Daniel Hemker-Thiemann (38) ist einer der Landwirte, die Ende Juli bei der Fietsentour ihren Betrieb präsentieren wollen. Ihm geht es darum, mit den Verbrauchern ins Gespräch zu kommen. Die mit dem AMT und dem Runden Tisch Nachhaltigkeit organisierte Aktion ist dabei nur ein Baustein von vielen.

Daniel Hemker-Thiemann (38) ist einer der Landwirte, die Ende Juli bei der Fietsentour ihren Betrieb präsentieren wollen. Ihm geht es darum, mit den Verbrauchern ins Gespräch zu kommen. Die mit dem AMT und dem Runden Tisch Nachhaltigkeit organisierte Aktion ist dabei nur ein Baustein von vielen. © Stephan Rape

Fietsentour soll Landwirte und Stadtbewohner ins Gespräch bringen

rnAktion am 31. Juli

Für die Einen soll es ein schöner Ausflug werden. Die Anderen wollen sich und ihre Arbeit erklären: Entlang von elf landwirtschaftlichen Betrieben führt Ende Juli eine groß angelegte Radtour.

Ahaus

, 07.07.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Daniel Hemker-Thiemann weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll: Kurz vor den Sommerferien waren Schülerinnen und Schüler aus Ahaus zu Besuch auf mehreren landwirtschaftlichen Betrieben. „Die wussten nicht, dass die Milch nicht beim Discounter im Kühlregal entsteht und dass wir Landwirte nicht nur zum Spaß Tiere halten oder mit dem Schlepper auf dem Acker unterwegs sind“, sagt der 38-jährige Landwirt aus Quantwick.

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Schließlich kämen die Kinder nicht aus dem Zentrum einer Großstadt, sondern mitten aus Ahaus. Immer wieder stelle er die riesige Lücke zwischen der Landwirtschaft und der „Stadtbevölkerung“ fest. Sei es im Konflikt zwischen Radtouristen und landwirtschaftlichen Maschinen auf den Wirtschaftswegen. Sei es im Gespräch miteinander. Sei es beim Streit um die richtige Haltungsform der Tiere.

Daniel und Christina Hemker-Thiemann – hier mit ihren Kindern Sophie (8), Marlene (4) und Mathilda (1) – betreiben aktuell den Hof der Familie. Die Wurzeln der Familie reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. "Immer in Quantwick", sagt Daniel Hemker-Thiemann lachend.

Daniel und Christina Hemker-Thiemann – hier mit ihren Kindern Sophie (8), Marlene (4) und Mathilda (1) – betreiben aktuell den Hof der Familie. Die Wurzeln der Familie reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. „Immer in Quantwick“, sagt Daniel Hemker-Thiemann lachend. © AMT Ahaus

„Wir wünschen uns einfach einen engeren Kontakt zu den Menschen“, sagt er, „die Leute sollen uns ansprechen.“ So wollen die Landwirte auf Sorgen und Nöte der Verbraucher reagieren: „Wir möchten uns der Diskussion stellen und auf Anregungen antworten.“

Dabei räumt er ein, dass sich viele Landwirte in den vergangenen Jahren selbst abgekapselt haben. Doch schon seit Jahren würden sie versuchen, das Steuer wieder herum zu reißen. Das gehe aber nur über Kontakte und direkte Gespräche. Die Landwirte wollen zurück in die Mitte der Gesellschaft, in der sie sich selbst sehen, aus der sie sich aber ausgegrenzt fühlen.

Familie kann auf jahrhundertelange Geschichte zurückblicken

„Unsere Familie können wir bis ins 14. Jahrhundert auf diesem Hof zurückverfolgen“, sagt der Quantwicker mit stolz geschwellter Brust. Immer habe die Landwirtschaft in der Mitte der Gesellschaft gestanden. Doch seit einiger Zeit fühlten sich die Landwirte unverstanden und an den Rand gedrängt.

Seit seine Vorfahren die ersten Felder urbar gemacht hätten, habe sich Landwirtschaft natürlich enorm verändert. Doch sie sei immer noch die Grundlage für die Gesellschaft. Daniel Hemker-Thiemann beispielsweise bewirtschaftet 48,5 Hektar Ackerland und fast acht Hektar Wald.

Auf dem Hof werden 70 Bullen und 700 Schweine gemästet. Die große Biogasanlage hat seit 2012 eine Leistung von 400 Kilowatt. Seit zwei Jahren ist er der Eigentümer des Familienbetriebs.

Einen möglichen neuen Kontakt zwischen Landwirten und Bevölkerung soll die Fietsentour bringen, die Ahaus Marketing und Touristik und der Runde Tisch Nachhaltigkeit Ahaus zusammen mit elf Landwirten planen. Am 31. Juli soll eine etwa 18 Kilometer lange Radtour entlang von elf landwirtschaftlichen Betrieben durch Ahaus führen.

Landwirte wollen Fragen der Besucher beantworten

Auf den Betrieben werden einerseits die Inhaber Fragen beantworten, andererseits wird über Infotafeln über die Höfe informiert. Dazu gibt es verschiedene Aktionen für kleine und große Besucher, Essen und Getränke.

Gleichzeitig werden die Details zu den Höfen, ihren Aufgaben und Spezialisierungen auch online zusammengefasst. Diese Seite ist aktuell allerdings erst im Aufbau. Dort wird pünktlich vor dem Start auch eine Datei für Fahrradnavigationssysteme bereitgestellt.

Unterstützt von der Volksbank Gronau-Ahaus haben Ahaus Marketing und Touristik (AMT) um Geschäftsführer Benedikt Homölle (3.v.l.), der Runde Tisch Nachhaltigkeit Ahaus (vertreten durch Marianne Stark-Westkamp; 2.v.l.) und Landwirte aus Ahaus haben die Fietsentour gemeinsam organisiert.

Unterstützt von der Volksbank Gronau-Ahaus haben Ahaus Marketing und Touristik (AMT) um Geschäftsführer Benedikt Homölle (3.v.l.), der Runde Tisch Nachhaltigkeit Ahaus (vertreten durch Marianne Stark-Westkamp; 2.v.l.) und Landwirte aus Ahaus die Fietsentour gemeinsam organisiert. © Stephan Rape

Gut ein halbes Jahr hat die Vorbereitung gedauert. Direkt nach seinem Start als AMT-Geschäftsführer habe Benedikt Homölle als eines der ersten Projekte damit begonnen: „Ich bin ja quasi in Doppelfunktion in dem Projekt unterwegs“, sagt er lachend: In Ahle betreibt er schließlich selbst einen Biobauernhof.

Entsprechend sieht er sich auch ein Stück weit als Schnittstelle zwischen Landwirten, Stadtmarketing und der Bevölkerung. Und entsprechend schnell habe er die Kontakte zwischen den Partnern herstellen können.

Betriebszweige und Produktion von Lebensmitteln soll gezeigt werden

Auf der Tour gehe es ausdrücklich um die unterschiedlichen Gesichter der konventionellen Landwirtschaft. „Was heißt Landwirtschaft konkret? Wo kommen die Lebensmittel her?“, stellt Benedikt Homölle zwei große Fragenkomplexe vor. Daneben sollen auch weitere Betriebszweige der Landwirte, wie beispielsweise das ganze Thema Biogas bei Familie Hemker-Thiemann, vorgestellt werden.

Wie Marianne Stark-Westkamp vom Runden Tisch Nachhaltigkeit erklärt, ging es ursprünglich um ein ganz anderes Projekt: „Wir wollten eine Übersicht über die Hofläden und Direktvermarkter in der Region zusammenstellen“, sagt sie.

Dabei hatten sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Ernährung und nachhaltiger Konsum“ Unterstützung vom AMT erhofft. „Und da sind wir genau auf den Richtigen getroffen“, ergänzt sie.

Konventionelle Landwirtschaft soll präsentiert werden

Die Idee für die Vorstellung ganz unterschiedlicher – konventioneller Landwirte wurde geboren. „Wir haben einen Fragenkatalog entwickelt, um die Betriebe im Detail präsentieren zu können“, sagt sie.

Auch führten die Mitglieder Interviews mit den Landwirten. „Das war für beide Seiten wirklich gut“, erklärt sie. Dass Regionalität immer wieder ein großes Schlagwort sei, sei klar. „Aber was machen die Landwirte hier vor Ort eigentlich?“, stellt sie eine Frage in den Raum. Einige Antworten soll die erste Radtour bringen.

Die Adressen der Hofläden werden trotzdem noch zusammengefasst. Im Fokus steht nun aber erst einmal die Fahrradtour am 31. Juli.

Für Benedikt Homölle geht der Plan direkt noch weiter: In den kommenden Jahren soll die Tour auf die Ortsteile und die Landwirte dort ausgeweitet werden. Aber das ist noch Zukunftsmusik. https://ahaus.app/fietsentour

Runder Tisch Nachhaltigkeit hat viele Themen

  • Der Runde Tisch Nachhaltigkeit Ahaus wurde 2020 gegründet und sieht sich als Plattform für alle, die an nachhaltiger Entwicklung in Ahaus interessiert sind und sich dafür engagieren möchten.
  • Bislang sind sieben Arbeitsgruppen aktiv: Grünes Ahaus; Mobilität; Bildung; Atommüll / Neue Energieformen; Neues Wohnen; Ernährung & Nachhaltiger Konsum; Transition Ahaus
  • Termine und Infos veröffentlichen die Mitglieder unter www.rundertisch-nachhaltig-ahaus.de