Viele haben Vorbehalte gegenüber der WM in Katar. Unter anderem auch wegen des Zeitpunktes im Winter. Das Auftaktspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Männer fand Mittwoch, 23. November, um 14 Uhr gegen Japan statt. Wer kann sich das anschauen? Vielleicht sogar noch in Gemeinschaft? Wir waren vor Ort in der Gaststätte Stilvoll im Rathaus.
Wer sich gegen 14.30 Uhr dem Restaurant Stilvoll im Alten Rathaus in Werne näherte, vernahm draußen den Ton der Fernsehübertragung im Ersten. Dort war das erste Gruppenspiel der Deutschen Herren-Fußball-Nationalmannschaft in Katar zu sehen. Sportlicher Gegner: Japan. Stimmungs-Gegner: die Uhrzeit. Wer kann sich an einem Werktag um 14 Uhr ein Spiel in einer Kneipe anschauen?
Also gehe ich hinein ins Stilvoll. Im Gästeraum scheint es auf den ersten Blick doch ganz ordentlich gefüllt zu sein. Auf den zweiten Blick zeigt sich, dass sich zu der Wirte-Familie Nozar und Mitarbeitern nur wenige Gäste gesellt haben. Aber immerhin: Die wenigen machen viel Stimmung, wenn es um Tor-Chancen oder natürlich den Tor-Jubel geht.
Einer der Gäste ist eigentlich kein richtiger Kneipengänger. Sven Hagedorn ist Brauerei-Vertreter und hat sich den dienstlichen Besuch bei der Familie Nozar so gelegt, „dass ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden kann“. Entspannt genoss er die erste Halbzeit bei Espresso und Wasser. Nach der Halbzeitpause ging‘s dann weiter zu anderen Kunden.


Einer der wenigen echten Gäste ist Mohammad Alsaid. Der 22-jährige Flüchtling aus Syrien hat sich die Deutschland-Farben auf die Wangen gemalt und sagt: „Ich bin großer Deutschland-Fan und hoffe, dass Deutschland ins Finale kommt.“ Wieso kann er an einem frühen Mittwochnachmittag in der Kneipe Fußball schauen?
Alsaid sagt, er habe sein Fachabitur gemacht und möchte an der Fachhochschule in Dortmund studieren. „Dazu musste ich ein dreimonatiges Praktikum machen. Jetzt habe ich meine Bewerbung abgeschickt und warte auf einen Studienplatz.“ Zwischenzeitlich verdiente er sich Geld mit Teilzeit-Jobs. Dann ist die Fußball-Pause vorbei und Alsaid wendet sich wieder der großen Leinwand und der zweiten Halbzeit zu.
Wirt Andreas Nozar hat eigens für die WM neue Geräte angeschafft. So etwa einen UHD-Beamer, dessen Montage „aber nicht ganz komplikationslos war“. Über die überschaubare Anzahl an Gästen ist er nicht sehr traurig. „Ich habe ja damit gerechnet, wer kann zu einer solchen Zeit schon bei uns Fußball schauen?“ Ihm sei es eher darum gegangen, die neue technische Einrichtung zu testen: „Für uns war das eine Generalprobe. Beim nächsten Deutschland-Spiel am Sonntagabend wird es sicherlich deutlich voller.“
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