Werner besuchte mit dem Rad alle Partnerstädte
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Mit dem Fahrrad hat der Ex-Lehrer Konrad Günther alle fünf Werner Partnerstädte besucht. Aufgeteilt auf verschiedene Etappen und mehrere Jahre, ist der 67-Jährige Tausende Kilometer geradelt. Am Wochenende wird Günther ausnahmsweise mal den Reisebus nehmen müssen, wenn er gemeinsam mit einer Werner Delegation in die Partnerstadt Kyritz fährt. Bei uns erzählt der drahtige Sportler von seinen Reisen - und seinen schönsten Erlebnissen in der Ferne.
Konrad Günther hat es geschafft. Der 67-Jährige hat seit 2011 alle Werner Partnerstädte besucht – mit dem Fahrrad. Die letzte Etappe führte in diesem Jahr von Walcz (Polen) nach Poggibonsi (Italien).
Nach 40 Tagen und 3445 Kilometern traf Günther schließlich nach der letzten Etappe wohlbehalten in Werne ein. In der Hofeinfahrt standen seine Enkelkinder und empfingen ihn mit einem Willkommensschild. „Auf den letzten Metern drängte die Zeit“, sagt der Radfahrer. „Ich wollte genügend Zeit mit meinen Enkeln und meiner Tochter haben, die nur noch wenige Tage zu Besuch sind“, erzählt er.
Seit 2011 verbreitete das Mitglied des Internationalen Clubs Werne (ICW) den europäischen Gedanken per Pedale. Er war in Bailleul (Frankreich), Lytham St. Annes (Großbritannien), Kyritz, Walcz und nun Poggibonsi. Die Begegnung mit den Menschen stand für ihn im Vordergrund. Dafür nahm er sich auch in diesem Jahr wieder Zeit, wie in Klagenfurt. „Dort traf ich mich mit einer früheren Schülerin aus der Ukraine. Inzwischen verheiratet und ein Kind.“ Die junge Frau hatte 2000 unter seiner Obhut in Werne gewohnt und die Schule besucht. Sie sorgte dafür, dass er bei der Gluthitze nicht mit dem Fahrrad durch Slowenien fuhr. „Ich wurde bis nach Triest im Auto mitgenommen“, sagt er.
Das Thermometer zeigte auf der Straße 52 Grad Celsius an und in der Luft 33. „Der Asphalt floss dahin“, erinnert er sich. Beim Eintreffen in Italien sprachen die Leute von der schlimmsten Hitzewelle und Trockenperiode seit Jahren. „60 Tage ohne Regen“, klagte ein Bauer.
Umso erstaunlicher war es für Konrad Günther, als er in der Toskana durch trockene Landschaften fuhr und schließlich auf einen großen See traf. Seine Neugierde weckte das Interesse eines Wasserbau-Ingenieurs, der schließlich mit Günther eine halbe Stunde lang im Schatten fachsimpelte. Hinterher stellte der Werner meist fest, warum er diesen oder jenen Weg genommen, hier oder dort eine Pause eingelegt hatte: „Es ergaben sich immer schöne Erlebnisse.“
Verständigung war "meist ein Mischmasch"
„In Tschechien begleitete mich ein Radfahrer und fuhr zwei Stunden lang mit mir über verschlungene Wege, die ich selbst nie entdeckt hätte." Welches bei seiner Tour durch die einzelnen Länder das schönste gewesen sei? Das könne Günther so nicht sagen. "Italien war wunderschön, nur die Hitze eben nicht. Aber die Menschen und die Landschaft, die bleiben in positiver Erinnerung zurück." Auch Tschechien habe den 67-Jährigen begeistert: "Dort gab es wunderbar ausgeschilderte Radwege. Die Flüsse wurden dort durch Gelder der EU renaturiert - eine sinnvolle Investition."
Am wichtigsten seien aber die Menschen gewesen: Ob die zufälligen kurzen Begegnungen oder die Leute, die Günther ein Stück mitnahmen. Die Verständigung war meist mehrsprachig: Der ehemalige Lehrer spricht neben Englisch, Italienisch und Französisch auch Spanisch und Russisch. „Es war meist ein Mischmasch“, sagt er. An den Augenbrauen des Gegenübers habe er erkannt, ob er verstanden wurde. Manche Gespräche verliefen so mehrere Stunden, andere waren nett, aber kurz, erzählt der Werner. "Ich habe Armut und Reichtum gesehen, Nachkriegsgeschichten gehört und Erlebnisse von migrierten Menschen erzählt bekommen. Das war sehr spannend."
„Ich habe nur daran gedacht, wie ich oben ankomme"
Weder Smartphone noch GPS hatte er auf seiner Tour dabei. Nur mit einem Handy und Karte war er ausgerüstet. Und manchmal hat der Wind auf seiner Wange die Fahrtrichtung festgelegt, wenn er die Windrichtung kannte. Die Reise wurde zur sportlichen Herausforderung. „Bei den Steigungen über den Appennin und die Alpen habe ich nur daran gedacht, wie ich oben ankomme.“
So manche Strapaze hat er auf sich genommen. Nach der Ankunft baute er schnell das Zelt auf und fiel nur noch auf die Luftmatratze. Mittlerweile ist Konrad Werner wieder erholt, sei sogar schon wieder Fahrrad gefahren: "Es war nur eine kurze Strecke, aber man merkt den sportlichen Erfolg." Eine neue Tour habe der Werner bisher nicht geplant, dafür ein anderes Vorhaben: "Ich habe so viele Menschen kennengelernt, denen ich jetzt schreiben werde." So habe er sich 51 Ansichtskarten besorgt, die er losschicken will, manche bekämen auch eine E-Mail. Für Günther steht fest: Er will mit den Freunden aus aller Welt vernetzt bleiben.
Am Wochenende bleibt das Rad stehen
Konrad Günther nimmt an diesem Wochenende (3./4. Oktober) an den Feierlichkeiten zum 25. Jubiläum der Partnerschaft mit der Stadt Kyritz teil. Da er mit der städtischen Delegation im Bus mitreist, wird er sein Fahrrad am Freitag zu Hause lassen. Etwa 25 ICW-Mitglieder sowie eine 15-köpfige Delegation der Stadt fahren in die Partnerstadt Kyritz. Unterwegs werden Zwischenstopps eingelegt, unter anderem für zwei Kurzbesuche der beiden Städte Magdeburg und Schwerin.