Zeitkapsel am Kapuzinerkloster wird geöffnet und bringt historische Schriften hervor

Kapuzinerkloster

Die Zeitkapsel, die auf dem Dach des Kapuzinerklosters gefunden wurde, ist mindestens 100 Jahre alt. Das zeigt ein Dokument, das auch in dem Rohr gefunden wurde. Es wurde nun geöffnet.

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 21.09.2018, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Kein leichtes Unterfangen: Die Metallbauexperten Friedrich-Wilhelm Overtheil (l.) und Sohn Christian müssen die Zeitkapsel minutenlang bearbeiten, bis sie sich endlich öffnet.

Kein leichtes Unterfangen: Die Metallbauexperten Friedrich-Wilhelm Overtheil (l.) und Sohn Christian müssen die Zeitkapsel minutenlang bearbeiten, bis sie sich endlich öffnet. © Andrea Wellerdiek

Schweißperlen laufen von der Stirn. Das etwa 30 Zentimer große Stück Zeitgeschichte ist einfach nicht zu knacken. „So hartnäckig habe ich mir das nicht vorgestellt“, sagt Friedrich-Wilhelm Overtheil. Gemeinsam mit seinem Sohn Christian versucht der Metallbaumeister schon seit einigen Minuten das Rohr zu öffnen.

Inhalt ist von großer historischer Bedeutung

Was hier drin steckt, muss von großer Bedeutung für das Kapuzinerkloster gewesen sein. Denn es steckte bis vor Kurzem noch im Apfel unter dem Wetterhahn des Türmchens auf dem Klosterdach. Während der Restaurierungsarbeiten hatte der Kupferschmied Thomas Goldschmidtböing aus Rhede die Zeitkapsel gefunden. Die Öffnung fand am Donnerstagnachmittag unter genauer Beobachtung von Guardian Pater Romuald und der Denkmalpflegerin Petra Göbel statt.

Sie verfolgten mit Spannung die Arbeiten. „Die haben sich damals ganz schön Mühe gegeben“, sagt Friedrich-Wilhelm Overtheil und stöhnt ein bisschen. Gar nicht so leicht, die Büchse der Pandora zu öffnen. Dann greift Sohn Christian zu einer Zange. Stück für Stück biegt er den Deckel, während der Vater mit einem Meißel dagegen hält. Einmal rund ums Rohr und der Deckel lässt sich öffnen. Endlich.

Vier gut erhaltene Dokumente kommen zum Vorschein

Alle Augen richten sich nun auf Pater Romuald. Er schaut in die geöffnete Büchse und zieht nach und nach gerolltes Papier heraus. Vier Dokumente kommen zum Vorschein. „Die sind ja noch richtig gut erhalten“, sagt er. Drei Exemplare sind mit Hand geschrieben, eins mit Schreibmaschine. Abwechselnd lesen Göbel und Pater Romuald die verborgenen Schriften vor.

Das älteste Dokument stammt aus dem Jahr 1905: „Zur Erinnerung an die Turm- und Glockenarbeiten, 29.07.1905. Paul Jordan, Schmied und Schlosser.“ Zwei Dokumente sind mit dem Jahr 1926 versehen. Das eine hat der Handwerker Hans Wenner zur Restaurierung des Turmes verfasst. Das andere legte Pater Modestus von Ehrang in die Kapsel.

Er schrieb auf Latein: „Dem Konvent zu den Heiligen Aposteln Petrus und Paulus der Kapuzinerpatres in Werne habe ich das Seraphische Kreuz und den Hahn auf dem kleinen Turm der Kirche aus Eisen hergestellt.“ Darunter sind die Namen der neun Brüder zu sehen, die seinerzeit im Kloster lebten.

Das Dokument aus dem Jahr 1926 wurde mit einem Chronogramm und Siegel versehen.

Das Dokument aus dem Jahr 1926 wurde mit einem Chronogramm und Siegel versehen. © Andrea Wellerdiek

Besonders interessant: Einige Buchstaben sind rot hervorgehoben. „Das ist ein Chronogramm. Alle roten Buchstaben können als römische Ziffern dienen und bilden dann die Jahreszahlen hier oben 1226 bis 1926“, erklärt Gregor Zumholz vom Freundeskreis Kapuzinerkloster. Das jüngste Dokument stammt von 1963, als der Turm zuletzt runderneuert wurde.

Es ist davon auszugehen, dass das Rohr danach nicht mehr geöffnet wurde. Nun ist es aber vorübergehend geöffnet. „Das Rohr war so dicht, dass es von Innen keine Verwitterung zeigt. Das war richtig gute handwerkliche Arbeit“, sagt Metallbaumeister Friedrich-Wilhelm Overtheil. Zu der Zeit habe man noch keine Kupferrohre gehabt, sodass aus einfachen Blechen Rohre geformt wurden, so der Metallbaumeister.

Mindestens 100 Jahre alt ist die Zeitkapsel, die unter dem Türmchen des Kapuzinerklosters gefunden wurde. Nun wurde sie geöffnet. Vier Dokumente mit historischem Wert kamen dabei zum Vorschein. Pater Romuald (r.) versucht sie, zu entziffern.

Mindestens 100 Jahre alt ist die Zeitkapsel, die unter dem Türmchen des Kapuzinerklosters gefunden wurde. Nun wurde sie geöffnet. Vier Dokumente mit historischem Wert kamen dabei zum Vorschein. Pater Romuald (r.) versucht sie, zu entziffern. © Andrea Wellerdiek

Pater Romuald schreibt die Geschichte weiter

Die Geschichte soll nun weitergehen. Mit einem neuen Dokument in der Zeitkapsel, die wieder verschlossen und unter dem Wetterhahn am Turm platziert werden soll. Pater Romuald überlegte gleich, was er in das Rohr gibt.

„Ich werde mich an den Schriften orientieren. Ich werde den Bundespräsidenten, die Bundeskanzlerin, den Bürgermeister von Werne einbinden. Und auf jeden Fall die Namen aller Handwerker. Die brauche ich noch“, sagt er und blickt rüber zu Petra Göbel. Sie nickt.

Pater Romuald wollte sich gleich am Abend an die Arbeit machen. Ein Dokument möchte er handschriftlich verfassen und eins mit dem Computer, „falls die Schrift nicht lesbar ist“. Wer weiß, wer diese Dokumente künftig in den Händen halten wird...