunden spielen eine Rolle.
Keine Sorgen vor der Zukunft
Vor der Zukunft macht sie sich keine Sorgen. „Ich probiere das jetzt einfach aus“, sagt Darleen Jansen. „Wenn‘s klappt, dann klappt‘s“, fügt sie hinzu. Das Studio hat sie mitten in der Pandemie eröffnet, es über die vergangenen zwei Jahre nach und nach aufgebaut. „Ich habe dafür keinen Kredit aufgenommen, vieles habe ich selbst gebaut“, erklärt sie und deutet auf den Tresen. Bisher sehe es gut aus. „Auch wenn man nicht unbedingt reich wird“, sagt sie.
Namen, Daten, Geburtsblumen, Unendlichkeitsschleifen – viele Motive wiederholen sich. „Sich künstlerisch auszuleben ist schwierig“, gibt sie dann noch zu. Auch deswegen schätzt sie den Kontakt zu anderen Tattoostudios. Ist regelmäßig in Großstädten unterwegs und tätowiert dort. „Allein um neue Trends mitzubekommen, ist das schon wichtig“, sagt sie.
Dabei zieht sie aber auch klare Grenzen: „Ich berate die Leute“, sagt sie. Sie selbst habe sich beispielsweise mit Anfang 20 auch auf den Händen tätowieren lassen. „Das würde ich heute so nicht mehr machen“, erklärt sie. Die „vernünftige Beratung“ und ihre Empathie stehe für sie im Fokus.
Trio arbeitet zusammen im Studio
Immens wichtig sei es, nicht allein zu arbeiten: Paula Wenker aus Epe beispielsweise ist seit Februar 2022 mit im Studio. Die 24-Jährige hatte Modedesign studiert. „Das war aber nicht meins“, sagt sie heute. Noch im Studium sei ihr die Idee gekommen, es mit Tätowieren zu versuchen.
„Weil ich selbst vier Tattoos hatte“, sagt sie. Und irgendwie habe sie da so reingefunden. Hat inzwischen längst einen eigenen Kundenstamm. Als Dritte im Bunde arbeitet Anna Zeiler im Studio mit. Aktuell allerdings nur zwei bis dreimal im Monat.
„Dadurch können wir das Studio aber dauerhaft öffnen, können uns gegenseitig vertreten“, sagt Darleen Jansen. Sie lässt die Maschine wieder surren.
Video: Doppelt so viele Atommüll-Gegner wie bisher: BI verbucht Erfolg beim Spaziergang
Ahaus hat das schönste Gericht: NRW-Justizminister Dr. Benjamin Limbach überreicht Urkunde