Laut dem Verband Die Papierindustrie e.V. ist die Produktion von Papier und Pappe allein von Januar bis Oktober 2023 in Deutschland um knapp 16 Prozent zurückgegangen. Das liegt zum einen daran, dass die Rohstoffe nach wie vor knapp sind. Zum anderen wird weniger speziell geeignetes
Druckpapier benötigt. Zeitungen und Bücher werden vermehrt digital gelesen, den klassischen Versandhaus-Katalog gibt es nicht mehr. Und zum Juli dieses Jahres hat die Supermarkt-Kette Rewe außerdem den Druck des Werbe- und Angebotsblättchens eingestellt. Andere werden in den nächsten Monaten folgen.
Außerdem ist Druckpapier „exorbitant teuer geworden“, sagt einer, des es wissen muss: Hubertus Waterhues, Inhaber der Buchhandlung Bücher Beckmann in Werne, beobachtet die Entwicklung auf den Papiermarkt genau. Es müsse jetzt aber niemand in Panik geraten, dass der Buchdruck in Gefahr sei. Unterschiede seien aber spürbar. Das betreffe beispielsweise „die Bestände im Schnellzugriff“. Wo der Buchhändler früher über Nacht Titel bestellte und auch erhielt, könne das heute schon mal zwei oder drei Tage dauern, erklärt Waterhues. Denn die Verlage haben ihre Lagerbestände verringert, halten also weniger Exemplare bereit.

Persönliche Beratung
In den Chefetagen der Verlage werde mehr abgewogen, welche Geschichten veröffentlich werden. Auch das trage dazu bei, dass Bücher unter Umständen nicht vorrätig sind. Während manche deutsche Kleinstadt gar keine Buchhandlung mehr hat, bemerke das Team von Bücher Beckmann keine großen Veränderungen in der Anzahl der Kunden. In der Lippestadt schätzen die Kunden eben die persönliche Beratung. Das sei wohl ein Grund, warum das gedruckte Buch hier immer noch die erste Wahl sei.
Mittlerweile suchen Kunden gezielt nach schmuckvoll designten Büchern, die auch im Regal was hermachen. Der neueste Trend: Nicht nur der Buchrücken ist auffällig gestaltet, auch der sogenannte Seitenschnitt, also die Teile, an denen das Papier der Buchseiten zu sehen ist. Zum Teil sehr filigrane Bilder sind zu sehen. Selbstverständlich erhoffen sich Verlage dadurch auch einen höhere Sichtbarkeit und dadurch dann auch einen besseren Absatz.
Keine E-Book-Reader
Es gebe auch Kunden, die ein E-Book möchten, aber die Mehrheit - und das betreffe alle Altersklassen - bevorzuge das gedruckte Buch. Außerdem liefert Waterhues lediglich den Download-Link, das Endgerät, also einen E-Book-Reader, verkauft er nicht. „Aus Überzeugung. Wir machen nur das, worum wir wissen“, sagt er. Soll heißen: Es wird beraten, worin sich das Team auskennt. Das sind nun einmal Bücher aller Art, jedes Genres, aber eben auf Papier gedruckt.
In diesem Zusammenhang weist der Buchhändler darauf hin, dass Kunden bitte beachten, dass Heiligabend dieses Jahr auf einen Sonntag fällt. „Da sitzen wir alle zu Hause unter dem Weihnachtsbaum.“ Wer also noch ein Buch verschenken möchte, sollte am Anfang der Weihnachtswoche vorbeischauen und sich beraten lassen.

Weniger Papiermüll
Die Landesdatenbank NRW verzeichnet im Kreis Unna für das Jahr 2022 ein Abfallaufkommen aus Papier und Pappe in Höhe von 22.746 Tonnen. Hinzu kamen 9721 Tonnen Verpackungen aus Pappe und Papier, das macht in Summe 32.467 Tonnen. Im Jahr zuvor war das gesamte Abfallaufkommen zwar mit 32.013 Tonnen insgesamt geringer, aber die Menschen produzierten gut 2,5 Tonnen mehr Pappe- und Papiermüll. Im ersten Corona-Jahr 2020 betrug das Abfallaufkommen aus Pappe und Papier 36.145 Tonnen.
Damit Papier und Pappe dem Kreislauf der Wiederverwertung zugeführt werden können, gehören sie bekanntlich nicht in den Hausmüll, sondern ins Altpapier (Container oder Blaue Tonne). Auch das trägt dazu bei, dass der Papiermarkt sich ein wenig entspannt.
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