
© Felix J. Mohr
„Ausgezeichneter“ Werner rückt Theaterstücke ins richtige Licht
Preisträger in Werne
Für seine Arbeit bei einem russischen Theaterfestival hat der Werner Beleuchtungsmeister Hermenegild Fietz einen Preis gewonnen. Die Übergabe gestaltete sich schwierig, aber doch passend.
Rückblick in die Zeit vor Corona: Im November 2019 war der Werner Beleuchtungsmeister Hermenegild Fietz mit dem Münsteraner Wolfgang-Borchert-Theater bei einem Theater-Festival in Rjasan, einer Partnerstadt von Münster, in Russland zu Gast. Dort wurde unter seiner Mitwirkung das Stück „Heisenberg“, sowohl in Russland als auch in Münster ein Erfolg, aufgeführt. Den Russen gefiel seine Arbeit so gut, dass er den ersten Preis für das beste Lichtdesign gewann.
Russland bewertet Theaterstücke sehr streng
Die Bewertungen in Russland seien sehr streng, wie Fietz erläutert. „In Deutschland gibt es ja auch Kritiken für die Aufführungen. Aber in Russland wird alles bewertet.“ Also nicht nur die Inszenierung als Gesamtbild, sondern auch Aspekte wie eben die Beleuchtung - was ihm seinen Preis eingebracht hat.
Eigentlich sollte Fietz die Urkunde im darauffolgenden Jahr offiziell von russischer Seite bei einem Besuch in Deutschland ausgehändigt werden. Aber - dann kam Corona. „Wegen der Pandemie kamen die russischen Kollegen aber nicht zum Gegenbesuch nach Münster, um mir unter anderem feierlich die Urkunde zu überreichen“, erklärt der 56-Jährige.
Wieder ein Zeitsprung, diesmal an das Ende des vergangenen Januars: Da die russischen Kollegen ihm unbedingt die Urkunde überreichen wollten, nutzten sie die Gelegenheit, als die Intendanz des Wolfgang-Borchert-Theaters zu ihnen eingeladen war, um in Russland bei einem erneuten Festival teilzunehmen, diesmal als Jurymitglieder. „In dem Zuge hat man Intendant Meinhard Zanger und Regisseurin und Chefdramaturgin Tanja Weidner meine Erster-Preis-Urkunde überreicht, die mir dann wiederum von den beiden im Wolfgang-Borchert-Theater überreicht wurde, worüber ich mich sehr gefreut habe“, erinnert sich Fietz.
Zwei Personen wollen wohl ausgeleuchtet sein
Das Stück „Heisenberg“ spielt sich auf einer 8 mal 2,50 Meter großen Bühne ab. Zwei Personen treffen sich dort - ein intellektueller Metzger und eine Frau, die sich für ihn interessiert. Mal sind sie auf einem Bahnhof, mal in einem Restaurant, einmal kommen sie sich sogar näher. „Ich habe das Licht partiell für jede Szene eingesetzt“, erklärt Fietz. Auch mit Videoprojektionen hat er gearbeitet. Eine Leinwand bildete den Hintergrund der Bühne. Diese wurde dann bunt beleuchtet.
Das Wolfgang-Borchert-Theater hat auch in Werne eine kleine Fangemeinde, wie Fietz erwähnt. Im Jahr werden meist etwa ein halbes Dutzend Stücke aufgeführt. Nach der Bauprobe, bei der das Bühnenbild vorgestellt wird, gibt es bereits die ersten Gespräche, wie das Licht eingesetzt werden soll. Das Lichtkonzept steht dann meist sehr schnell. Bei der Endprobe, die meist zwei Wochen vor der Premiere stattfindet, ist Fietz dabei. Es gibt dann nochmal Gespräche, wo Licht und Farben eingesetzt werden sollen.
Kein Stück ist wie das andere
„Jedes Stück ist anders, auch bei der Beleuchtung“, so Fietz, der seit 30 Jahren in dem Metier ist. 1992 hat er als Elektriker beim Stadttheater Münster angefangen. 1996 wurde er Beleuchtungsmeister, heute sagt man Meister für Veranstaltungstechnik. Auch beim Film hat der Vater zweier erwachsener Töchter schon gearbeitet. „Es wird nie Routine.“ Jeder Regisseur hat andere Vorstellungen, und die Schauspieler ebenso. „Ich gehe an jedes Stück ‚jungfräulich‘ ran“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Spaß hat er weiterhin, auch in der Corona-Zeit, die mit Masken und Abstand gemeistert wird. Das nächste Stück wird das Open-Air-Spektakel „The Black Rider“ auf einer schwimmenden Insel in Münsters Hafenbecken sein. Auch dieses wird er bestimmt perfekt ausleuchten.
Dass Fietz von Meinhard Zanger und Tanja Weidner den Preis bekam, war übrigens mehr als passend: Meinhard Zanger war bei dem Stück „Heisenberg“ Hauptdarsteller, Tanja Weidner Regisseurin.
Seit über zehn Jahren als freier Journalist tätig und seit einigen Jahren auch für die Ruhr Nachrichten. Ich schreibe gerne über Menschen und ihre Geschichten.
