
Kalle Höper und die Original Grenzland Musikanten sollten Anfang September in Wüllen auftreten. Genau wie Mirja Boes mit der Band „Die Honkey Donkeys“. Nun bleiben die Instrumente im Koffer. Weil bis jetzt kaum Karten verkauft wurden, hat der Veranstalter am Mittwoch die Notbremse gezogen und die Konzerte abgesagt. © Kippic (Archiv)
Kaum Karten verkauft – Veranstalter sagt drei Spätsommerkonzerte ab
Absage
Notbremse eineinhalb Wochen vor dem Konzert: Marc Böing hat die Spätsommerkonzerte in Wüllen abgesagt. Für eines der drei Konzerte ging keine einzige Karte im Vorverkauf über die Theke.
Drei Spätsommerkonzerte hatte Marc Böing aus Wüllen für das erste Septemberwochenende angekündigt. Einmal Mirja Boes, zweimal Karl-Heinz „Kalle“ Höper“ sollten den Festplatz am Spieker mit Publikum füllen. Am Mittwoch hat er die Notbremse gezogen: Alle drei Konzerte sind abgesagt.
„Für den Freitagabend mit Mirja Boes waren Stand Dienstagabend 58 Karten verkauft, für den Samstag 50 und für den Sonntag sage und schreibe 0“, sagt ein geknickter Marc Böing im Gespräch mit unserer Redaktion.
Spätsommerkonzerte lockten zwei Jahre lang hunderte Besucher
Als Geschäftsführer des Wüllener Unternehmens Gastro-Tec hatte er die Spätsommerkonzerte 2020 – im ersten Pandemiesommer – zusammen mit dem damaligen Betreiber der Höstenpumpe und dem Wüllener Musikverein ins Leben gerufen.
Auch 2021 mit dem damals noch sehr schmalen Veranstaltungsprogramm und den strengen Vorgaben aus der Corona-Schutzverordnung feierte er mit dem Konzert einen Erfolg. Zum Vergleich: „Damals gingen im Vorverkauf für Freitag 450, für Samstag 480 und für Sonntag noch einmal 350 Tickets weg“, sagt Marc Böing im Rückblick.
Doch in diesem Jahr hatte der Musikverein Wüllen wieder sein normales – dicht gedrängtes – Auftrittsprogramm. Für die Spätsommerkonzerte sei darin schlicht kein Platz mehr gewesen. Deswegen hatte Marc Böing frühzeitig umgeplant. Umsonst.
Veranstalter kann und will Enttäuschung nicht verbergen
Vielleicht hätten in den Vorjahren die lokalen Musiker aus dem Ort einfach stärker gezogen. „Vielleicht haben die Leute im Moment auch einfach Angst, Geld auszugeben“, räumt er ein. Trotzdem: „Ich bin schon enttäuscht“, sagt er ganz deutlich. Denn als er die Neuauflage angekündigte, sei ihm von allen Seiten großes Lob, Vorfreude und Zustimmung entgegen gekommen.
„Alle waren Feuer und Flamme“, sagt er. Auch am Mittwochmorgen kurz nach der Absage hätten ihn mindestens 50 Bekannte angeschrieben oder angerufen und überrascht nach dem Grund für die Absage gefragt. „Das große Interesse und das Erstaunen über die Absage passen aber einfach mit den Ticketverkäufen nicht zusammen“, erklärt er.
Finanziell kein Genickbruch, aber Rückschlag
Finanziell breche ihm das zwar nicht das Genick, aber es sei schon ein herber Rückschlag. Er bemüht sich jetzt um Schadensbegrenzung. Mit Mirja Boes beispielsweise werde gerade schon für einen Folgetermin geplant. „Genaueres kann ich da aber im Moment noch nicht sagen“, erklärt er. Von deren Agentur habe er aber auch gehört, dass aktuelle viele Konzerte oder Veranstaltungen wegen schleppender Kartenvorverkäufe abgesagt werden.
Jeder, der ein Ticket gekauft hat, kann es über AMT, Oldenkottplatz 2, oder Gastro-Tec zurückgeben und bekommt den Wert erstattet. Karten, die über die Ahaus-App gekauft wurden, werden automatisch rückerstattet.
Kalle Höper spricht von vielen Agenturen, denen es ähnlich geht
Einer, der sich besonders über die Absage ärgert, ist Karl-Heinz „Kalle“ Höper. Der Alstätter hätte gleich zweimal auf der Bühne gestanden: Am Samstag mit einer Elton-John-Tribute-Show und am Sonntag mit den Original Grenzland Musikanten und böhmischer Blasmusik. „Und ich hatte zwei so schöne Shows auf die Beine gestellt“, sagt er dennoch lachend.
Dann wird er ernster: Im Moment würden landauf, landab eine Vielzahl von Konzerten abgesagt. „Alles was nicht gerade Helene Fischer heißt, hat es schwer“, sagt er.
Denn die Menschen würden ganz einfach anfangen, extrem zu sparen. „Das hört man überall. Ist doch auch kein Wunder. Wenn ich nicht weiß, was im Herbst an Heizkosten auf mich zukommt, spare ich mir lieber die Konzertkarten“, sagt Kalle Höper. Er kenne eine Reihe von Agenturen, die aktuell nur noch ihre Verträge aus 2021 abarbeiten und danach in die große Leere blicken würden.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
