Im März wurde in Ottenstein an der Kettelerstraße eine Cannabisplantage entdeckt. Drei Tatverdächtige stehen jetzt vor Gericht. Das THW half beim Sicherstellen und Aufräumen.

Im März wurde in Ottenstein an der Kettelerstraße eine Cannabisplantage entdeckt. Drei Tatverdächtige stehen jetzt vor Gericht. Das THW half beim Sicherstellen und Aufräumen. © THW Ortsverein Ahaus

1245 Cannabispflanzen in Ottenstein gefunden: „70 Prozent der Ernte war Schrott“

rnDrogenplantage

Im Frühjahr wurde in Ottenstein eine Drogenplantage aufgelöst. Die Tatverdächtigen stehen nun vor dem Landgericht Münster. Jeder will geholfen haben, aber keiner will verantwortlich gewesen sein.

Ahaus

, 17.10.2022, 04:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Nächste Runde im Prozess rund um die Drogenplantage in Ottenstein: Diesmal ließen alle Angeklagten Einlassungen durch ihre Verteidiger verlesen – zum Teil allerdings höchst widersprüchliche. Den Anfang machte der heute 47-jährige Gronauer, der die Halle, in der im März 1245 Cannabispflanzen gefunden wurden, gemietet haben soll.

Die beiden Mitangeklagten soll er nur vom Sehen beziehungsweise gar nicht gekannt haben. Im April 2021 soll ihn der 45-jährige mitangeklagte Gronauer kontaktiert haben. Dieser habe gesagt, er habe gehört, dass es dem 47-Jährigen finanziell nicht so gut gehe und ihn gefragt, ob er nicht etwas dazu verdienen wolle. Genauere Angaben gab es zunächst nicht.

Gronauer schließt Mietvertrag für Halle ab

Dann sei der 48-jährige mitangeklagte Niederländer auf ihn zugekommen und habe ihn gefragt, ob er einen Mietvertrag auf seinen Namen für eine Lagerhalle abschließen könne. Er sei sich nicht sicher, ob diese an einen Niederländer vermietet werden würde. Der 47-Jährige sollte sich als Mieter vorstellen und Kontakt zu den Vermietern halten. Dafür stand auch eine Aufwandsentschädigung in Aussicht.

Jetzt lesen

Was in der Lagerhalle gemacht werden sollte, habe er nicht gewusst, sich allerdings gedacht, dass es irgendwas mit Drogen ist. Nach Unterzeichnung des Mietvertrages sei er als Mieter im Juni 2021 noch einmal an der Halle gewesen, um Zählerständer abzulesen, eine Plantage habe es zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht gegeben.

Diese Schilderungen bestätigten die anderen beiden Angeklagten weitestgehend. Zwischen den Aussagen des Niederländers und des 45-jährigen Gronauers (der auch niederländischer Staatsbürger ist) ergaben sich dann allerdings erhebliche Diskrepanzen.

Niederländer will Betrieb der Plantage „gefördert“ haben

Zunächst der 48-jährige Niederländer: Er räumte ein, den Betrieb der Plantage durch bestimmte „Aktionen“ gefördert zu haben. Er sei bei der Anmietung der Halle anwesend gewesen und habe sich in der Folge bereit erklärt, bei technischen Problemen in der Halle zu helfen.

Fünf Mal sei er dort gewesen, habe Reparaturen durchgeführt und nach dem Rechten geschaut. Pro Besuch sollte er 200 Euro von dem mitangeklagten Gronauer, den er seit seiner Kindheit kenne, erhalten. Mit der Ernte habe er aber zu keinem Zeitpunkt etwas zu tun gehabt.

Jetzt lesen

Und der 45-jährige Gronauer? Er ließ durch seinen Verteidiger berichten, dass es der 48-Jährige war, der ihn angesprochen hat und sagte, dass er vor hat, eine Plantage zu errichten. Nicht eigenverantwortlich, sondern es hätten dritte Personen dahinter gestanden.

Gronauer kämpfte mit finanziellen Problemen

Zu diesem Zeitpunkt habe der 45-Jährige selbst erhebliche finanzielle Probleme gehabt und zudem eine gewisse Expertise zum Drogenanbau eingebracht. Allerdings soll sich der Niederländer um das Equipment gekümmert haben. Der Gronauer dagegen habe dabei geholfen, die Plantage zu errichten, die technischen Installationen geprüft und Hinweise zum Setzen der Pflanzen gegeben, wobei auch ihm fremde Personen in der Halle anwesend gewesen sein sollen.

Zwischen fünf und zehn Mal soll er in der Halle gewesen sein und dabei auch seine Einschätzung zum Zustand der Pflanzen gegeben haben. Doch mit der Ernte habe es Probleme gegeben, einige Pflanzen seien zu nass gewesen: „70 Prozent der Ernte war Schrott“. Sein Mandant sehe sich als mitverantwortlich, weil er seine Expertise mit eingebracht habe, aber er habe die Plantage nicht betrieben, so der Verteidiger des 45-Jährigen. Und den versprochenen Anteil des Erlöses habe er auch nicht bekommen.

Jetzt lesen

Was also stimmt nun? Wenn es nach dem Niederländer geht, stimmt die Aussage des Gronauers nicht. Es sei nicht richtig, dass er den Kontakt zu Hintermännern hatte und sich um die Finanzierung kümmerte. Er habe „gar keine Beziehung zu Betäubungsmitteln.“ Nachfragen seitens der Richter wurden zunächst nicht beantwortet.

Bilder zeigen Ausmaß der Plantage in Ottenstein

Stattdessen wurde in Anwesenheit des Polizisten, der nach der Spurensicherung die Halle in Augenschein genommen hatte, die Bilder von der Halle genauer angeschaut. Diese machten das ganze Ausmaß der Plantage deutlich: Ein alter Sicherungskasten, an dem die Kabel so angebracht waren, dass der Strom nicht über den normalen Zähler läuft, in allen Räumen war Kaffeepulver verteilt (vermutlich zur Geruchsneutralisierung, so der Polizist), Ab- und Zuluftrohre wurden verlegt.

Als „abenteuerlich“ bezeichnete der Polizist die Vorrichtungen rund um die Stromverteiler und die damit verbundenen zahlreichen Kabel. Des Weiteren sah man auf den Bildern die beiden Hallen im Kellergeschoss des Gebäudes. In einer wurden 175 Kisten mit insgesamt 644 Pflanzen gefunden, in der anderen 183 Kisten mit 601 Pflanzen. Hinzu kamen 27 Kanister Flüssigdünger, 10 Säcke Substratdünger und 22 Säcke mit Pflanzenresten, von dem ein Teil schon geschimmelt sei, erklärte der Polizist.

Der Prozess wird am 20. Oktober um 9.15 Uhr am Landgericht Münster fortgesetzt.