Als Christoph Schade (Grüne) die Sitzung des Ausschusses für den Kommunalbetrieb Werne (KBW) am Mittwoch (20. September) eröffnet, sitzen im Zuschauerbereich ungewöhnlich viele Gäste. Einige von ihnen haben Plakate in der Hand. „Ja zur Brücke“ oder „Es geht um Kinder - nicht nur um Geld“ ist darauf zu lesen. Die Gesichter sind ernst.
Der Erweiterungsbau der Wiehagenschule hatte in der Vergangenheit schon mehrfach für lange und hitzige Diskussionen gesorgt. Ende 2022 konnte sich die Politik dann zu einem Beschluss durchringen. Nun geht es „nur“ noch darum, ob zwischen Bestandsgebäude und Neubau eine Verbindungsbrücke errichtet werden soll.
Doch in der KBW-Sitzung wird schnell klar, dass es an dem Tag keine Abstimmung stattfinden wird. Schon bevor das beauftragte Architekturbüro seine Entwürfe mit vier verschiedenen baulichen Varianten vorstellt, meldet Marita Funhoff (SPD) Beratungsbedarf an. Der Grund: In der jüngsten Sitzung des Schulausschusses vor gut zwei Wochen habe die Präsentation noch nicht vorgelegen. Dennoch habe es eine emotionale Debatte gegeben. Für eine fundierte Entscheidung benötige man jedoch Zeit. Nun hoffe sie auf eine sachliche Diskussion, so Funhoff.
Kindeswohlgefährdung oder Kosten
Doch das gelingt nur bedingt. Vor allem die Kosten für die Verbindungsbrücke - je nach Variante zwischen 470.000 und 560.000 Euro plus 200.000 Euro für den erforderlichen Umbau des Bestandsgebäudes - bereiten der Politik Bauchschmerzen. Das betonen vor allem die Vertreter von CDU und SPD.
Diesbezüglich steht die Frage im Raum: Braucht die Schule eine solche Brücke überhaupt? Stadtverwaltung und Schulleitung hatten die Maßnahme mit Verweis auf das pädagogische Konzept begründet - und mit der Sicherheit der Schüler. Ein Punkt, der die Emotionen auch im KBW-Ausschuss hochkochen lässt.

Sowohl Uta Leisentritt (CDU) als auch Marita Funhoff berichten davon, Mails von verärgerten Eltern bekommen zu haben. Von Kindeswohlgefährdung sei die Rede gewesen. Ohne Brücke bestehe die Gefahr, dass Amokläufer und Pädophile ungehindert in die Schule gelangten. „Uns liegt das Wohl der Kinder am Herzen, aber die Mittel, mit denen hier gekämpft wird - das geht einfach nicht“, sagt Funhoff.
„Emotionalität kann nicht richtig sein“
Leisentritt sieht das genauso und wittert gar eine Art Kampagne seitens der Schulleitung. „Die Emotionalität, die Sie hier reinbringen, kann nicht richtig sein.“ Schulleiterin Nicola Buschkotte will das nicht auf sich sitzen lassen. Es sei das Recht eines jeden Bürgers, sich an die Politik zu wenden - und sie selbst habe auch keine Eltern dazu aufgefordert, dies zu tun.

Auch Klaus Schlüter (Grüne) geht diese Form der Diskussion um die Sicherheit zu weit: „Wenn ich so etwas höre, dann bin ich schockiert. Die Schule soll nicht sicher sein? Was soll ich denn darunter verstehen? Wollen sie dann auch noch meterhohe Zäune bauen?“
Nein, das will Buschkotte nicht. Dennoch appelliert sie an die Politik: „Wir sind die Experten. Wir wissen, wie der Alltag funktioniert. Hören Sie auf uns!“ Funhoff verweist noch darauf, dass sie sich bei anderen Kommunen im Kreis umgehört habe, die in einer vergleichbaren Situation seien - und ohne Brücke zurechtkämen. Volle Rückendeckung für die Schulleitung gibt es lediglich von Artur Reichert (FDP).
Am Ende einer gut eineinhalbstündigen Diskussion steht ein nüchternes Ergebnis: Das Thema wird ohne Abstimmung an den Rat weitergegeben. Der tagt am kommenden Mittwoch (27. September) im Kolpingsaal. Gut möglich, dass auch dort wieder Plakate zu sehen sein werden.
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