Weizen kann nicht abtrocknen Werner Landwirte bangen um ihre Ernte

Weizen kann nicht abtrocknen: Werner Landwirte bangen um ihre Ernte
Lesezeit

Wann kann die Weizenernte endlich weitergehen? Die Landwirte der Region würden gerne Weizen und Roggen einfahren, allein das Wetter macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Es bräuchte mindestens acht bis 14 Tage Trockenheit und Wind. Dann wären die Felder abgetrocknet. Die Prognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bringt ein Fünkchen Hoffnung.

„Momentan warten wir alle gespannt drauf, dass es schönes Wetter gibt“, fasst der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Ortsverbands Werne, Robert Schulze Kalthoff, zusammen. Nachdem die Gerstenernte „mit guten Erträgen“ bereits vor wenigen Wochen abgeschlossen wurde, schlug das Wetter um. „Seitdem hatten wir fast nur noch Regenwetter, sodass der Weizen und der Roggen nicht abtrocknen“, sagt er. Dadurch, dass die Böden so massiv aufgeweicht sind, würden seiner Ansicht nach mindestens 14 Tage ohne Regen benötigt. Drei bis vier würde es in etwa dauern, damit die Felder überhaupt befahrbar sind. Schließlich möchte sich wohl niemand mutwillig die Böden kaputt machen, indem er sie mit schwerem Gerät malträtiert.

In Werne werden Weizen, Roggen und Triticale (eine Kreuzung aus Roggen und Weizen), hauptsächlich zu Viehfutter verarbeitet. „Unsere Böden sind nicht so gut, dass wir hier Backweizen anbieten können“, erklärt Schulze Kalthoff auf Nachfrage.

Die Flächen des so genannten Lagergetreides sehen aus, als hätten Tiere sich zum Schlafen dort hinein gelegt.
Die Flächen des so genannten Lagergetreides sehen aus, als hätten Tiere sich zum Schlafen dort hinein gelegt. © Laura Oswald-Jüttner

Körner beginnen zu keimen

Das größte Problem am Dauerregen ist der Qualitätsverlust bei den Feldfrüchten. Bleibt das Korn in der nassen Ähre, beginnt es wieder zu keimen. Dadurch vergrößert es sich natürlich auch und fällt dann „hinten am Mähdrescher wieder raus“, anstatt im Korntank zu landen. Das schmälert dann zusätzlich den Ertrag.

Er könnte die Trocknung technisch beschleunigen, was einen hohen zeitlichen und energetischen Aufwand bedeutet. Eine weitere Möglichkeit: das Getreide feucht abernten und mit Säure der Trocknung unter die Arme greifen. „Um Getreide lagerfähig zu haben, darf es maximal 15 Prozent Feuchtigkeit haben. Mit Propionsäure kann man bis zu 18 Prozent Feuchtigkeit einlagern“, so Schulze Kalthoff.

Propionsäure ist ein chemisches Konservierungsmittel mit einem für den Menschen stechenden Geruch und unangenehmen Geschmack. Ihre Salze werden in abgepacktem Schnittbrot und Feingebäck verwendet. In der Tierfuttermittelindustrie wird sie häufig der Silage beigemischt, darf aber höchstens einen Anteil von bis zu zwei Prozent bedienen. Auf dem Getreide soll sie zuverlässig Bakterien, Pilze und Hefen abtöten, um es so haltbar zu machen.

Durch die Feuchtigkeit beginnen die Körner in der Ähre wieder zu keimen.
Durch die Feuchtigkeit beginnen die Körner in der Ähre wieder zu keimen. © Laura Oswald-Jüttner

Landwirte bitten um Verständnis

Kommt der Sommer eventuell noch mal zurück? Die Prognose des DWD deutet darauf hin, dass es ab Dienstag (8. August) erst einmal trocken bleibt. Auch die Temperaturen sollen ansteigen. Weiter geht der Blick aber noch nicht. Die Landwirte hoffen, dass sie dann mit der Ernte weitermachen können.

Wenn das Wetter mitspielt und die Ernte beginnen kann, „bitte ich auch gerne die Werner Bevölkerung drum, dass sie Verständnis hat, wenn wir lange Tage haben und in den Abendstunden noch auf den Feldern unterwegs sind. Wir schauen gerade nur zu, wie das Schiff untergeht“, so Schulze Kalthoff abschließend.

Weil die Ähren nicht dicht stehen und durch den vielen Regen sprießt das Unkraut.
Weil die Ähren nicht dicht stehen und durch den vielen Regen sprießt das Unkraut. © Laura Oswald-Jüttner

Landwirt Bernd Zimmer (61) aus Waltrop: Getreideernte „kann in Katastrophe enden“

Regenwetter bedroht Weizenernte in Nordkirchen: „Da zählt jetzt jeder Tag“