Familie Sundermann bangt nach Ölfund um ihren Hof
Ursache noch unklar
Auch sechs Wochen nach dem ersten Ölfund im Amtsvenn ist die Ursache weiter unklar. Die Familie Sundermann muss nun aus ihrem Ferienhäuschen ausziehen und hat wenig Hoffnungen, je wieder nach Hause zu kommen.
Mit der ganzen Familie geht es nun in ein Hotel nach Graes, denn es ist immer noch nicht klar, wann und ob sie wieder komplett auf den Hof im Amtsvenn zurück können. Tagsüber dürfen sie dort wohnen, aber nachts ist das zu gefährlich. „Es ist sicherer so, denn man weiß nie, wann der Wind dreht. Mal riecht man das Öl, mal gar nicht“, erklärt Sundermann, der hauptberuflich Maschinist ist. Den Großteil seines Landes hat Sundermann bereits vor vielen Jahren gepachtet. So auch die Weide, auf der sein Pächter am 12. April das erste ausgetretene Öl entdeckt hat. Eigenes Vieh haben die Sundermanns schon seit zwei Jahren nicht mehr. Nur noch zwei Ponys. Und 16 Hühner.
Genau diese Hühner haben nun auch eine neue Unterkunft gefunden. Bei der SGW. Dort wurde extra für sie eine Voliere gebaut. „Wir durften sie nicht verzehren. Normalerweise kommen die in die Suppe, aber das Veterinäramt wollte sie auch nicht einfach so töten“, erklärt Sundermann. Nun seien die Hühner eben bei der SGW „in Rente“. Sundermann hat kaum noch Hoffnung, dass er jemals wieder auf seinen Hof zurück kann. „Rechnen tut man mit dem Schlimmsten. Wir finden uns gerade damit ab, dass wir gar nicht mehr hin können.“ Schließlich könnten auch die Kinder den Hof später nicht mehr verkaufen, weil dort einmal Öl gefunden wurde. Über eine Entschädigung würde er noch nicht mit der SGW verhandeln. „Die SGW will sich da nicht drücken. Aber momentan müssen wir erstmal sehen, wie wir die akute Situation bewältigen können“, erklärt ein Sprecher der SGW. Sundermann sieht es gelassen und nimmt das Unternehmen sogar in Schutz: „Die versuchen alles, was möglich ist. Aber hexen können sie auch nicht.“
Von Ruhe kann man im Amtsvenn nicht mehr sprechen. Nachdem am Montag dort etwa 20 LKW-Ladungen Geräte und Materialien angeliefert wurden, gleicht das Naturschutzgebiet immer mehr einer Großbaustelle. An drei Stellen ist dort Öl ausgetreten, doch gearbeitet wird viel weiträumiger. An der Kaverne S5 wird alles vorbereitet für ihn, den Red Eagle I. Noch steht das Gefährt auf seinen sieben Achsen auf dem Hof der SGW und wartet auf seinen Einsatz. Ab nächster Woche sollen die Drucktests beginnen. „Dafür wird in das Rohr, das in die Kaverne führt, unter Hochdruck Sole gepumpt und gegen das Öl ausgetauscht“, erklärt ein Sprecher der SGW. Mit diesem Dichtigkeitsdrucktest wolle man herausfinden, ob und wo sich dort das Leck befindet. Momentan gehe man da den Hinweisen nach, die sich darauf verdichten, dass dort das Leck zu finden sei. „Erst wenn wir wissen, wo die Leckage ist, können wir sagen, wie wir das abdichten“, sagt der Sprecher. Zu den Vorbereitungsarbeiten für die Druckmessung gehört die Aufschlussbohrung, die wenige Meter neben der Kaverne S5 durchgeführt wird. 108 Meter tief ist man dort bereits gekommen. „Interessant wird es, wenn wir unter die Tonschicht kommen, ob da Öl ist oder nicht“, so der Sprecher.
An der Fundstelle eins, auf der Weide, tragen Arbeiter derzeit das Erdreich ab. Nur unter strengen Maßnahmen wie Atemschutz dürfen sie dort agieren. Regelmäßig wird der Benzolgehalt in der Luft überprüft. Die Fundstelle zwei befindet sich dort, wo vor wenigen Wochen noch ein großes Stück Wald war. Auch dort wird die Erde abgetragen. „Öl tritt an beiden Stellen nicht mehr aus“, so der Sprecher. Nur noch auf dem Hof Sundermann. „Dort sind es 20 Liter Öl-Wasser-Gemisch pro Stunde mit einem Ölgehalt von einem Prozent.“ Man merke schon, dass es zurückgehe und der Ölgehalt niedriger werde. 12,9 Kubikmeter reines Öl habe der Entsorger bereits weggeschafft – das sind ungefähr sechs große Freibadbecken voll. Am Freitag waren es noch neun Kubikmeter. „Durch den Regen kommt einiges raus“, so der Sprecher. Vom Öl-Sand-Gemisch wurden bereits 1572 Kubikmeter entsorgt. Insgesamt lagern in Kaverne S5 410 000 bis 450 000 Kubikmeter Öl. „Faktisch gibt es aber – leider – nichts neues seit zwei Wochen“, sagt der Sprecher. Man befinde sich nun in der Phase der Gefahreneindämmung und Entsorgung.