Emely Harper (Katharina Pütter) ist entsetzt über die rechten Ansichten ihres Freundes Edward Tishler (Max Volker Martens). Nach kurzfristiger Trennung siegt aber die Liebe.

© Elvira Meisel-Kemper

Werne: Stück „Mr. President First“ als Satire auf die aktuelle Politszene

rnTheater im Kolpingsaal

Der Hauptdarsteller des Theaterstücks am Dienstagabend im Kolpingsaal heißt Tishler, könnte aber auch Trump heißen. Jedenfalls bis zu einer dramatischen Wendung im Stück „Mr. President First“.

Werne

, 16.02.2022, 16:13 Uhr / Lesedauer: 2 min

Edward Tishler ist ein prominenter und erfolgreicher TV-Moderator mit rechten Ansichten. Vom Milliardär Norman Craig wird er zum Präsidentschafts-Kandidaten hochgepusht, nachdem Tishlers Freundin Emely Harper ihn verlassen hat. Am Ende siegen die Einsicht und die Liebe, denn Tishler fühlt sich ohne die starke Freundin an seiner Seite nicht stark genug für die verlockende Karriere als Präsident. Da nützen auch die durchtriebenen Spielchen von Craig und seiner Referentin Olivia Sailor nichts.

Der Milliardär Norman Craig (Lutz Bembenneck, r.) will Tishler für seinen rechten politischen Zwecke einspannen. Was ihm vorübergehend gelingt.

Der Milliardär Norman Craig (Lutz Bembenneck, r.) will Tishler für seinen rechten politischen Zwecke einspannen. Was ihm vorübergehend gelingt. © Elvira Meisel-Kemper

Irgendwie kommt das den Theaterbesuchern im Kolpingsaal in Werne bekannt vor, denn das Theaterstück „Mr. President First“ lehnt sich nicht nur im Titel an den Kampfspruch „America First“ des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump an. Das Schauspiel von Stefan Zimmermann, am 13. März 2019 erstmals auf die Bühne gebracht vom Ensemble der a.gon Theater GmbH München, lässt sich leiten von den vielen unseriösen Methoden in der Politik, die in den letzten Jahren nicht nur durch Trump die Welt vergifteten.

Witzige, schlagfertige Dialoge

Der erhobene Zeigefinger kommt allerdings nicht vor, sondern die Dialoge der Protagonisten sind witzig, schlagfertig und sie zeigen auch die Menschen hinter ihnen.

Am Anfang sitzt Edward Tishler (Max Volkert Martens) als erfolgreicher TV-Moderator im Studio, wettert gegen die illegale Einwanderung nach Amerika, spricht sich für Waffenbesitz aus und persifliert den Klima-Wandel, an den er nicht glaubt. Zwei mobile und neutrale Paravents verstellen den Blick auf den realen Bühnenraum. Sie sind die einzige Kulisse bei allen Szenen.

Als er in seinem Apartment sitzt und mit seiner wesentlich jüngeren Freundin Emely Harper (Katharina Pütter) über die Lage der Nation diskutiert, werden schnell die Meinungsverschiedenheiten deutlich. Emely ist entsetzt über seine rechten Ansichten und verlässt ihn.

Mittlerweile haben der Milliardär Norman Craig (Lutz Bembenneck) und seine Referentin Olivia Sailor (Angelika Auer) Tishler als Präsidentschaftskandidaten der rechten Szene auserkoren. Tishler sagt zu und wird von Craig und Sailor auf Schritt und Tritt überwacht und hochgepusht.

Szene aus dem Theaterstück "Mr. President First", das am Dienstagabend im Kolpingsaal in Werne zu sehen war.

Szene aus dem Theaterstück "Mr. President First", das am Dienstagabend im Kolpingsaal in Werne zu sehen war. © Elvira Meisel-Kemper

Harper ist mittlerweile beim Investigativ-Journalisten Peter Westham (Dirk Hermann) untergekommen. Auch das ist Craig und Sailor zu Ohren gekommen. Sie engagieren eine Frau (Lesley Jennifer Higl) als vermeintliche Ehefrau des ledigen Westham, die Harper aus der Wohnung wirft.

Mittlerweile bettelt Tishler buchstäblich bei Harper um ihre Rückkehr, allerdings erfolglos. Stattdessen wird sie Präsidentschaftskandidatin der liberal-demokratischen Szene. Erst jetzt wird Emely bekannt, das ihre aufkeimende Beziehung zu Westham durch Craig und Sailor unterminiert wurde. Noch ist ihre Liebe zu Tishler nicht ganz erloschen. Sie erkennt die Gefahr für Tishler.

Der rechte Kandidat diskutiert mit TV-Moderatorin Rose Stewart (Lesley Jennifer Higl).

Der rechte Kandidat diskutiert mit TV-Moderatorin Rose Stewart (Lesley Jennifer Higl). © Elvira Meisel-Kemper

In einer TV-Reality-Show treffen Tishler, Westham und Harper aufeinander. Tishler beichtet öffentlich die Falschheit seiner bisherigen politischen Meinung und tritt als Kandidat der rechten Ecke zurück. Tishler fehlte die starke Frau an seiner Seite, deshalb kommt seine Einsicht spät, aber sie kommt.

Das ist eine unerwartete Kehrtwendung, die ehrlich und dennoch dramatisch gespielt wurde, trotz aller unterstützenden und eingespielten Beifallsstürme. Letztlich verzweifeln auch Sailor und Craig, der am liebsten Selbstgespräche mit seinen Vögeln Caesar und Hannibal führt, an der Stärke von Harper und ihren Unterstützern.

In einer Talkshow kommt die unerwartete Wende. Edward Tishler (2. v. l.) wandelt sich vom Saulus zum Paulus.

In einer Talkshow kommt die unerwartete Wende. Edward Tishler (2. v. l.) wandelt sich vom Saulus zum Paulus. © Elvira Meisel-Kemper

„Das ist kein Stück über Donald Trump. Es ist vieles andere: eine Komödie, ein Schauspiel, ein Politthriller, eine Satire, aber keine historische Dokumentation“, schreibt Zimmermann, Autor und Regisseur des Theaterstücks, im Programmheft.

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