Fast 4000 Werner Haushalte bekommen bald Post Stadt und GWA zweifeln an Kompostierleistung

Bioabfälle richtig verwerten: Stadt und GWA starten neue Kampagne
Lesezeit

Die korrekte Mülltrennung ist an sich kein Hexenwerk. Beim örtlichen Entsorger oder im Internet gibt es zahlreiche Anleitungen, welche Art von Abfall in welcher Tonne entsorgt werden muss. Dennoch werden - aus Unachtsamkeit, aber auch aus Ignoranz - jährlich Tonnen von Müll falsch weggeworfen. Das führt nicht nur zu mehr Aufwand an den Deponien, es kostet auch mehr Geld. Gerade das Thema Biomüll ist hier ein großes.

Gemeinsam mit der Gesellschaft für Wertstoff- und Abfallwirtschaft Kreis Unna mbH (GWA) will die Stadt Werne dem nun einen Riegel vorschieben. Ab Oktober werden alle Grundstückseigentümer in Werne angeschrieben, die noch keine Biotonne haben. Es soll erfasst werden, ob eine Biotonne vonnöten ist. Die fachgerechte Entsorgung von Biomüll ist nämlich genauso Pflicht wie bei Rest- oder Papiermüll. Genau genommen hat jede Bürgerin und jeder Bürger die Pflicht, „alle verwertbaren Abfälle getrennt zu erfassen“, sagt Andreas Hellmich, Pressesprecher der GWA. Wenn das Grundstück nicht die Anforderungen für die Eigenkompostierung erfüllt, müsse eben eine Tonne bestellt werden.

Laut Erhebung aus dem vergangenen März gibt es in Werne 7768 Grundstücke (gleich Wohngebäude) mit Restmülltonnen. 3889 Gebäude davon haben keine Biotonne angemeldet. Dort müsste also selbst kompostiert werden. Aber so richtig gut klappt das nicht.

Ein Müllhaufen.
Die GWA beklagt: Es ist viel zu viel Plastik im Biomüll. © GWA (Archiv)

Was gehört in die Biotonne?

In die Biotonne gehören ausschließlich nativ-organische Abfälle. Dazu gehören Kaffeefilter, Obst-, Gemüse- und andere Lebensmittelreste, Papierservietten, Blumenerde, Rasen- und Strauchschnitt. „Es gibt keine kompostierbaren Plastiktüten“, bekräftigt Hellmich. Zwar werben Hersteller damit, in solchen Fällen sei es aber ratsam, genauer auf die Verpackung zu schauen. Denn häufig finde sich dort ein Hinweis „wenn der örtliche Entsorger das Produkt mitnimmt“ oder so ähnlich.

Gerade im Sommer können Biotonnen eine echte Geruchsbelästigung werden. Dann können Fleischabfälle in Zeitungspapier eingewickelt werden, bevor sie in die Biotonne wandern. Nach Abholung werden die Abfälle zur Kompostierungsanlage nach Lünen gebracht, wo sie zu Biogas und hochwertigem Kompost mit Gütesiegel verarbeitet werden.

Werden falsch befüllte Tonnen vor der Leerung entdeckt, bleiben sie stehen und müssen bis zum nächsten regulären Abfuhrtermin nachsortiert werden. Unter Umständen wird eine kostenpflichtige Entsorgung als Restmüll notwendig. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) aus Juli 2020 landen bundesweit knapp 40 Prozent nativ-organische Stoffe im Restmüll. Das wären auf Werne herunter gerechnet 1675 Tonnen pro Abfuhr. Das verursacht Mehrkosten von etwa 218.000 Euro jährlich.

Mehr Beratungsbedarf

Im Pressegespräch mit Vertretern der Stadtverwaltung macht Hellmich deutlich, dass er niemandem die Biotonne aufdrängen möchte. Wer selbst kompostieren möchte, könne das selbstverständlich weiterhin tun, aber: „Wenn das jemand gut kann, soll er das auch machen. Eigenkompostierung muss qualifiziert und fachgerecht gemacht werden.“ Denn nicht auf jedem Grundstück sei ein Kompostierer sinnvoll.

Wo beispielsweise ein Bach oder Fluss hinter dem Grundstück verlaufe, seien sicherlich Ratten. Die wolle sich wohl niemand mutwillig aufs Grundstück holen. Daher enthalte das Anschreiben der Stadt auch Informationen über verschiedene Optionen. „Wir stellen uns auf viele Nachfragen ein“, so Hellmich. Der Beratungsbedarf sei sicherlich hoch. „Wir müssen das den Bürgern gut vermitteln. Die Verwertung aller Abfälle ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sie ist auch ein Beitrag zur Gebührengerechtigkeit und selbstverständlich auch zum Umweltschutz“, ergänzt der GWA-Sprecher.

Die Grafik zeigt, wie Verbraucher Müll korrekt trennen.
Die Grafik zeigt, wie Verbraucher Müll korrekt trennen. © GAW

Kompost-Fibel

Wer sich mit dem Gedanken trägt, selbst zu kompostieren, kann sich die Kompost-Fibel des UBA besorgen. Entweder über die GWA oder auf https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/kompostfibel als Download. Darin sind neben allen rechtlichen Aspekten auch nützliche Informationen enthalten. Anhand des Anschreibens, das übrigens absolut datenschutzkonform ist, können Bürger einen Termin zur kostenfreien Abfallberatung vereinbaren. „Das Grundziel ist, die Anzahl der Biotonnen zu erhöhen. Plastik muss raus aus dem Biomüll“, bekräftigt Hellmich.

Was, wenn kein Platz für eine weitere Biotonne am Haus ist? Schließlich gibt es Grundstücke, an denen die Stellplätze für Wertstoff-, Restmüll- und Papiertonne extra passgenau gebaut wurden. Da werde es immer Lösungen geben, ist Hellmich sicher. In der kommenden Woche sollen die ersten Schreiben bereits verschickt werden.

Vier verschiedene Größen

Entscheidet sich ein Grundstückseigentümer für eine Biotonne, kann er aus vier Größen wählen: 60, 80, 120 oder 240 Liter. Der Antrag kommt mit dem Schreiben. Etwa im Juni 2024 werden die Tonnen ausgeliefert und sind dann auch sofort nutzbar.

Wer die Eigenkompostierung, genauer eine „Befreiung von Anschluss- und Benutzungszwang an der Biotonne“ anmeldet, muss ein telefonisches Beratungsgespräch mit der GWA-Abfallberatung führen. „Die Biotonne bietet allein oder als Ergänzung zur Eigenkompostierung viel Service für wenig Geld“, ist Hellmich sicher.

Die derzeitigen Gebühren der Stadt Werne für die Biotonne belaufen sich auf 6,63 Euro monatlich für die 60-Liter-Tonne bis zu 14,82 Euro monatlich für die 240-Liter-Tonne. Aufs Jahr gerechnet kosten die 60 Liter 79,51, die 240 Liter 177,85 Euro.

Zu viel Plastikmüll in Biotonnen in Selm, Werne, Lünen: Mülltrennung beachten

Müllgebühren in Werne: Bürger müssen sich auf Erhöhung einstellen - aber die ist minimal