Bis auf dem ehemaligen Werner Zechengelände die Bagger für den Bau des Forschungskomplexes aus Surfworld und Sciencewave rollen, dürfte es noch eine ganze Weile dauern. Der Forschungsbetrieb soll im Oktober 2024 an den Start gehen. Im Jahr darauf sind dann die Surfer an der Reihe. So lautet zumindest die aktuelle Zielsetzung des Investors.
Spätestens seit der jüngsten Informationsveranstaltung im Kolpingsaal ist jedoch klar: Viele Menschen sind mit Blick auf das Projekt skeptisch, beunruhigt oder gar frustriert. Das gilt beispielsweise für die Bewohner von Rünthe, denen das vorgestellte Verkehrsgutachten tiefe Sorgenfalten auf die Stirn getrieben hat. Denn die sind vom Großteil des zusätzlichen Verkehrs, den der Surfpark verursachen wird, direkt betroffen.
Viele Fragen - so hieß es im Nachgang zur Infoveranstaltung - seien unbeantwortet geblieben. Das ändert aber nichts daran, dass die Planungen fortgeführt werden. Eine wichtige Frist ist dabei inzwischen abgelaufen: Im Zuge der ersten Beteiligungsrunde hatten sowohl Bürger als auch Träger öffentlicher Belange (zum Beispiel Naturschutz- und Wasserbehörden) die Möglichkeit, Stellungnahmen bei der Stadt einzureichen.
„Jede Menge“ Stellungnahmen erhalten
Und davon hat die Werner Stadtverwaltung „jede Menge“ erhalten, wie Planungsdezernent Ralf Bülte auf Anfrage unserer Redaktion erklärt: „Wir haben alle Träger, die in irgendeiner Weise mit dem Projekt zu tun haben, angeschrieben und um Stellungnahmen gebeten. Das ist eine Liste von mehr als 100 Trägern.“ Die konnten sich daraufhin äußern - mussten es aber nicht.
Inhaltlich könne er derzeit noch nichts zu den Stellungnahmen sagen, so Bülte: „Wir arbeiten die jetzt erst einmal alle ab.“ Genau genommen ist es Aufgabe des Planungsbüros BKR, die Stellungnahmen auszuwerten und eine Synopse zu erstellen. Danach beginne für die Stadt ein Abwägungsprozess. Gegebenenfalls müssten Planungen und auch Gutachten angepasst werden.
Ausgleichsmaßnahmen und weitere Gutachten
Die Reaktionen auf dem Infoabend sind freilich auch Wernes Planungsdezernenten nicht verborgen geblieben. Der zeigt sich nicht überrascht davon, dass es „nach solchen Veranstaltungen offene Fragen und auch Kritik gibt“. Man werde aber weiterhin transparent mit dem Thema umgehen. Das bezieht sich nicht nur auf kommende Informationsveranstaltungen und die nächste Beteiligungsrunde, sondern auch auf die weiteren Verfahrensschritte.
Fest steht schon jetzt, dass es an einigen Stellen Handlungsbedarf gibt. „Wir haben zum Beispiel noch keine Ausgleichsflächen für den Feldschwirl und den Baumpieper. Bevor wir die nicht haben, brauchen wir gar nicht groß weiterzumachen“, betont Bülte etwa mit Blick auf das Artenschutzgutachten.

Die bislang veröffentlichten Gutachten sind zudem quasi lediglich ein Teilstück des Puzzles. So müssten beispielsweise aufgrund der geplanten Brunnen noch Untergrunduntersuchungen auf dem Zechengelände vorgenommen werden. Grundsätzlich befinde man sich derzeit noch im Bauleitverfahren. Das ist aber noch lange nicht der letzte Abschnitt auf dem Weg zum Surfpark. „Es wird unter anderem noch ein wasserrechtliches Verfahren mit eigenen Anforderungen geben“, sagt Bülte.
Eine Anforderung wird es allerdings nicht geben - und zwar die einer Rückbauverpflichtung für den Fall, dass der Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen irgendwann einmal eingestellt werden sollte. Diese Frage war in Zusammenhang mit der nach der wirtschaftlichen Haftung aufgekommen. Das unternehmerische Risiko liege alleine beim Investor und die Stadt würde in einem solchen Fall nichts aus eigener Tasche zahlen müssen, hieß es daraufhin.
Aus Sicht der Stadtplanung ist klar: „Wir werden für den Surfpark keine Rückbauverpflichtung in den städtebaulichen Vertrag schreiben. Dann müssten wir das ja bei jedem Unternehmer machen, der irgendwo eine Halle baut“, sagt Bülte.
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