Die Unternehmensspitze von XBond: Claus Räckers, Eva Räckers und Dr. Adrian Istrate (v.l.).

© X-Bond

Aus Räckers wird XBond: Vom Technologiepartner zum Hersteller

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Das Familienunternehmen Räckers aus Ottenstein firmiert seit Anfang des Jahres als XBond. Mit 200 Mitarbeitern produziert die Firma unter anderem Stahlwechselkoffer per Baukastenprinzip.

Ahaus

, 07.03.2020, 12:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Zeiten, in denen die Firma Johannes Räckers GmbH & Co. KG aus Ottenstein einzig und allein als „verlängerte Werkbank“ von Schmitz Cargobull wahrgenommen wurde, sind vorbei. Das Unternehmen mit Sitz „Im Garbrock“ und seinen fast 200 Beschäftigten hat sich emanzipiert – und das lässt sich nicht nur am neuen Namen festmachen. Das Unternehmen firmiert seit Anfang des Jahres als „XBond“, dazu später mehr.

Geschäftsführung

Geführt wird das von Johannes Räckers gegründete Unternehmen heute von Eva Räckers (37) und ihrem Bruder Claus (41), beide sind Geschäftsführende Gesellschafter. Dr. Adrian Istrate (50) komplettiert die Geschäftsführung. Er ist seit Februar 2019 im Unternehmen, davor war er Entwicklungsleiter bei Schmitz Cargobull.

Johannes Räckers, zuvor als Meister bei Schmitz Cargobull tätig, gründete das Unternehmen vor 38 Jahren. Schmitz nutzte die strategischen Vorteile von Räckers und gliederte Montageumfänge nach Ottenstein aus. „Am Anfang lag der Schwerpunkt auf Montagetätigkeiten, Komponenten wurden angeliefert, bei Räckers zu Baugruppen zusammenmontiert“, verdeutlicht Adrian Istrate.

Im Zuge der tiefgreifenden Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 reduzierte sich der Umsatz mit Montageumfängen deutlich. Aus dieser Erfahrung heraus erhöhte Räckers die eigene Wertschöpfungstiefe. „Wir haben unsere Bearbeitungsumfänge ausgebaut“, erklärt Eva Räckers.

Kernkompetenzen

Symbolisch dafür stehen die fünf Kreise des Räckers-Unternehmenslogos. Sie bilden die Kernkompetenzen der Ottensteiner Firma ab: CNC-Blechbearbeitung, CNC-Aluminiumbearbeitung, die Klebe- und Schäumtechnik, die Beschichtungstechnologie und die Montage von Komponenten für die Nutzfahrzeugindustrie.

Parallel dazu – und schon seit dem Jahr 2000 – sammelte Räckers Erfahrungen in der Produktion von Fahrzeugaufbauten, beispielsweise für Wechselkoffer. Als Zulieferer fertigte das Unternehmen Wechselbrücken und Fahrzeugaufbauten für namhafte Hersteller.

2019 gab es eine strategische Neuausrichtung. „Lieferant zu sein hat viele Vorteile, aber auch Nachteile“, sagt Eva Räckers. Deshalb tritt ihr Unternehmen seit einem Jahr auch als Hersteller auf.

Fertigung im Baukastenprinzip

„Wir haben einen Stahlwechselkoffer einer ganz neuen Generation entwickelt“, berichtete Adrian Istrate. Gefertigt werde er per Baukastenprinzip. „Wir sind der einzige Hersteller auf dem Markt, der bei der Fertigung das Strukturkleben anwendet“, sagt Istrate.

Andere Hersteller würden ihre Stahlwechselkoffer schweißen. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Ottensteiner Unternehmens: „Wir können durch das Kleben auch Vollverzinkungen anbieten.“ Schmitz Cargobull kommen die Ottensteiner übrigens nicht ins Gehege. Der Trailerhersteller fertigt keine Stahlwechselkoffer.

Auf die gute Partnerschaft mit Schmitz setzt das Führungstrio weiterhin. Aus Ottenstein kommen unter anderem Serienteile aus Aluminium für Schmitz Cargobull sowie Options- und Ersatzbauteile. „Aber es ist unser eigenes Anliegen, künftig mehr nach außen zu treten und weitere Kunden aus unterschiedlichen Branchen zu gewinnen“, sagt Eva Räckers.

Bonderite-Beschichtung

Die Ottensteiner schauen zum Beispiel in Richtung Bauindustrie. Als mögliche Kunden nennt Adrian Istrate Architekten, die beispielsweise große Wohnbaukomplexe erstellen, sowie Messebauer. „Wir können komplexe Stahlbauteile von innen und außen gleichmäßig beschichten.“

Der Sitz des Unternehmens XBond an der Straße Im Garbrock in Ottenstein.

Der Sitz des Unternehmens X-Bond an der Straße Im Garbrock in Ottenstein. © Markus Gehring

Ebenso hat das Unternehmen die Freizeitindustrie im Blick, für die hochwertige Produkte mit einer sogenannten Bonderite-Beschichtung versehen werden können. „Korrosionsgeschützt und endlackiert.“

Die Neuausrichtung des Ottensteiner Unternehmens beschreibt Eva Räckers so: „Wir machen den Schritt vom Technologiepartner zum Hersteller.“ Das soll nicht nur innerhalb der Firma deutlich werden, sondern auch nach außen durchschlagen.

Neuer Firmenname

Aus der Johannes Räckers GmbH & Co. KG ist seit Anfang 2020 die „XBond GmbH & Co. KG“ geworden. „Das X repräsentiert einen Menschen beziehungsweise Mitarbeiter mit ausgestreckten Armen und Beinen“, erläutert Eva Räckers den neuen Firmennamen. „Bei uns stehen die Mitarbeiter an erster Stelle. Ohne sie nützen die tollsten Anlagen nichts.“

Das „Bond“ im Firmennamen kommt aus dem Englischen und bedeutet „kleben“, eine der Kernkompetenzen der Firma.

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Die Umbenennung sei mit Einverständnis ihres Vaters erfolgt, sagt Eva Räckers. Auch ihm sei klar, dass der Name Räckers im globalen Wettbewerb nicht weiterhelfe. „Mit dem Namen werden wir allein als Lieferant für Schmitz in Verbindung gebracht. Wir wollen uns ein Stück weit davon lösen.“

Nach und nach werden die alten Schilder an der Straße Im Garbrock ausgetauscht, auf der Firmenhomepage stehen beide Namen aber noch einträchtig nebeneinander.

„Wir lernen von den Großen“

Mit neuem Portfolio und neuem Namen will das Ottensteiner Familienunternehmen nun durchstarten. „Wir lernen von den Großen“, sagt Eva Räckers ganz unbescheiden. „Und wir setzen auf Made in Germany und Eigenfertigung.“

Seit Oktober 2019 gibt es bei XBond einen eigenen Vertrieb. Das Verkaufsgebiet umfasst Deutschland und die Anrainerstaaten. „Wir setzen voll auf Wachstum“, sagt die Geschäftsführende Gesellschafterin.