Mit einer zumindest fragwürdigen Marketingaktion hat ein Ahauser Fitnessstudio einen Shitstorm in den sozialen Medien ausgelöst.

© Screenshot Instagram

„Rassistisch und geschmacklos“: Massive Kritik an Ahauser Fitnessstudio

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Wer bei der Anmeldung im Ahauser Fitnessstudio „Bodyfit Black Label“ eine „Zigeunersauce“ mitbringt, erhält besondere Ermäßigungen. Die Kritik an der Aktion ließ nicht lange auf sich warten.

Ahaus

, 27.08.2020, 16:02 Uhr / Lesedauer: 3 min

Einen echten „Shitstorm“ in den sozialen Medien hat eine Werbeaktion des Ahauser Fitnessstudios „Bodyfit Black Label“ ausgelöst. Sofern Interessenten zur Anmeldung eine „Zigeunersauce“ mitbringen, entfalle die Aufnahmegebühr und der erste Monat Training sei gratis. Betreiber Dirk Rabe begründet diesen Ansatz damit, dass man sich auf „normale“ Menschen freue. Das betont er in einem Video auf seiner eigenen Facebookseite: „Wir stehen auf normale Mitglieder.“

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Auf der Facebook-Seite des Studios stellt er klar, was er unter „normalen“ Menschen versteht: „Bei ‚normalen‘ Mitgliedern sprechen wir hier von allen Menschen, die genauso normal denken wie wir und nicht verstehen, warum eine Mohren-Apotheke, eine Zigeunersauce, ein Negerkuss oder ähnliches umbenannt werden soll.“

Im „Bodyfit“ fühlen sich, so Dirk Rabe, „Menschen aus allen Bevölkerungsschichten, Ländern etc. wohl“. Die Aktion diene gar einem „guten Zweck“, die Saucen würden am Ende des Jahres der Tafel gespendet. Am Donnerstagmittag wurden dann sämtliche Posts, die in Zusammenhang mit dieser Aktion standen, gelöscht. Dirk Rabe war am Donnerstag persönlich für eine Stellungnahme nicht zu erreichen – weder am Standort Dülmen noch in Ahaus.

Rassismus- und Diskriminierungsvorwürfe

Bis zur Löschung gab es auf diese Kampagne bereits über 40 Kommentare. Userin Marie spricht von einer „geschmacklosen Marketingstrategie“. Vielfach fallen die Worte „Rassismus“ und „Diskriminierung“. Auch Moderator Micky Beisenherz, bekannt durch seine Sendung „Kölner Treff“, nahm zur Marketingaktion Stellung: „Etwas Dümmeres habe ich heute noch nicht gesehen.“ Über 1000 Menschen drückten innerhalb kürzester Zeit „Gefällt mir“.

Dirk Rabe rechtfertige sich zunächst in den Kommentaren: „Darf ein Kind der Sternsinger nicht mehr ‚schwarz‘ angemalt werden, so wie es die Religion und die Geschichte hergibt? Völlig absurd darin Rassismus zu sehen, denn der afrikanische König wird in der Geschichte immer auf Augenhöhe mit den anderen Königen dargestellt.“ Weiter: „Und es sei darauf hingewiesen, dass es nicht in erster Linie das Wort ist, das es zu einer Diskriminierung macht, sondern die Art und Weise seiner Verwendung.“

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Genau an dieser Stelle setzt der Ahauser Jan Lefering ein, der in Richtung des Fitnessstudios erklärt: „Die Thematisierung von Rassismusproblemen im allgemeinen Sprachgebrauch zu nutzen, um eine Werbeaktion daraus zu machen, ist genau die Form von Verwendung, die überaus ekelhaft ist und für Diskriminierung sorgt.“ User Julian ergänzt: „Durch das Aussprechen und die Relativierung der Begriffe macht ihr Rassismus alltagstauglich und legitimiert diesen.“

Zum Aufhänger des „guten Zwecks“ der Aktion meint Userin Jule: „Seit wann dient eine Kundenwerbeaktion dem guten Zweck und nicht allein dem eigenen wirtschaftlichen Erfolg?“ Jan Lefering ergänzt dazu: „Genau da liegt das Problem. Wirtschaftlicher Erfolg wird versucht zu erzielen mit Aussagen, welche politisch höchst bedenklich sind. Eine persönliche Meinung über Namensgebung sollte mit einer unternehmenspolitischen Marketingaktion nichts gemein haben.“ Ein weiterer Facebook-Nutzer: „Außerdem frage ich mich, was Sie mit Ihrer Aktion bezwecken wollen. Geht es Ihnen um Aufmerksamkeit oder wollen Sie Ihre Dienstleistung an Ihre politischen Vorstellungen knüpfen?“

Zuspruch auf eigener Facebookseite

Auf seiner eigenen Facebook-Seite erhält Dirk Rabe überwiegend Zuspruch für seine Marketingaktion. User Daniel schreibt: „Wenn du willst, baue ich dir Negerküsse gefüllt mit Zigeunersoße! Ich feier dich gerade für deine absolut tolle Art und Einstellung!“ Ein weiterer Kommentar: „Wäre das nicht so weit weg von mir, würde ich dir 100 Negerküsse und 5 Liter Zigeunersauce vorbeibringen und mich wahnsinnig gerne bei dir anmelden.“

Userin Leonie verweist hingegen auf die Seite der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die das Wort „Zigeuner“ durchaus als diskriminierend einstuft: „Hier handelt es sich nicht um eine Eigenbezeichnung der Roma und Sinti, sondern um eine abwertende Fremdbezeichnung, mit der Sinti und Roma ausgegrenzt werden.“

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In dem Video auf seiner eigenen Seite stellt Dirk Rabe gar in Aussicht, dass Interessenten, die eine Packung „Negerküsse“ zur Anmeldung mitbrächten, neben dem Erlass der Aufnahmegebühr auch kostenfreie Monate gar bis zum Jahresende gewährt würden. Ziel sei auch das Erreichen einer Mitgliederstruktur, die „funktioniert“.

Rassismusdebatte wird aktuell geführt

Die Marketingaktion fällt übrigens in eine Zeit, in der Hersteller von „Zigeunersaucen“ darüber nachdenken, ob sie ihre Produkte umbenennen sollen. Andere haben dies schon umgesetzt.

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