Zeuge im Tierquäler-Prozess: „Mecke in Werne handelte systematisch mit kranken Tiere“

Zeuge Mülln: „Mecke handelte systematisch mit kranken Tiere“
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Am zweiten Tag des Berufungsprozesses gegen einen ehemaligen Mecke-Mitarbeiter sagte am Donnerstag, 9. Januar 2025, Friedrich Mülln von der Soko Tierschutz aus. Die Tierschutzorganisation hatte im Sommer 2021 die schlimmen Tierquälereien in der Mecke-Viehsammelstelle in Werne ans Licht gebracht. Wenn auch in diesem Prozess nur gegen einen Ex-Mitarbeiter verhandelt wird, so sagte Mülln: „Hinter dem System Mecke steckt ein bundesweites System des Handels mit kranken Tieren.“

Dabei würden Viehhändler bei den Bauern kranke Tiere zu einem Spottpreis aufkaufen, abholen und an Schlachtbetriebe weiterverkaufen. Die Bauern könnten sich Kosten für tierärztliche Behandlungen oder Notschlachtungen sparen, die Händler könnten die Tiere gegen Gewinn weitergeben. Verlierer: der Tierschutz und der Verbraucherschutz. Mülln sprach in diesem Zusammenhang vom „Kadaver-Taxi“.

Richter Ulf Pennig (r., mit einem Schöffen) wollte von Friedrich Mülln den Namen des Informanten im Mecke-Skandal wissen.
Richter Ulf Pennig (r., mit einem Schöffen) wollte von Friedrich Mülln den Namen des Informanten im Mecke-Skandal wissen. © Jörg Heckenkamp

Tierschutz-Chef im Zeugensessel

Der 44-jährige Aktivist hatte mit seiner Organisation „Soko Tierschutz“ den Mecke-Skandal aufgedeckt, angezeigt und öffentlich gemacht. Er hatte sich selbst als Zeuge angeboten und saß nun am zweiten Verhandlungstag im Zeugenstuhl. In diesem Berufungsprozess vor dem Landgericht Dortmund geht es darum, ob das Urteil des Amtsgerichts Lünen – zwei Jahre auf Bewährung – Bestand hat. Oder ob der Angeklagte tatsächlich hinter Gitter muss, wie es die Staatsanwaltschaft fordert.

Entgegen den Äußerungen des Angeklagten, der illegale Handel mit Rindern auf der nur für Pferde zugelassenen Mecke-Viehsammelstelle habe erst im März oder April 2021 eingesetzt, sagte Zeuge Mülln: „Wir haben schon im Februar 2020 detaillierteste Informationen über diese Straftaten bekommen.“ Er selbst habe sich anschließend dort umgesehen und zumindest ein krank wirkendes Rind gesehen. Im anschließenden Gespräch mit dieser Redaktion sagte Mülln: „Nach unserer Auffassung lügt der Mitarbeiter.“

Informanten nicht preisgegeben

Trotz mehrfacher Nachfrage durch Richter Ulf Pennig, wer der Soko die Infos und die Video-Aufnahmen durchgereicht habe, verweigerte Mülln die Auskunft: „Wir schützen unsere Informanten. Wenn ich das jetzt sagen würde, hätten wir alles Vertrauen verspielt.“ Der Informant, der offenbar aus der Szene stamme, so Mülln, habe auf das System der „Kadaver-Taxis“ hingewiesen: mit Seilwinden ausgerüstete Tiertransporter, die bei Bedarf auf den Bauernhöfen die kranken Rinder brutal auf die Wagen gezerrt hätten.

Zwar sei eine Winde auf einem Tiertransporter, etwa für Notfälle, nicht verboten, sagte Mülln: „Aber wenn, wie bei Mecke, zwei oder drei Winden-Transporter im Einsatz sind, weiß man eigentlich sofort, worum es geht.“

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