
Patrick Janning, Entwickler bei den Tobit.Labs, hat in den vergangenen Wochen die intelligente Ladesteuerung entwickelt. Nur ein System, das am Freitag bei der Pushcon Focus auf dem Tobit.Campus vorgestellt wurde. © Stephan Rape
Ein Tag Energie: Pushcon bringt Ideen aus der Nachbarschaft auf die Bühne
Pushcon Focus
Die Tobit.Labs unter Strom: Bei der Pushcon Focus hat sich am Freitag alles um das Thema Energie gedreht. Auf der Bühne ging es um große Ansätze und Ideen aus der direkten Nachbarschaft.
Normalerweise programmiert Patrick Janning bei den Tobit.Labs in den Tiefen der Software Chayns. Weit entfernt von Zuschauern, die ihm dabei über die Schultern sehen. Doch an diesem Freitag steht er mit auf der großen Bühne. „Schon ungewohnt als introvertierter Nerd“, wie er lachend erklärt.

Insgesamt rund 440 Besucher wollten sich die Vorträge auf der Pushcon Focus zum Thema Energie nicht entgehen lassen. Dabei wurden auch viele Beispiele aus der direkten Nachbarschaft vorgestellt. © Stephan Rape
Die Tobit.Labs haben zu einem Tag eingeladen, an dem sich alles um Energie dreht. Pushcon Focus Energie lautet der Titel. Energienutzung, neue Konzepte und eben auch clevere Ideen aus der direkten Nachbarschaft stehen auf dem Programm:
Blockheizkraftwerk als Rückgrat der regenerativen Energie
Beispiel 1: 2G aus Heek. Seit 1995 baut und liefert das Unternehmen Blockheizkraftwerke: Motoren, die aus Gas Strom und Wärme produzieren. Stefan Liesner, Marketingleiter bei 2G: „Wir sind dabei nicht auf fossile Energie angewiesen. Wasserstoff oder Biogas funktionieren genauso“, erklärt er.
Mit den Blockheizkraftwerken könne dezentral Energie produziert werden. Gerade das sei in Zukunft enorm wichtig. Denn schon jetzt kämen viele Stromnetze auf der unteren Ebene an ihre Grenzen. Gleichzeitig seien die Aggregate in der Größe sehr variabel und hätten einen enorm hohen Wirkungsgrad. „Kein Allheilmittel, aber auf jeden Fall eine riesige Unterstützung zu mehr Klimaschutz und der Transformation im Energiemix“, so Stefan Liesner.

Damit bei Bio-Landwirt Franz-Josef Lesker auch in Stadtlohn der Paprika gedeiht, ist viel Energie nötig. Die holt sich der Stadtlohner aus der unmittelbaren Nachbarschaft: Unter anderem aus Abwärme des Blockheizkraftwerks seines Nachbarn. © Stephan Rape
Beispiel 2: der Biohof Lesker aus Stadtlohn. Gerade erst hat der Betrieb seine Gewächshäuser auf 2,6 Hektar erweitert. Um diese Flächen zu beheizen, ist viel Energie nötig. Energie, die Inhaber Franz-Josef Lesker aus der Nachbarschaft bekommt: Dort laufen Blockheizkraftwerke. Die Abwärme fließt durch dicke Stahlrohre in die Gewächshäuser, bringt so Obst und Gemüse zur Blüte. Zusätzlich betreibt das Unternehmen eine Hackschnitzelheizung. Auch deren Brennstoff kommt aus der Region: aus der Durchforstung von Wallhecken. Eben bio.
Photovoltaikelemente statt Klimaanlage
Und die Tobit.Labs gehen selbst als Beispiel voran: Statt ein Gebäude mit einer Klimaanlage auszustatten, wurde auf dem Dach ein großflächiger Träger für Photovoltaikmodule montiert. „Der sorgt für zusätzlichen Schatten und hilft so, das Gebäude kühl zu halten“, erklärt Andreas Rudolphi, bei den Tobit.Labs für die Projektplanung zuständig.
Das Gebäude sei zuvor im Sommer ein echter Backofen gewesen. Zusätzlich werden auf dem Dach in der Spitze 444 Kilowatt Strom produziert. Damit wiederum können das Bamboo, das Werkstatt- und ein Lagergebäude autark mit Strom versorgt werden. Zumindest zwischen 7.45 und 21 Uhr – im Sommer. Ein Großteil des produzierten Stroms wird aktuell auch noch ins Netz eingespeist. Gleichzeitig fließt der Strom in bis zu zwölf Elektrofahrzeuge, die entlang der neu geschaffenen Säulen geladen werden.

Andreas Rudolphi (l.) und Patrick Janning (M.) im Gespräch mit Dieter van Acken: Bei den Tobit.Labs wurden schon vor zwölf Jahren die ersten Lampen gegen LEDs getauscht, um Energie zu sparen. Aktuell laufen Planungen, um weitere PV-Anlagen zu installieren. © Stephan Rape
Der Clou: Software steuert den Ladeprozess in vier Geschwindigkeiten – und vier Tarifen. Da kommt Patrick Janning ins Spiel. Die Entwicklung: Je nachdem, ob ein Fahrer besonders schnell laden oder besonders viel Ökostrom in die Akkus bekommen möchte, kommt der Strom aus dem Photovoltaik-Dach oder dem herkömmlichen Stromnetz. „Das war schon etwas ganz anderes als das übliche Alltagsgeschäft“, erklärt er lachend.
Über Monate hat er sich zuletzt mit Energie, Stromzählern und Schaltungen beschäftigt. Und es gibt weitere Pläne: Stromspeicher, ein Kabel unter der Straße um auch das Hauptgebäude der Tobit.Labs zu versorgen, weitere Photovoltaik-Module auf dem Dach und über dem Parkplatz.
440 Zuhörer wollen neue Ideen zur Energie hören
Die Energienutzung in Unternehmen ist an diesem Tag aber nur eins von vielen Themen auf dem Campus. Es geht auch um Wasserstoff als Energieträger, das eigene Zuhause als Kraftwerk, Energieeinsparung, Mobilität und zukünftige Projekte. Rund 440 Zuhörer wollen sich das nicht entgehen lassen.
So viele Tickets haben die Tobit.Labs vorab verkauft, erklärt Maria Engels vom Campus-Marketing. Eine Zahl, die sie durchaus zufrieden stimmt. „Ein toller Erfolg“, erklärt sie. Eine Neuauflage der Pushcon Focus Energie sei schon in Planung. Inhalte und Termin sind aber noch offen.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
