Den Weihnachtsbaum selbst aus dem Wald holen und gemeinsam schmücken - dieses und andere Rituale können uns dabei helfen, die Adventszeit zu genießen.

© Martina Niehaus

Magische Weihnachten – mit Ritualen und Ideen die Pandemie vergessen

rnPsychotherapeut

Wir können das Wort Corona einfach nicht mehr hören – und wünschen uns für unsere Kinder eine schöne Weihnachtszeit. Wie wir das schaffen können? Dazu gibt uns Christian Lüdke ein paar Tipps.

Schwerte

, 26.12.2021, 08:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Zum Weihnachtsmarkt geht’s nur noch mit 2G, laufend lässt man sich und den Nachwuchs testen. Und ob man die Großfamilie an Weihnachten überhaupt besuchen kann?

Angesichts des ganzen Pandemie-Stresses fragen sich viele Eltern, wie man es überhaupt noch schaffen soll, positiv zu denken. Und mit seiner Familie trotz Corona eine schöne Weihnachtszeit zu verbringen.

Wie man es schafft, das Virus in den Hintergrund zu drängen, hat uns Kinder- und Jugendpsychotherapeut Dr. Christian Lüdke erklärt.

Rituale und Bräuche sind gerade in der Weihnachtszeit vielen Kindern unheimlich wichtig. Warum ist das eigentlich so? Was lösen sie in uns aus, und warum brauchen wir sie überhaupt?

„Rituale und Bräuche sind nichts anderes als in Handlung umgesetzte Fantasien und Wünsche, sie sind das äußere Zeichen für eine innere Verpflichtung oder einen inneren Wunsch. Dadurch, dass sie sich wiederholen, schaffen wir uns ein wenig Ewigkeit und Unsterblichkeit. Das ist ganz wichtig: Auf der einen Seite sollten wir so tun, als würden wir ewig leben. Andererseits sollten wir aber auch jeden Tag so genießen, als wäre er ein ganzes Leben.“

Es wird immer schwieriger, das Coronavirus aus dem Alltag zu verbannen. Wie kann man seine Kinder und sich selbst ablenken?

„Die beste Ablenkung erzielt man mit allem, was natürliche Rauschzustände auslöst, was Spaß und Freude bereitet. Immer, wenn wir unsere Aufmerksamkeit konzentrieren und bewusst auf bestimmte Dinge lenken, schaffen wir viel Ablenkung und Entspannung.“

Einfach mal raus. Ein Waldspaziergang macht den Kopf wieder frei und entspannt. Und Spaß macht es auch.

Einfach mal raus. Ein Waldspaziergang macht den Kopf wieder frei und entspannt. Und Spaß macht es auch. © Martina Niehaus

Welche Dinge können das sein?

„Man könnte einfach mal ganz bewusst einen Waldspaziergang unternehmen, das Stichwort hier heißt: Waldbaden. Klingt albern, überzeugt aber sogar viele Erwachsene – und sie sind überrascht, was sie dabei erleben.“

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Waldbaden ist ein bewusster langsamer Waldspaziergang ohne wirkliches Ziel. Warum spielt die Natur beim Entspannen eine so große Rolle?

„Wir Menschen kommen ja aus der Natur. Und je mehr wir uns wieder mit der Natur verbinden, desto unbeschwerter und sorgloser sind wir. Dann halten wir wieder Ausschau auf das Neue, was auf uns zukommt. Momentan bietet es sich auch an, den Waldspaziergang mit dem Weihnachtsbaum zu verbinden. Den Baum selbst aus dem Wald holen und anschließend gemeinsam schmücken. Das ist ein schönes Ritual.“

Den Wald mit allen Sinnen genießen. Das entschleunigt. Gerade auch in der Adventszeit.

Den Wald mit allen Sinnen genießen. Das entschleunigt. Gerade auch in der Adventszeit. © Martina Niehaus

Und wenn das Wetter mal so richtig fies ist – wie kann man sich spontan eigene kleine Rituale schaffen?

„Es ist doch schön, gemeinsam einen Film oder die Lieblingsserie zu schauen. Oder mit den Kindern etwas zu kochen, vielleicht sogar ein ganz neues Gericht auszuprobieren. Das klappt wunderbar. Bei kleineren Kindern kann man für einen Tag die Rollen tauschen: Kinder spielen die Eltern, Eltern sind die Kinder. Macht tierischen Spaß und kann sehr erhellend sein für alle. Oder einfach mal wieder etwas spielen, so wie früher. Monopoly, Phase zehn, Mensch ärgere dich nicht.“

Es muss ja nicht gleich Schach sein. Eine Partie "Uno" macht auch Spaß.

Es muss ja nicht gleich Schach sein. Eine Partie „Uno“ macht auch Spaß. © Martina Niehaus

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Warum ist es uns eigentlich so wichtig, uns gerade zu Weihnachten mit der Familie zu treffen?
„Weihnachten ist eine ganz wunderbare und magische Zeit. Und es ist natürlich auch die Zeit für die Familie und die Menschen, die uns sehr am Herzen liegen. Wir alle verbinden mit Weihnachten kindliche Fantasien. Wir wünschen und hoffen, etwas geschenkt zu bekommen oder wollen anderen eine Freude machen. Und das muss nicht immer teuer sein.“

Okay, das Kartoffelschälen ist jetzt nicht so spannend. Aber Kindern macht es Spaß, gemeinsam mit den Eltern zu kochen.

Okay, das Kartoffelschälen ist jetzt nicht so spannend. Aber Kindern macht es Spaß, gemeinsam mit den Eltern zu kochen. © Martina Niehaus

Trotzdem machen sich gerade viele Kinder Sorgen, dass man das Weihnachtsfest möglicherweise nur im kleinen Kreis feiern kann. Erzählen wir ihnen zu oft, was gerade nicht geht? Und was sind gute Alternativen?

„Der Kontakt zur Familie und den Freunden ist ganz wichtig und die Kinder verstehen, wenn ein persönliches Treffen vielleicht wegen Corona nicht möglich ist. Aber es gibt doch ganz tolle Alternativen. Man kann lustige Familienfotos machen und verschenken. Oder selbst mal ein Handy-Video drehen. Das Ein- und Auspacken der Geschenke kann man filmen, sodass Oma und Opa sich später darüber freuen können. Wer richtig kreativ ist, kann selbst ein kleines Hörbuch oder eine Geschichte aufnehmen und als Sprachnachricht verschicken.“

Also ist das Smartphone mitunter tatsächlich eine große Hilfe.

„Natürlich. Man kann zum Beispiel einen ‚Ninja Call‘ machen: Einfach mal jemanden so völlig aus dem Nichts anrufen, ohne Grund. Und nur fragen, wie es geht. Das Smartphone trennt Nähe und verbindet Ferne. Es ist eine ganz tolle Form, um mit seiner Familie und den Freunden in Kontakt zu bleiben.“

Unser Familien-Psychotherapeut

Kinder- und Jugendpsychotherapeut Dr. Christian Lüdke

Kinder- und Jugendpsychotherapeut Dr. Christian Lüdke © privat

  • Dr. Christian Lüdke (61) ist approbierter Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut und Klinischer Hypnotherapeut. Lüdke unterstützt Kinder, Jugendliche, Familien und Paare. TV-Zuschauerinnen und Zuschauer schätzen seit vielen Jahren seine kompetenten Tipps rund um das Thema Familie und Kinder.
  • Er ist selbst zweifacher Vater und gibt in unserer Kolumne Tipps zu vielen Fragen rund um Familie und Kinder.
  • Lüdke ist erfolgreicher Autor u.a. der Kinderbücher zu Stella & Tom. Sein neues Buch heißt: „La Le Lu 2.0. Entspannt schlafen mit magischen Geschichten.“

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