Samerosos muss schließen Imbiss verliert nach 22 Jahren Standort an der Wüllener Straße

Samerosos muss schließen: Imbiss verliert Standort nach 22 Jahren
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Nach 23 Jahren wird sich in wenigen Tagen die Luke einer echten Institution in Ahaus vorerst ein letztes Mal schließen: Samer Alkomi muss seinen Imbiss „Samerosos“ an der Wüllener Straße schließen.

„22 Jahre hat er dann hier auf dem Parkplatz gestanden“, sagt der 44-Jährige mit dem strahlenden Lächeln und atmet tief durch. Direkt an der Kreuzung der Wüllener Straße und des Adenauerrings. Ein nahezu idealer Standort. Ein Jahr davor hatte er den Betrieb gegründet und zuerst am Stadtpark, am heutigen Standort der Polizeiwache Ahaus aufgestellt.

In der Zeit hat er sich einen enormen Ruf erarbeitet: Kunden, die sich ihren Döner dort holen, nehmen oft kilometerlange Anreisen in Kauf. „Epe, Gronau, Heek, Legden, Alstätte, Vreden – die kommen von weit her“, sagt Samer Alkomi.

Der gute Geschmack seiner Döner hat sich eben herumgesprochen. „Es ist ganz einfach: Qualität und Ehrlichkeit“, nennt er die beiden Geheimnisse seines Erfolges. Jeder bekomme die gleiche Portion, egal ob Stammkunde oder einmaliger Gast. Auch gebe es keine Unterschiede bei den Grillspießen. Hack- oder Restefleisch käme ihm nicht auf den Grill.

Und einen guten Ruf: „Auf den sind wir seit Jahren stolz“, erklärt er. Der Erfolg ist aber gleichzeitig wohl ein Auslöser des Problems: der große Andrang. Der sei den neuen Betreibern der Spielhalle auf der Ecke wohl ein Dorn im Auge gewesen.

Seit 22 Jahren steht der Imbisswagen auf dem Parkplatz neben der Spielhalle an der Wüllener Straße. Das ist Ende des Jahres vorbei. Der neue Spielhallen-Betreiber hat den Pachtvertrag nicht verlängert.
Seit 22 Jahren steht der Imbisswagen auf dem Parkplatz neben der Spielhalle an der Wüllener Straße. Das ist Ende des Jahres vorbei. Der neue Spielhallen-Betreiber hat den Pachtvertrag nicht verlängert. © Stephan Rape

Zu lange Warteschlangen und zu viele Autos auf dem Parkplatz, die nicht zur Spielhalle, sondern zum Imbisswagen wollten. 22 Jahre sei das aber nie ein Problem gewesen. Erst mit dem Wechsel des Betreibers sei die Diskussion um den Stellplatz des Imbisswagens aufgekommen. Erst sei er noch ein paar Wochen vertröstet worden. „Am Ende hieß es aber: ‚Es gibt keinen neuen Pachtvertrag‘“, erklärt Samer Alkomi.

Seine Gäste wollen das so nicht akzeptieren. „Du musst dich wehren. Dagegen muss man doch etwas tun“, raten sie ihm an diesem etwas verregneten Mittag kurz vor Weihnachten. Doch er winkt ab. „Das bringt nichts als Ärger“, sagt er. Natürlich sei es gerade für die Stammkundschaft ein schwerer Schlag.

Suche nach neuem Standort

Doch er will auch nicht zu laut klagen. Irgendwie werde es schon weitergehen. Nur wo ist noch die Frage. „Vielleicht hat ja jemand einen Tipp für uns. Oder die Stadt kann uns helfen“, sagt er. Die Anforderungen seien überschaubar. Ein paar Quadratmeter Platz, ein Stromanschluss und eine Mitarbeitertoilette.

Denn: Komplett mobil wie beispielsweise ein Foodtruck möchte Samer Alkomi seinen Betrieb nicht aufstellen. Das passe nicht zu dem Familienbetrieb, in dem insgesamt 15 Personen beschäftigt sind. Gleichzeitig komme es gar nicht infrage, einem anderen Imbissbetreiber seinen Platz streitig zu machen. Egal ob Grillwagen oder festes Lokal. „Das macht man einfach nicht“, erklärt er.

Kunden vermissen Familienbetrieb

Neben dem langjährigen Standort an der Wüllener Straße betreibt die Familie in Stadtlohn einen Partyservice sowie seit kurzem einen neuen Grillwagen. „Da würden wir im Zweifel auch hinfahren“, sagt eine Kundin aus Legden, die gerade erst davon erfahren hat, dass ihr Lieblingsgrill bald schließen wird. Auch Samer Alkomi sieht den Betrieb in der Existenz nicht bedroht. Aber natürlich sei das ein herber Rückschlag.

Die Schlange vor dem Wagen wird jetzt zur Mittagszeit noch einmal deutlich länger. Die erste wirkliche Stoßzeit des Tages. Wobei vor dem Wagen eigentlich immer Betrieb herrscht. Ein ständiges Kommen und Gehen. Viele Stammkunden müssen nicht mal mehr bestellen. Ein Fingerzeig genügt, schon wird der passende Döner belegt. Andere rufen schon aus einigen Schritten Entfernung ihre Bestellung über den Tresen.

Täglich steht Samer Alkomi noch selbst hinter dem Tresen. „An sieben Tagen die Woche, mein Freund“, sagt er. Ruhetage kennt er nicht. Nur an den hohen Feiertagen – Weihnachten oder Ostern – bleibt der Grill kalt. „Die sind heilig und für die Familie da“, macht er ganz deutlich. Kein einfacher Job, aber einer, der ihm Spaß macht.

Qualität und der gute Ruf

Im vergangenen Jahr hatte er allerdings einige Tage außer der Reihe geschlossen: im Februar, als der Schnee in Ahaus plötzlich sämtliche Straßen blockierte. „Da war kein Durchkommen“, sagt er. Sonst sei immer geöffnet. So will er es auch bis zum letzten Tag halten. „Bis Silvester wollen wir so viel wie möglich öffnen“, erklärt er. Natürlich nicht an den Weihnachtsfeiertagen. Aber direkt danach wieder.

Wie viele Portionen Döner dort jeden Tag über die Theke gehen? Wie viele Fleischspieße verarbeitet werden? „Eine Menge“, sagt Samer Alkomi mit breitem Lächeln, gibt einem Kunden die Hand und begrüßt ihn herzlich. Die meisten kennt er beim Vornamen.

Wie viele es pro Tag dann aber genau sind, möchte er nicht sagen. Schließlich gebe es ja auch die Konkurrenz. „Und die muss das nicht wissen“, erklärt er. Genau wie das Geheimnis hinter dem Geschmack der Döner. Samer Alkomi winkt noch einmal lächelnd ab. „Qualität ist alles“, sagt er. Genauer lässt er sich nicht in die Karten schauen.

Die Betreiber der Spielhalle ließen Anfragen unserer Redaktion unbeantwortet.

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