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Corona-Regeln für das Handwerk: Masken im Bulli und getrennte Pausen
Kreishandwerkskammer
Trotz Corona sind bei den meisten Handwerksbetrieben im Kreis Borken die Bücher voll. Die Pandemie hat allerdings dafür gesorgt, dass sich für die Arbeiter und Unternehmen einiges ändert.
So langsam kommt in der Ahauser Innenstadt ein bisschen Vorweihnachtsstimmung auf. An zahlreichen Geschäften und gastronomischen Betrieben, aber auch am Rathaus wurde in den vergangenen Tagen die mittlerweile schon traditionelle Holzverkleidung angebracht, die bis Jahresanfang den Winterzauber hinaufbeschwören soll.
Michael Räwer, Frederick Robert und Michael Wüpping von der Firma „Dieker Objekteinrichtung“ kennen die Abläufe aus den Vorjahren. Routiniert schrauben sie bei strahlendem Sonnenschein die Bretter zusammen. Die Laune bei den Handwerkern ist gut. Dass sie bei ihren Arbeiten ständig eine Mund-Nase-Bedeckung tragen müssen und wann immer möglich Abstand halten sollen, daran haben sie sich inzwischen gewöhnt. Es läge schließlich auch in ihrem eigenen Interesse, sich nicht mit dem Coronavirus zu infizieren.
Vorsichtsmaßnahmen „im Interesse aller“
Das sieht ihr Chef, Guido Dieker, genauso. Er sieht die Corona-Schutzverordnung nicht als von oben auferlegte Anweisung, sondern als Schutz für den eigenen Betrieb an: „Wir haben aktuell viele Aufträge. Wenn wegen interner Coronafälle zwei Wochen die Produktion stehenbleiben würde, hätten wir ein Problem mit den Fristen.“
Außerdem hat er auch die Gesundheit seiner rund 20 Mitarbeiter im Blick: „Niemand kann sagen, ob der Verlauf der Krankheit milde ist. Daher sind die Vorsichtsmaßnahmen im Interesse aller“, so Guido Dieker. Auch wenn es für die Handwerker zum Beispiel bedeutet, die Pausen nicht immer mit den Kollegen verbringen zu können.
Kreishandwerkerschaft informiert zur Verordnung
Bei der Kreishandwerkerschaft hat man derzeit alle Hände voll zu tun. Denn gerade mittelständische Betriebe wie das von Guido Dieker haben viele Fragen. Daniel Janning, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, berichtet: „Ein Großteil unserer Arbeit besteht darin, die Betreibe über den aktuellen Stand der Corona-Schutzverordnung zu informieren.“
Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern filtert Daniel Janning aus der Flut von Informationen, die vom Ministerium kommen, die wichtigsten Punkte heraus. „Wir schicken dann alle paar Tage ein Update an die Unternehmen“, so der Geschäftsführer. Neben Masketragen und Abstandhalten empfiehlt die Kreishandwerkschafts zum Beispiel, dass wenn möglich auf gemeinsame Fahrten mit dem Firmenbulli verzichtet wird.
Arbeiter sollen alleine zum Einsatzort anreisen
„Um Kontakte zu reduzieren, sollten die Mitarbeiter alleine zum Einsatzort anreisen. Das geht natürlich nicht, wenn die Baustelle zum Beispiel im Ruhrgebiet liegt“, so Janning. In solchen Fällen sollten alle, die im Fahrzeug sitzen, während der Fahrt eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen – auch der Fahrer. „Das war eine Frage, die lange offen blieb, da an dieser Stelle Corona-Schutzverordnung auf Straßenverkehrsordnung trifft. Doch nun gibt es eine klare Ansage vom Land“, berichtet Daniel Janning.
Auf den Baustellen selbst gebe es die Empfehlung, Teams zu bilden. Denn gänzlich auf Kontakte zu verzichten, sei im Handwerk schlicht unmöglich. „Daher sollte man die Gruppen so gut wie möglich voneinander separieren. Wenn es geht, sollten die verschiedenen Gewerke für sich autark arbeiten, damit möglichst wenig durchmischt wird“, so der Geschäftführer.
Viele Fragen zu Einsätzen im Nachbarland
Viele Fragen gibt es im Kreis Borken außerdem zum Umgang mit dem niederländischen Nachbarn. Müssen die Mitarbeiter nach dem Einsatz in Quarantäne? Darf man überhaupt noch die Grenze passieren? Nach Gespräch mit Euregio und dem Ministerium in Den Haag ist auch hier die Lage eindeutig.
Daniel Janning erklärt: „Alles, was zur Wirtschaft dazugehört, darf in der Niederlande weiterlaufen. Nur wenn sich Arbeiter mehr als fünf Tage am Stück dort aufhalten, müssen sie bei ihrer Rückkehr nach Deutschland in Quarantäne.“ In Gesprächen mit den lokalen Unternehmern habe sich gezeigt, dass das ein zu vernachlässigendes Problem ist. „Die meisten Betriebe sind nur zwei oder drei Tage vor Ort. Viele pendeln sogar täglich.“
1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
