Schnelltests, Inzidenzzahl, Mutationen, Schutzverordnung, Lockdown – Vokabeln, die in den vergangenen 365 Tagen zum traurigen Alltag geworden sind.

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Coronavirus hält Ahaus seit exakt einem Jahr im Griff

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Kein Thema der vergangenen Jahrzehnte hat die Nachrichten so bestimmt, wie das Coronavirus. Exakt vor einem Jahr wurde die erste Infektion in Ahaus nachgewiesen. Ein Rückblick.

Ahaus

, 09.03.2021, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit exakt 365 Tagen kämpft Ahaus mit dem Coronavirus. Es war der Abend des 5. März 2020, als die Ahauser Stadtverwaltung und der Kreis Borken in einer knappen Meldung mitteilten, dass die Irena-Sendler-Gesamtschule vorläufig geschlossen bleibt. Zwei Schüler und ihre Eltern hatten sich mit der Krankheit infiziert.

Bis dahin hatte wohl niemand in der Region auch nur eine vage Idee davon, was alles noch passieren sollte.

Coronavirus bestimmt Nachrichten wie kein anderes Thema

Weit über 1000 Artikel unserer Redaktion sind rund um das Coronavirus seit März 2020 allein in Ahaus erschienen. Kein anderes Thema hat auch unsere Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten so bestimmt.

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Als das Virus nach Ahaus kam, änderte sich auch hier die Stimmung. Anfängliche Skepsis wich schnell Angst. Die Supermärkte wurden geplündert: Klopapier und Hefe entwickelten sich zu einem raren Gut. Der erste Lockdown noch vor Ende März stellte den Alltag völlig auf den Kopf. Erst da wurde vielen bewusst, wie zerbrechlich die tägliche Routine ist.

Eingriff in die persönliche Freiheit

Alltagsmasken, Kontaktnachverfolgung, geschlossene Gastronomie, geschlossene Läden, Homeoffice, Kurzarbeit – die Einschnitte in die persönliche Freiheit sind riesig. Und waren bisher undenkbar. Doch Protest gegen die Maßnahmen, wie er in anderen Regionen laut wird, hält sich in Ahaus in ganz engen Grenzen. Im Fokus steht der Schutz der älteren Einwohner, die von einer Erkrankung besonders bedroht werden.

Und die Ahauser ziehen mit. Auch nach Monaten der Beschränkungen blicken Polizei und Ordnungsamt auf vergleichsweise wenige Verstöße. Mehr noch: Die Ahauser lassen sich nicht entmutigen. Nachbarschaften rückten enger zusammen. Ehrenamtliche unterstützten diejenigen, die sich nicht selbst helfen konnten und Angst vor einer Infektion hatten und haben.

Im Sommer stellte sich dann so etwas wie Entspannung ein. Natürlich war immer noch vieles anders als gewohnt, doch bei hochsommerlichen Temperaturen geriet das Virus fast in Vergessenheit. Klar, Großveranstaltungen blieben abgesagt. Schützenfeste, das Stadtfest, die Kirmes und ungezählte Veranstaltungen von Vereinen fielen aus. Bisher undenkbar.

Kreative Aktionen und Urlaub vor der Haustür

Statt in den Urlaub in der Ferne ging es oft mit dem Fahrrad auf Tour in die nähere Umgebung. Und es gibt andere kreative Konzepte: Ein Pop-Up-Biergarten im Schlossgarten, ein Autokino, zahllose Lieferservices. Auch die Vereine stemmen sich mit Online-Angeboten, Videos und Aktionen gegen den Coronablues. Unternehmen stellen ihre Produktion um: Desinfektionsmittel, Masken oder Schutzausrüstung stehen hoch im Kurs.

Dann die Ankündigung, dass ein Impfstoff auf dem Weg ist. Hoffnung keimt auf. Doch die Zahlen entwickeln sich in die andere Richtung: Die Versorgung mit dem Impfstoff stockt, die Infektionszahlen steigen. Längst ist von einer dritten Welle und noch ansteckenderen Mutationen des Virus’ die Rede.

Seit Ende 2020 befindet sich ein Großteil der Wirtschaft im erneuten Lockdown. Kinder müssen zu Hause lernen, statt in die Schule zu gehen. Gerade erst ist er bis Ende März ausgeweitet, mit einigen Lockerungen, je nachdem wie hoch die Inzidenz klettert.

Stadt beklagt 44 Tote

Ein Jahr nach dem ersten Fall in Ahaus beklagt die Stadt 44 Tote, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben sind. 1188 Menschen haben sich infiziert, 1097 sind wieder gesund – Stand Freitag, 5. März. Sie kämpfen aber zum Teil noch mit den schweren Spätfolgen der Erkrankung.

Die Welt hat sich verändert. Freundliches Nicken über die Kante der Maske statt Händeschütteln, „Bleiben Sie gesund“ statt „Auf Wiedersehen“. Eine Weile werden wir alle zusammen noch durchhalten müssen.

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