
Dietrich Schwanitz zählt angeblich zu den vier bemerkenswertesten Werner Persönlichkeiten. © dpa/ Montage Püschner
Vier Menschen aus Werne stehen auf der Weltkarte der Promis
Stars der Lippestadt
Eine spezielle neue Weltkarte zeigt, wo die größten Promis und Persönlichkeiten geboren wurden. In Werne tauchen gleich vier Namen auf. Darunter ein Ehrenbürger und ein Fußballspieler.
Von Aristoteles bis Einstein, von Darwin bis Luther - solche bemerkenswerten beziehungsweise prominenten Persönlichkeiten (sogenannte notable people) finden sich auf einer der interaktiven Weltkarten von Topi Tjukanov, einem Karten-Bastler aus Finnland. Wer im Internet auf den digitalen Globus klickt, kann nach Belieben rein- und rauszoomen. Jeder Stadt sind besagte Promis zugeordnet - je nachdem, wo die jeweilige Person geboren wurde. Das Projekt greift auf eine riesige Datenbank zurück, die den Zeitraum zwischen 3500 vor und 2018 nach Christus umfasst.
Laut Tjukanov folgt die Karte einer strikten Logik: „Die Daten wurden so verarbeitet, dass nur die Person mit dem höchsten Bekanntheitsgrad für jeden eindeutigen geografischen Standort angezeigt wird“, so Tjukanov. Haben also zwei Promis oder historische Persönlichkeiten den gleichen Geburtsort, wird nur der oder die bekanntere angezeigt.
Vier bekannte Werner stehen auf der Karte der Promis
Wie genau das funktioniert, ist allerdings nicht klar. Auf der Karte lassen sich jedenfalls verschiedene Kategorien auswählen: Kultur, Wissenschaft, Führung („Leadership“) sowie Sport und Spiele. Auch Werne ist auf dieser Karte dementsprechend mit vier Namen vertreten.

Autor Dietrich Schwanitz mit seinem Roman "Der Zirkel". Populär wurde der gebürtige Werner allerdings bereits zuvor mit dem Bestseller "Der Campus". © dpa
In der Kategorie Kultur taucht der Name Dietrich Schwanitz auf. Und der dürfte bis heute tatsächlich nicht nur den Bürgern in Werne bekannt sein. Schwanitz erblickte am 23. April 1940 in der Lippestadt das Licht der Welt. Als dritter Sohn eines Lehrer-Ehepaars.
Weil der Vater und die Brüder im Krieg verschollen waren, machte sich die Mutter 1947 auf die Suche nach der Familie und schickte Dietrich, den Jüngsten, über das Rote Kreuz in die Schweiz, wo er drei Jahre ohne Schulbesuch bei einer mennonitischen Bergbauernfamilie aufwuchs. 1950 kehrte er nach Werne zurück, besuchte zunächst die Realschule und später das Gymnasium in Kamen.
Anschließend studierte und promovierte der gebürtige Werner, lehrte unter anderem in den USA sowie an den Universitäten Mannheim und Hamburg Englische Literatur und Kultur - und wurde schließlich 1995 mit seinem Roman „Der Campus“ berühmt. Regisseur Sönke Wortmann verfilmte den Roman später mit Heiner Lauterbach und Sandra Speichert.
Als Schwanitz 1997 zu einer Lesung ins Alte Rathaus nach Werne zurückkehrte, erklärte er: „Es ist mir eine Ehre, wieder nach Hause zu kommen.“ Am 17. Dezember 2004 starb der Professor und Autor in Hartheim am Rhein.
Fußballprofi Marvin Pourié ist der prominenteste Werner Sportler
Zu diesem Zeitpunkt war Marvin Pourié gerade einmal 13 Jahre alt. Der heutige Fußballprofi wurde am 8. Januar 1991 in Werne geboren. Derzeit spielt er für den SV Meppen in der 3. Liga. Schaut man in die Transferhistorie von Pouriés Karriere, dann wird schnell klar: Der Mann ist ein echter Wandervogel. Im Jugendbereich spielte er unter anderem für Borussia Dortmund und 1860 München - und den FC Liverpool.

Marvin Pourié im Trikot des 1. FC Kaiserslautern. Pourié ist ein Wandervogel - und der bekannteste Werner Sportler. © imago images/pmk
Über Schalke 04, den FC Kopenhagen und den Karlsruher SC führte ihn sein Weg schließlich nach Meppen. Dort spielt er seit Beginn der aktuellen Saison. Zuvor hatte Pourié ein einjähriges Intermezzo bei den Würzburger Kickers, mit denen er in die Regionalliga abstieg. 2016 wurde der gebürtige Werner dänischer Fußballmeister, 2019 sicherte er sich mit 22 Saisontreffern die Torjägerkanone in der 3. Liga.
Albert von Maybach sicherte sich einen Ministerposten
Eine solche Auszeichnung konnte sich Albert von Maybach nie sichern. Seine Bedeutung für die Lippestadt und sein Einfluss auch über die Grenzen Wernes hinaus hatte der am 29. November 1822 auf dem Gut Abdinghof geborene Albert ohnehin auf ganz anderen Gebieten. Zum Beispiel auf den Schienen. Denn der Sohn des damaligen Werner Bürgermeisters und spätere Jurist machte eine Karriere bei der Eisenbahn, erreichte sogar einen Ministerposten im Königreich Preußen.

Albert von Maybach war einer der einflussreichsten Werner. © Förderverein Stadtmuseum
Eine von Maybachs wohl anspruchsvollsten Aufgaben bestand in der Verstaatlichung des preußischen Eisenbahnnetzes, was ihm letztlich zum großen Teil auch gelang. Als Maybach aus dem Amt ausschied, hatte Preußen mehr als 14.000 Kilometer Bahnstrecken für fast 3 Milliarden Mark gekauft. Im folgenden Jahr erwirtschafteten die preußischen Staatsbahnen einen Gewinn von fast 320 Millionen Mark.
Am 21. Januar 1904 starb der gebürtige Werner, der immer mal wieder zu Besuch in der Lippestadt war, schließlich in Berlin. Mittlerweile ist Albert von Maybach Ehrenbürger der Stadt Werne. Sein Bildnis ist heute im Bürgersaal des historischen Rathauses zu sehen. Außerdem ist eine Straße nach ihm benannt. Kein Wunder also, dass er auf der Weltkarte der Promis den Platz in der Kategorie „Führung“ einnimmt.
Hilde Kaufmann schaffte etwas noch nie Dagewesenes
Und wie steht es um die letzte Kategorie - „Forschung und Wissenschaft“? Da taucht in Werne der Name Hilde Kaufmann auf. Sie wurde am 28. Oktober 1920 als erstes von vier Kindern eines Lehrer-Ehepaares geboren. Ihr Abitur absolvierte sie mit Auszeichnung und begann 1939 ein Jurastudium, das sie vier Jahre später unterbrechen musste, da sie in die Rüstungsindustrie verpflichtet wurde.
Das hielt Kaufmann allerdings nicht davon ab, im weiteren Verlauf ihres Lebens nachhaltig auf dem Gebiet der Rechtswissenschaften und Kriminologie zu wirken. Kaufmann arbeitete unter anderem beim Auswärtigen Amt und lehrte als Dozentin an der Universität in Bonn.
Die gebürtige Wernerin schaffte zudem etwas, was noch keiner anderen Frau vor ihr gelungen war: An der Universität Köln amtierte sie 1977/1978 als erste Frau überhaupt als Dekanin der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Kaufmann starb am Abend des 11. Januar 1981 in Köln.
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
