Einblicke in den Corona-Alltag: Hör mal, wer da hämmert ...

Corona-Kolumne

In Gärten und Baumärkten sind Heerscharen von Heimwerkern unterwegs. Unser Redakteur hat darüber gelächelt. Bis er plötzlich selbst mit dem Zollstock in der Hand auf dem Balkon stand.

Ahaus

, 07.05.2020, 19:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Und plötzlich hat man den Zollstock in der Hand...

Und plötzlich hat man den Zollstock in der Hand ... © Stephan Teine

Der Vorteil am aktuellen Lockdown ist doch, dass man Zeit hat. Zeit, einfach einmal einen ruhigen Vormittag am Wochenende in der Sonne zu verbummeln. Keine Termine, keine Veranstaltungen, keine Verabredung ... herrlich.

Während wir so faul in der Sonne frühstückten, rückten in den umliegenden Gärten Heerscharen von Nachbarn aus. Von Müßiggang oder Sonne genießen keine Spur. Was für ein Stress. Mit Rasenmähern, Heckenscheren, Vertikutierern, Unkrautbrennern, Hochdruckreinigern und was weiß ich noch für Geräten ging es in die Gärten. Wir lächelten uns an. „Reiner Aktionismus.“ „Machen wir nicht mit.“ „Brauchen wir nicht.“ „Wir haben auch so genug zu tun.“

Bepflanzung war schnell erledigt

Vor ein paar Wochenenden sagte meine Verlobte, dass wir doch eigentlich endlich mal unsere Balkonkästen bepflanzen könnten. „Meinetwegen“, brummte ich. Die Eisheiligen waren zwar längst noch nicht im Kalender auszumachen, aber wenn sie unbedingt wollte. Man(n) soll sich da ja nicht unnötig in den Weg stellen. Die Bepflanzung der Blumenkästen und -töpfe war an einem Vormittag erledigt.

Ich legte innerlich wie äußerlich die Füße wieder hoch. Um mich herum wurde weiter gemäht, gemulcht, geschnitten, gestutzt, geschreddert, gehäckselt, geflämmt, hochdruckgestrahlt und geputzt. Ein kleines Männchen schlich sich in meinen Hinterkopf und klopfte ganz leise von innen an die Stirn. „Man könnte doch eigentlich ...“ Ich wischte den Gedanken beiseite.

Und plötzlich hat man einen Zollstock in der Hand

Gut ... An einem freien Samstag hab ich dann auch die Balkonplatten geschrubbt. Und noch einmal aufgeräumt. Und noch etwas Unkraut gezupft. Und die Balkonmöbel noch einmal verrückt. Irgendwann habe ich mich dann auf dem Balkon erwischt – mit einem Zollstock in der Hand. Also wenn man hier ... und dann da einen Winkel ... die Ecke dort könnte man ...

„Was machst du?“, fragte die demnächst-Angetraute. „Will nur mal was gucken“, antwortete ich kurz angebunden und verschwand mit einem Zettel voller Zahlen im Arbeitszimmer. Eine Stunde, diverse Flüche und einen Block Millimeter-Papier später stand der Plan. Unser Balkon bekommt ein Holzdeck.

Baumarkt-Einkauf ist generalstabsmäßig vorbereitet

Seitdem wälze ich Heimwerker-Ratgeber, studiere Angebote von Baumärkten, plane, verwerfe, zeichne, überlege und habe vor meinem geistigen Auge schon ganze Wälder zu Dielen verarbeitet, verlegt und verschraubt. Auch der Einkauf im Baumarkt ist schon generalstabsmäßig vorbereitet. Eine frühmorgendliche Attacke auf Holz, Schrauben, Abstandshalter, Schraubzwingen und was man eben noch so unbedingt braucht, ist vorgesehen.

Am Wochenende ist es soweit. Wünschen Sie mir Glück.