Bissiges Kabarett im Fürstensaal
Chlorhuhn und Kanonenfutter
"Bei Mutti schmeckt's am besten - Neues aus der Wirtschaft" lautet der Titel des aktuellen Programms, das Henning Ruwe und Martin Valenske am Montagabend mit in den Fürstensaal gebracht haben. Was die beiden Kabarettisten den Zuschauern kredenzten, war ein scharfzüngig gewürztes TTIP-Tütensüppchen.

Henning Ruwe (l.) und Martin Valenske glänzten mit pointiertem politischen Kabarett im Fürstensaal.
Aus eben jener Tüte auf einem Tisch in der Kulisse zogen die zwei genüsslich einen Gag nach dem anderen - bisweilen so wunderbar böse, dass die rund 100 Zuschauer im Saal nur verunsichert kichern konnten. "So was wie Ahaus kenne ich nur aus dem Physikunterricht: ein schwarzes Loch", ulkte der Berliner Martin Valenske angesichts der in Ahaus recht eindeutig ausgefallenen Landtagswahl.
Auch Felix Ruwe, gebürtiger Wessumer, wusste gewitzt zu schockieren, als er ein "offizielles Wahldokument" aus seinem Heimatort - eine leere Brötchentüte - hervorzog.
Rundumschlag
Neben CDU (cool, digital, urban) und AFD bekam auch die SPD ordentlich ihr Fett weg. "Martin Schulz hat ganz alleine alle Pokemon eingefangen - mit einem Festnetztelefon!" ließen die Künstler den Schulz-Zug zum Kanzleramt irgendwo bei Dortmund entgleisen.
Beim Publikum kam der politische Rundumschlag gut an, der auch nicht vor dem internationalen Terrorismus Halt machte. Martin Valenske entlockte als Hotline-Mitarbeiter für IS-Bewerber den Gästen im Fürstensaal manch glucksenden Lacher, als er sich seufzend fragte, warum "sich hier nur Doofe bewerben". Mit (Un-)Freiwilligen aus dem Publikum spielten die Kabarettisten zum besseren Verständnis daraufhin die Entstehungsgeschichte des Islam nach und glänzten als sächselnder ‚Salat'-fist Ronny und sein alter Kumpel, Bundeswehr-Kanonenfutter Kevin. Die beiden Dumpfbacken standen sich plötzlich auf einem afghanischen Schlachtfeld gegenüber, feierten ein rührendes Wiedersehen - und die Zuschauer grölten vor Lachen.
Präsident in Orange
Voll saftiger Boshaftigkeit ging das Duo auch mit TTIP-Partner und Megamacht USA ins Gericht. "In Amerika hat jede Hautfarbe eine Chance. Acht Jahre nach dem ersten schwarzen Präsidenten haben wir nun den ersten orangenen. Nicht umsonst heißt es schließlich: Orange is the new Black", spöttelte Henning Ruwe.
Außerdem malte er in neonglühenden Farben die amerikanische Horrorstory Chlorhähnchen aus, die mit dem Freihandelsabkommen Wirklichkeit werden könnte. "In Amerika gehen die Hähnchen im Schwimmbad planschen. Die europäische Tierliebe ist in den USA angekommen", rief der Polit-Komiker, der regelmäßig auf der Bühne der "Distel" in Berlin zu sehen ist.
Zweifelhaftes Loblied
Zum krönenden Abschluss des bitterbösen Abends sangen die jungen Kabarettisten dann ein zweifelhaftes Loblied auf die Atomkraft. Eine kleine Verbeugung vor Henning Ruwes Vater und Ahauser BI-Urgestein Felix Ruwe, der im Hintergrund die Technik managte.