Leere Innenstadt, kaum Kunden - auch die Werner Wirtschaft hat in Pandemie-Zeiten stark gelitten. Wie sind die Aussichten auf Besserung?

© Pixabay / Felix Püschner

Wirtschaftsförderin aus Werne: „Für einige Branchen gibt es nur wenig Perspektiven“

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Nach dem Lockdown greifen allmählich Lockerungen, von denen nicht zuletzt Handel, Gastronomie und Co. profitieren sollen. Das hält die Werner Wirtschaftsförderung von den Maßnahmen.

Werne

, 14.03.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Das Ende des Lockdowns haben viele Unternehmen herbeigesehnt. Erst recht, weil die finanzielle Situation bei einigen immer düsterer wurde. Das hat unsere jüngste Umfrage mit fast 90 Werner Unternehmen ergeben. Besonders besorgniserregend: Fast die Hälfte der Teilnehmer gab an, man habe bereits finanzielle Rücklagen nutzen müssen, um durch die Krise zu kommen.

Denn obwohl rund 70 Prozent der Unternehmer im Zuge der Pandemie weniger Kunden beziehungsweise Aufträge hatten und mehr als 40 Prozent deutlich geringere Umsätze verzeichneten, bekamen nur 55 Prozent von ihnen die staatlichen Hilfen. Der Grund: Um an Fördertöpfe zu gelangen, ging es vielen betroffenen Unternehmen nicht schlecht genug.

Ein erster Schritt für Werner Wirtschaft - mehr nicht

Und nun? Immerhin greifen allmählich die ersten Lockerungen, etwa das Shopping mit oder sogar ohne Termin - je nachdem, wie sich die 7-Tage-Inzidenz entwickelt. Folgt auf die Lockdowns, die die Wirtschaft mit voller Wucht trafen, jetzt vielleicht so etwas wie der Anfang eines kleinen Wirtschaftswunders?

Carolin Brautlecht, Leiterin der Werner Wirtschaftsförderung, ist um Optimismus bemüht: „Das ist jetzt ein erster Schritt. Die Kunden freuen sich, dass sie wieder in die Geschäfte gehen können. Die Einzelhändler und Dienstleister sind erleichtert, dass sie wieder erste Umsätze generieren können. Aber es ist sicherlich noch nicht so, wie wir uns das alle wünschen.“

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Das Bild, das die Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung und des Stadtmarketings in den vergangenen Tagen bei Gesprächen mit den Händlern bekommen haben, decke sich mit den Ergebnissen der Umfrage unserer Redaktion. „Da gibt es immer noch große Sorgen, vor allem natürlich finanzielle. Aber viele Unternehmer sind einfach auch nur unsicher, weil sie nicht wissen, wie ihre Zukunftsaussichten sind, wie sich zum Beispiel die Situation im stationären Einzelhandel entwickeln wird“, sagt Brautlecht.

Klar sei, dass nicht alle Branchen gleichermaßen unter der Pandemie gelitten hätten. Aber für einige Branchen gebe es zum jetzigen Zeitpunkt auch nur wenig Perspektiven. Zu vieles scheint noch in zu weiter Ferne. Zu vieles ist noch völlig unklar. Wohin führt die Reise, wenn die Bedingungen weiter so bleiben, dass man den Betrieb zwar irgendwie ans Laufen bekommt, aber aufgrund der starken Einschränkungen weiterhin nur auf ganz kleiner Flamme kochen kann?

Gastronomie kann nur auf kleiner Flamme kochen

„Das betrifft vor allem das Gastronomiegewerbe und die Veranstaltungswirtschaft sowie den Kunst- und Kulturbereich. Da wird es wichtig sein, Perspektiven zu schaffen“, so die Werner Wirtschaftsförderin. Auf der anderen Seiten stünden mit dem produzierenden und verarbeitenden Gewerbe sowie dem Handwerk Branchen, die nur geringfügig wirtschaftliche Auswirkungen gespürt hätten. Manche Unternehmen expandieren gar und fragen Gewerbeflächen an, so Brautlecht.

Wirtschaftsförderung sei eben gerade wie ein bunter Blumenstrauß. Dem Umstand, dass einige Blumen bereits die Köpfe hängen lassen, kann aber auch die Wirtschaftsförderung nur bedingt entgegenwirken. „Ein paar Bausteine hatten wir da aber durchaus“, sagt Brautlecht und beginnt aufzuzählen: Die Aktion „Werne bringt‘s“ auf der Homepage der Stadt, die zumindest anfangs hohe Klickzahlen verzeichnen konnte, den Werne-Gutschein zum Vorzugspreis - und nun auch in der digitalen Variante -, Imagekampagnen wie „Sei loyal - kauf lokal“ oder auch die Beleuchtungsaktion zur Weihnachtszeit.

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Und dann gibt es da ja noch das Sofortprogramm des Landes zur Stärkung der Innenstadt. Werne bekommt 144.000 Euro aus dem Topf und will damit dem Leerstandsproblem entgegenwirken - durch ein Konzept, das es Interessenten ermöglicht, Ladenlokale über einen gewissen Zeitraum günstiger und flexibler zu mieten. Dadurch soll die Innenstadt wieder attraktiver werden und mehr Kaufkraft generieren.

Brautlecht hat den Eindruck, dass die Werner längst begriffen haben, dass es ihrer Stadt nur gut gehen kann, wenn sie selbst auch in dieser Stadt einkaufen. Bei den lokalen Händlern - und nicht beim großen Online-Versandhandel. Zumal bekanntlich auch die Werner Händler ihr eigenes Online-Angebot ausgebaut haben. Die Krise habe vielen noch einmal vor Augen geführt, wie wichtig es ist, alle Kanäle zu bespielen - online und offline, digital und analog. Und wer das in den vergangenen Monaten getan habe, sei deutlich besser durch die Krise gekommen, so Brautlecht.

Nicht ganz so hip scheint die Lage in der Lippestadt zu seien, wenn es um die ein oder andere neue Regelung geht. Zum Beispiel das Click-and-Meet-Modell. „Ich denke, wir haben hier eher das Call-and-Meet-Konzept“, sagt Brautlecht und schmunzelt. Die Kunden würden wahrscheinlich eher in den Läden anrufen oder an der Tür nachfragen, wann sie einen Termin zum Shoppen bekommen könnten.

Das sei aber auch okay so: „Es ist hier eben anders als in einer großen Stadt mit einem großen Einkaufszentrum. Da wird das Shopping nur mit einem solchen Konzept funktionieren. In einer Stadt wie Werne kann man das ein bisschen flexibler handhaben.“ Ein bisschen lockerer eben. Aber ohne gleich das große Wunder zu erwarten.

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