Nach großer Kritik Werner Schulleiter: Darum werden die Abiturnoten immer besser

Von Johanna Pesch
Werner Schulleiter erklärt: Darum werden die Abiturnoten immer besser
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Nach Veröffentlichung der Statistik der Kulturministerkonferenz zur Entwicklung der durchschnittlichen Abiturnoten der einzelnen Bundesländer war das Erstaunen groß. 28,3 Prozent der Abiturienten in Nordrhein-Westfalen haben im Jahr 2021/2022 einen Notendurchschnitt zwischen 1,0 und 1,9 erreicht. Das sind knapp 23.000 von rund 80.500 geschriebene Abiturklausuren. Zum Vergleich: 2014 lag der Anteil noch bei 21,4 Prozent und 2006 bei 15,5 Prozent.

Thorsten Schröer, Schulleiter des St. Christophorus Gymnasium in Werne sieht auch bei seinen Schülerinnen und Schülern eine Verbesserung der Abiturnoten. „Mehr als 30 von 80 Abiturienten haben in den vergangenen zwei Jahren eine Abiturnote zwischen 1,0 und 1,9 erreicht“. Damit liegt das Gymnasium mit 37,5 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Deutschlandweit liegt der Schnitt von Abiturienten mit einer Eins vor dem Komma bei 31,8 Prozent.

Nicht nur die Abiturnoten haben sich verbessert, auch das Sitzenbleiben ist laut Schröer zur Ausnahme geworden.

Corona ist nicht der Grund

Die öffentliche Meinung über die verbesserten Abiturnoten ist skeptisch. Ist das Abitur zu leicht? Werden gute Noten zu einfach vergeben? In den Medien wird deutschlandweit über mögliche Gründe diskutiert. Thorsten Schröer sieht die Corona-Zeit nicht als primären Grund für die Verbesserung. „Das ist eine Entwicklung der letzten Jahrzehnte“. Dem stimmt auch Oberstufenkoordinator Armin Hierl vom Anne-Frank-Gymnasium zu: „So dramatisch, wie es dargestellt wird, ist es nicht“.

Als ein Grund für die verbesserten Abiturnoten sieht Thorsten Schröer die veränderte Mentalität der Lehrerinnen und Lehrer. Den Lehrern sei daran gelegen, dass die Schüler gut mitkommen und gute Ergebnisse erzielen. Sie vergeben beispielsweise Checklisten und Übungsmaterialien vor Klausuren. „Die Lehrer begegnen den Schülern jetzt auf Augenhöhe, als Unterstützer und Helfer“. Außerdem arbeiten die Schüler mehr in Gruppenarbeiten zusammen, so dass der Unterricht interaktiver gestaltet ist und somit attraktiver ist als der traditionelle Frontalunterricht.

Was jedoch in der Corona-Zeit den Abiturienten geholfen hat, war die Vorauswahl der Abituraufgaben. Laut Schröer konnte die Schule für die Klausuren in Sozialwissenschaften aus vier vorgeschlagenen Aufgaben eine Aufgabe rauswählen, die nicht für die Schüler zum Lösen zur Auswahl stehen sollte. Damit konnte die Schule das Thema auswählen, womit die Schüler womöglich am wenigsten anfangen konnten. Außerdem standen in den Deutschklausuren vier statt sonst nur drei Aufgaben für die Schüler in der Abiturprüfung zur Auswahl.

Portrait von Thorsten Schröer
Schulleiter Thorsten Schröer sieht mehrere Gründe für die verbesserten Abiturnoten. © Jörg Heckenkamp

Noten werden nicht verschenkt

Schröer ist seit sieben Jahren Schulleiter des St. Christophorus Gymnasium und argumentiert: „Nicht jeder Jahrgang ist gleich stark. Die Jahrgänge schwanken. Mal gibt es gute und mal weniger gute Jahrgänge“. Außerdem verneint er das Gerücht, Lehrer würden den Schülern gute Noten hinterherwerfen. „Für meine Fächer Deutsch und Sozialwissenschaften haben sich die Maßstäbe zur Beurteilung etwas geändert. Es ist zwar schwer eine Fünf zu schreiben, aber es ist genauso schwer eine Eins zu erreichen“.

Er fügt hinzu: „Die Schüler sind stark und leisten viel.“ Zusätzlich zum inhaltlichen Lernen müssen die Schüler auch andere Kompetenzen erlernen, wie zum Beispiel das selbstständige Arbeiten und Organisieren, was später für das Lernen an einer Universität wichtig ist.

Bedenken gibt es woanders

Thorsten Schröer sieht die Probleme nicht bei den guten Abiturnoten. „Die hohen NCs bei den Unis sind ein Problem. Es gibt Schüler, die die Schule wechseln, in der Hoffnung einen besseren Abischnitt zu erlangen, um so den Numerus clausus für bestimmte Studienfächer zu erfüllen“. Als Beispiel nennt er den Numerus clausus für Grundschullehramt, der in Münster bei 1,9 liegt. Trotz unterschiedlichen Abituraufgaben gibt es ein einheitliches Punktesystem für alle Bundesländer. Insgesamt gibt es maximal 900 Punkte. Für eine 1,0 sind mindestens 823 Punkte nötig, für eine 1,9 sind es mindestens 661 Punkte. Um das Abitur zu bestehen, brauchen Abiturienten mindestens 300 Punkte.

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