Wer ist an Weihnachten eigentlich für die Geschenke zuständig? Das Christkind, der Weihnachtsmann oder etwa doch der Nikolaus?

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Weihnachten: Viele Traditionen sind noch gar nicht wirklich alt

rnTannenbaum und Co.

Vom Adventskranz bis zum Christbaum: Mit Weihnachten sind viele Traditionen verbunden. Allerdings sind die meisten noch gar nicht so alt, wie man glauben könnte. Wir erklären die Hintergründe.

von Heidelore Fertig-Möller

Werne

, 11.12.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Weihnachten in Westfalen und damit auch in Werne verlief in den früheren Jahrhunderten gänzlich anders als in unseren Tagen. Adventskranz, Adventskalender, Weihnachtsbaum, Lichterketten, teure Geschenke waren unbekannt und sollten bei uns im Münsterland erst im 20. Jahrhundert ihren Siegeszug antreten.

Nur das Nikolausfest am 6. Dezember war schon lange bekannt als das Hauptgeschenkfest für Kinder – außer Obst und Süßigkeiten, die es früher gerade im Winter sehr selten gab, brachte „Sünne Klaos“, wie er hier in Westfalen genannt wurde, auch warme, meist selbstgestrickte Kleidungsstücke und manchmal auch selbst gefertigte Spielsachen.

Die große Frage: Wer bringt denn nun die Geschenke?

Am Abend vor dem 6. Dezember, dem Todestag von Nikolaus, dem Bischof von Myra, stellten die Kinder Teller oder auch Schuhe auf, damit Nikolaus diese mit seinen Gaben füllen konnte.

In vielen Häusern wurde auch das Fenster einen Spalt geöffnet, damit der Heilige hinein konnte oder die Kinder legten Heu und Häcksel unter den Tisch, um das Reittier des Heiligen Nikolaus zum Verweilen aufzufordern. Die ersten Nachrichten über diesen Brauch stammen aus dem 16. Jahrhundert, denn schon der Reformator Martin Luther kannte die Bescherung zu Nikolaus.

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Oft wird von unseren Kindern die Frage gestellt: Wer bringt denn nun eigentlich die Geschenke, der Nikolaus, das Christkind oder der Weihnachtsmann? In katholischen Gegenden wird bis ins 20. Jahrhundert der Heilige Nikolaus, angelehnt an die Figur des Bischofs von Myra, als Schutzpatron der Kinder verehrt, der Geschenke an seinem Namenstag verteilt.

Martin Luther, dem die Verehrung von Heiligen ein Dorn im Auge war, erwähnte dann schon das Christkindlein als Gabenbringer. Mit zunehmender Ausbreitung der Reformation in den deutschen Landesteilen wurde dort dann Nikolaus vom Christkind, das auch erst am 24. Dezember die Geschenke bringt, abgelöst.

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Aber im Münsterland, auch in Werne, waren das Christkind, der Adventskranz und der Weihnachtsbaum erst um 1900 bekannt und zogen dann allmählich auch in die katholischen Haushalte ein. Der Adventskranz ist eine Erfindung von Johann Heinrich Wichern, Begründer der Inneren Mission und des sogenannten Rauhen Hauses, ein evangelisches Erziehungsheim für sozial vernachlässigte Jugendliche in Hamburg, der dort die Idee, an den vier Adventssonntagen jeweils eine Kerze an einem Kranz anzuzünden, als erster verwirklichte und dann 1860 nach Berlin in das von ihm geleitete Waisenhaus brachte – von dort verbreitete sich dieser Brauch bald in ganz Norddeutschland.

Aber erst im Laufe des 20. Jahrhunderts und vor allem nach dem ersten Weltkrieg, als deutsche Soldaten aus allen Landesteilen in den Schützengräben lagen und zusammen Weihnachten feierten, verbreiteten sich der Adventskranz und der geschmückte Weihnachtsbaum auch in den katholischen Gegenden. Zum Beispiel auch in Werne, da aufgrund der Gründung der Zeche Werne 1899 viele evangelische Bergarbeiter ins bis dahin fast rein katholische Werne kamen und ihre Weihnachtsbräuche mitbrachten.

Die Wichernstraße in Werne ist nach dem Erfinder des Adventskranzes benannt.

Die Wichernstraße in Werne ist nach dem Erfinder des Adventskranzes benannt. © Möller

Das Gässchen hinter der evangelischen Martin-Luther-Kirche in Werne heißt bis heute Wichernstraße nach dem Erfinder des Adventskranzes. Ebenso benötigte der Weihnachtsbaum, in einigen evangelischen Landschaften bereits Ende des 18. Jahrhunderts bekannt, noch fast 150 Jahre, bis er als geschmückter Baum, unter dem am Heiligabend die Geschenke lagen, überall in Deutschland üblich wurde und damit das Nikolausfest in seiner Bedeutung zurückdrängte.

Den Adventskalender mit seinen 24 Türchen gibt es erst seit ungefähr einhundert Jahren – als Erfinder gilt der Münchener Verleger Gerhard Lang, der von 1908 bis 1938 über 30 der weihnachtlichen Tageszähler herausbrachte.

Weihnachtsmann wird bereits im 19. Jahrhundert erwähnt

Der Weihnachtsmann wird in einigen Landesteilen schon im 19. Jahrhundert erwähnt – seine heutige Gestalt mit rot-weißem Gewand und Zipfelmütze im Gegensatz zum Heilige Nikolaus, der immer als Bischof mit Mitra und Hirtenstab dargestellt wird, verdankt er einer noch heute sehr bekannten amerikanischen Getränkefirma, die ihn so als Werbung in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts publizierte.

Heutzutage ist es den Kindern sicherlich egal, ob der Nikolaus, das Christkind oder der Weihnachtsmann die Geschenke unter den Weihnachtsbaum legt – Hauptsache er oder es ist gekommen und hat viele Gaben mitgebracht.

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