Das Team der Ahauser Tafel nimmt neue Spenden an und packt die Lebensmittel in Jutetaschen: Johannes Lügering, Margot Hagner, Ursula Lemke, Marlies Feldmann, Monika Preckel und Margot Fierus (v.l.).

© Hendrik Bücker

Corona-Krise: Tafel in Ahaus erwartet Welle von Neuanmeldungen

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Das Engagement der Ahauser Tafel ist ungebrochen, doch wegen Corona ist das Lager leer. Die Lebensmittel gehen, wie sie kommen. Dabei rechnet die Tafel mit einer höheren Bedürftigkeit.

Ahaus

, 08.05.2020, 04:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Schließung über Ostern sei eine Katastrophe gewesen, erzählt Johannes Lügering, Leiter der Ahauser Tafel. Trotz des abrupten Stopps wegen der Coronakrise habe die Tafel die Versorgung ihrer Kunden jedoch sicherstellen können.

Ehrenamtliche und Mitarbeiter haben in den Zeiten des Notbetriebs mehr leisten müssen als zuvor, berichtet Marlies Feldmann aus dem Vorstand des Sozialdienstes katholischer Frauen. „Wir sind überaus dankbar für das Engagement unserer rund 90 ehrenamtlichen Helfer“, so Feldmann.

Johannes Lügering, Leiter der Ahauser Tafel, ist froh über die Wiedereröffnung.

Johannes Lügering, Leiter der Ahauser Tafel, ist froh über die Wiedereröffnung. © Hendrik Bücker

Seit Montag, 4. Mai, hat die Ahauser Tafel wieder geöffnet – unter Sicherheitsvorkehrungen. Denn einige Maßnahmen aus dem Notbetrieb hat das Team beibehalten, andere sind hinzugekommen.

Spende von 500 Jutetaschen

Im Notbetrieb wurden die vorgepackten Lebensmittel nach Terminvereinbarung in Jutetaschen herausgegeben. Wer selbst nicht zur Tafel kommen konnte, dem wurden die Lebensmittel bis vor die Tür gebracht. Die Taschen werden aus Hygienegründen nach jeder Ausgabe heiß gewaschen.

„Eine unserer Spenderinnen, die uns seit Jahren unterstützt, hat zu Beginn der Krise gefragt, ob sie etwas tun könne“, erzählt Johannes Lügering. Mittlerweile hat sie der Tafel 500 Jutetaschen zur Verfügung gestellt, mit denen die Kunden versorgt werden.

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Die Lebensmittelausgabe per Jutetasche werde die Tafel bis auf weiteres beibehalten. Das reduziere den Kundenkontakt und die Ausgabezeit, sodass vor der Tafel keine Menschentraube entstehe. Zusätzlich wurden den Kunden Zeitkorridore mitgeteilt, innerhalb derer sie die Lebensmittel abholen können, um Schlangen zu vermeiden.

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Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass die Lebensmittel nicht mehr frei ausgewählt werden können. Die Taschen sind vorgepackt. Das Team der Tafel achtet aber darauf, dass die Taschen für jeden geeignet sind – egal ob jemand Vegetarier ist, oder aus konfessionellen Gründen etwas nicht verzehren darf. „Lebensmittel wie Fleisch oder Babynahrung geben unsere Ehrenamtlichen auf Wunsch hinzu“, erklärt Marlies Feldmann.

Miteinander von Dankbarkeit, Respekt und Disziplin geprägt

Die erste Lebensmittelausgabe am Montag seit der Schließung verlief indes reibungslos, wie Lügering berichtet. „Ich hatte erwartet, dass ich schimpfen müsste“, gesteht er, denn vor Corona habe in der Tafel auch mal ein aufgeregtes Gewusel stattgefunden, doch „es hat alles reibungslos funktioniert.“

Termine, Abstandsregelung, Maskenpflicht, passendes Münzgeld – alles sei eingehalten worden. Der Umgang miteinander sei von großer Dankbarkeit, Respekt und Disziplin geprägt gewesen.

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Zur Wiedereröffnung der Tafel mussten viele Ehrenamtliche reaktiviert werden. Das sei für Marlies Feldmann und Johannes Lügering keine Selbstverständlichkeit gewesen, gehören die meisten Helfer doch selbst einer Risikogruppe an. Darum habe Lügering darauf hingewiesen, dass nur helfen solle, wer ein gutes Gefühl dabei habe: „Die positiven Rückmeldungen erreichten uns in überwältigender Anzahl.“

Ehrenämtler: „Uns hat die Gemeinschaft gefehlt.“

Zu den ehrenamtlichen Helfern gehören unter anderem Margot Fierus, Ursula Lemke, Monika Preckel und Margot Hagner. Die Schließung der Tafel sei für sie wie ein Schlag ins Gesicht gewesen: „Uns hat die Gemeinschaft gefehlt“ und „Wir wollen helfen“ ist der einhellige Tenor.

Die aktuelle Situation wiege dennoch schwer. Während des Notbetriebs habe die Tafel keine Lebensmittelspenden sammeln können. „Um die Jutetaschen zu befüllen, mussten wir an unseren Notbestand“, sagt Feldmann. Darum sei die Tafel jetzt so gut wie leer gefegt. Lügering ergänzt: „Wir erhalten jetzt zwar neue Spenden, doch diese reichen nicht aus, um einen neuen Bestand aufzubauen. Es geht raus, wie es reinkommt.“

Erst seit Montag fahren die Ehrenämtler wieder mit den zwei Fahrzeugen der Tafel zu den Supermärkten, um Lebensmittel zu sammeln – ausgestattet mit Mundschutzen und einer Plexiglasscheibe zwischen Fahrer und Beifahrer. Die Märkte seien nun ausnahmslos froh, die Tafel wieder beliefern zu können, so Lügering.

Welle von Neuanmeldungen erwartet

Mit Blick auf die Corona-Pandemie und die wirtschaftliche Entwicklung erwarte das Team der Tafel in den kommenden Wochen und Monaten eine Welle von Neuanmeldungen.

„Durch Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit werden im Sommer und Herbst wahrscheinlich mehr Kunden zu uns kommen“, schätzt Johannes Lügering. Aktuell unterstütze die Ahauser Tafel etwa 420 Personen.

Die Tafel hofft, dass sie den Neuanmeldungen gerecht werde. Sorgen mache man sich aber nicht: „Wir wissen zwar nicht, wie es konkret aussehen wird, aber wir haben bisher alle Herausforderungen kreativ und flexibel gemeistert“, ist sich Marlies Feldmann gewiss.

  • Die Jutetaschen mit Lebensmitteln gibt es für 1,50 Euro nach vorheriger Anmeldung und Terminvereinbarung. Ab einem Haushalt von vier Personen werden zwei gefüllte Taschen ausgegeben.
  • Wer die Leistungen der Tafel in Anspruch nehmen, sich ehrenamtlich engagieren oder etwas spenden möchte, erreicht die Tafel unter Tel. (02561) 95 230.