Hausärzte zwischen Weihnachten und Neujahr Vertretungen können sich nur um akute Fälle kümmern

Hausärzte haben von Weihnachten bis Neujahr nur Zeit für akute Fälle
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Hausarztpraxen in Ahaus und Alstätte ziehen, wie berichtet, zwischen Weihnachten und Neujahr die Notbremse und gönnen ihren Mitarbeitern eine dringend benötigte Atempause.

Drei Arztpraxen übernehmen die Vertretung, fürchten aber schon jetzt einen Ansturm auf die Wartezimmer – und Patienten, um die sie sich in dieser Zeit eigentlich nicht kümmern können.

Einer der Praxisärzte ist Ansgar Wolf. Der Wüllener Hausarzt hofft auf Verständnis und Disziplin. Sonst funktioniere das ganze System nicht. „Wir wollen und müssen die Versorgung sicherstellen“, sagt er. Doch dafür müssen die Patienten mithelfen. Die Vertretung übernehmen in den Tagen „zwischen den Jahren“ insgesamt drei Praxen.

Eben Ansgar Wolf und seine Kollegin Galina Herwing von der Hausarztpraxis am Heuland und zwei Praxen in der Ahauser Innenstadt, das Gesundheitszentrum am Wall (Varwick/de Boer/Sennekamp/von Wnuck-Lipinski; Wallstraße 12-14) und der Hausarztpraxis Ahaus (Malyar/Storks/Balbach; Wallstraße 16-20).

Patienten müssen Regeln befolgen

Das alles funktioniert aber nur, wenn sich die Patienten an ein paar Regeln halten. „Wir können zwischen Weihnachten und Neujahr wirklich nur die Akutversorgung sicherstellen“, sagt er. Dafür sei die Vertretung eingerichtet.

Langfristige Beschwerden könnten in dieser Zeit nicht behandelt werden. „Wenn jemand seit fünf Wochen ein Zwicken im Zeh hat, müsste er sich noch ein paar Tage gedulden und den eigenen Hausarzt aufsuchen“, unterstreicht Ansgar Wolf.

Diese Befürchtung sei nicht aus der Luft gegriffen, sondern beruhe auf Erfahrungen aus der Vergangenheit. „Viele Arbeitnehmer haben zwischen den Feiertagen freie Tage oder Urlaub“, sagt er. Und viele würden versuchen, lange aufgeschobene Behandlungen in genau diese Zeit zu legen.

Vertretung, Notdienst und Notaufnahme

Genau das funktioniere aber einfach nicht. Im Prinzip sei das genauso falsch, wie wegen einer Lappalie den Rettungswagen zu rufen oder einfach in einer Notaufnahme im Krankenhaus aufzutauchen, weil man glaube, dort besonders schnell behandelt zu werden.

Die zentrale Notaufnahme sei nur für schwere Verletzungen oder lebensbedrohliche Erkrankungen gedacht. Die Notdienstpraxis im Krankenhaus decke die Zeiten ab, in denen eine normale Hausarztpraxis schon geschlossen ist. Dafür gebe es auch die – immer noch oft unbekannte – Arztrufzentrale des ärztlichen Notdienstes (Tel. 116117).

Und der Vertretungsdienst zwischen den Feiertagen sei eben für die akute Versorgung von Patienten in Ahaus und den Ortsteilen vorgesehen.

Auch so mag Ansgar Wolf nicht abschätzen, was auf ihn und die Kollegen zukommt. „Wir wissen ja nicht, was kommt“, sagt er. Schon jetzt sei er jeden Tag gut eineinhalb Stunden wegen Atemwegsinfekten gebunden. „Das wird eher noch mehr“, sagt er. Schließlich würden zu den Weihnachtstagen ja die Familien eng zusammenrücken und so ideale Bedingungen für die Ausbreitung von Atemwegskrankheiten bieten.

Eine zentrale Terminvergabe sei für diesen Vertretungsdienst leider nicht möglich gewesen. Dennoch bittet er eindringlich darum, nicht ohne Termin in den Praxen zu erscheinen. Die Praxen seien entweder telefonisch erreichbar. Ansgar Wolf wirbt auch ausdrücklich für die Terminvergabe per Online-Plattform „Doctolib“: „Das entlastet unsere Mitarbeiter und geht einfach schneller“, sagt er. Aber natürlich bleibe auch der herkömmliche Weg zum Arzttermin.

Praxis mit neuen Möglichkeiten

Insgesamt habe die Pandemie auch gelehrt, dass offene Sprechstunden, wie sie früher üblich waren, nicht mehr das Mittel der Wahl seien. „Da hat dann beispielsweise auch ein Patient mit Migräne über Stunden in einem hellen und teils lauten Wartezimmer gesessen“, sagt er. Schon das sei mit spezifischeren Terminen einfach besser zu steuern.

Natürlich sei auch die Ansteckungsgefahr so geringer: „In einem Wartezimmer müssen ja nur ein oder zwei Patienten mit einer ansteckenden Krankheit sitzen, schon ist die Gefahr groß, dass sich auch die anderen Wartenden anstecken“, erklärt er. Und dabei gehe es nicht nur um Corona, sondern auch um alle anderen Atemwegsinfekte.

Das zeige sich beispielsweise auch an seiner neuen Praxis im Heuland. Die ist rund 200 Quadratmeter groß und hat vier Behandlungs- und drei Funktionsräume. Das Wartezimmer ist aber vergleichsweise klein. „Eben wegen der besseren Terminsteuerung“, sagt er. Auch sei es inzwischen in jeder Praxis Standard, dass es separate Zugänge für eine Infektionssprechstunde gebe.

Der Neubau, den er mit seiner Kollegin Galina Herwing im Heuland bezogen hat, entspreche eben dem aktuellen Stand. „So wie die frühere Praxis von Dr. Wolters am Ammelner Weg auf dem Stand der 1980er-Jahre war. Damals hat man so gearbeitet“, sagt er. Auch für sein Team gibt es übrigens eine Atempause. Ein bisschen dauert das aber noch: „Wir schließen natürlich zum Karneval“, sagt der Wüllener lächelnd.

Die Hausärzte Ahaus (Varwick/de Boer/Sennekamp/von Wnuck-Lipinski), Wallstraße 12-14, Tel. (02561) 8900200

Hausarztpraxis Ahaus (Malyar/Storks/Balbach), Terminvereinbarung auch online über die Plattform Doctolib.de möglich; Wallstraße 16-20, Tel. (02561) 1015

Hausarztpraxis am Heuland (Wolf/Herwing), Terminvereinbarung auch online über die Plattform Doctolib.de möglich; Heuland 35, Tel. (02561) 98280

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