Werbung und massive Vordächer trüben den guten Eindruck
Innenstadt von Werne soll schöner werden
Wer aus dem Ruhrgebiet nach Werne kommt, empfindet die historische Innenstadt als Kleinod. Dem Bürger aus dem münsterländischen Rheine, der auf eine besonders schnuckelige Innenstadt verweisen kann, würden in der Lippestadt wohl die ein oder andere Sünde auffallen. Das soll sich ändern.

Angeregte Diskussionen lieferten sich die Teilnehmer, wie hier "Stadtkümmerer" (v. l.) Wolfgang Bille, Einzelhändler Johannes Leenders und Wirtschaftsförderin Carolin Brautlecht. © Jörg Heckenkamp
Mit kritischem Blick marschierte am Dienstagabend, 5. Juni, 2018, mehr als eineinhalb Stunden der Arbeitskreis Gestaltungsleitfaden durch die Werner Innenstadt. Hauptaufgabe: Verbesserungs-Potenziale für die Anmutung der Fußgängerzone zu heben.

Stadtplaner Joachim Sterl (l.) notierte sich die Vorschläge und Anmerkungen der Händler und Politiker, wie hier vom Ratsherrn Michael Zurhorst. © Jörg Heckenkamp
Zwei Schwerpunkte kristallisierten sich heraus: unangemessene Werbeanlagen und wenig ansehnliche, massive Vordächer über Geschäften. Die vor Ort gesammelten Ideen und Anregungen trägt das Stadtplanungs-Büro Post, Welters+Partner nun zusammen und entwickelt daraus in den nächsten Monaten eine Gestaltungsfibel.
Die soll ab kommendem Frühjahr eine Richtschnur für das Erscheinungsbild der Werner Innenstadt sein.
Balkone aus Beton

Wenig ansehnlich sind die massiven Beton-Balkone am Moormannplatz. © Jörg Heckenkamp
Bausünde der Vergangenheit, die nicht so einfach zu beheben ist – Während die Werbung an den Häusern an der Westseite des Moormannplatzes vergleichsweise unauffällig daherkommt, fallen die massiven Beton-Balkone unangenehm ins Auge. Das ist ein Problem, das sich allerdings nicht mit einer Gestaltungssatzung lösen lässt, da es zu unvertretbaren Kosten für den Eigentümer kommen würde.
Überall massive Vordächer

Überall in der Fußgängerzone finden sich massive Vordächer, die dem Charakter der historischen Altstadt wenig entsprechen. © Jörg Heckenkamp
Überall in der Fußgängerzone finden sich an den Gebäuden derartige Vordächer. Sie sind meist massiv aus Metall, in Weiß gehalten und dann mit Werbeschriften versehen. Sie passen fast nie zu den älteren Fassaden der Häuser und sind dem Experten ein Dorn im Auge. Stadtplaner Joachim Sterl meint auf Anfrage der Ruhr Nachrichten: „Das ist, neben den Werbetafeln, eines der beiden Problemfelder in Werne.“
Problem: Leerstände und die Folgen

Leerstände an sich sind ein Problem für eine Innenstadt. © Jörg Heckenkamp
Leerstände sind an sich schon ein Problem. Noch schlimmer ist die Situation, wenn die Schaufenster nachlässig und provisorisch abgeklebt sind. In diesem Falle, einem Geschäftslokal in der Steinstraße, ist die Situation mit einem durchgehend weißen Papierstreifen noch vergleichsweise gut gelöst. Besser wäre es etwa, Beispiele gibt‘s, den Leerstand durch Ausstellungen auf Zeit zu
kaschieren.
“Passantenstopper“ stehen im Weg

Schlecht: Drei sogenannten Passantenstopper vor dem Steinhaus-Center. © Jörg Heckenkamp
Vier sogenannte Passantenstopper hintereinander bilden eine Barriere vor dem Steinhaus-Center am Moormannplatz. Bei Werbung prallen bisweilen die Meinungen der Händler und der Stadtplaner aufeinander. Während die einen mit dieser Art der Straßenwerbung Kunden ins Geschäfts locken wollen, werteten solche Schilder, sagen die Stadtplaner, in der Regel die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt ab.
Gut und schlecht unter einem Dach

Das auf alt getrimmte Werbeschild mit der Uhr passt hervorragend zum Fachwerk, die blaue Werbung schräg darunter nicht. © Jörg Heckenkamp
Das historisch anmutende Werbeschild mit der Uhr oben links passt laut Stadtplaner Joachim Sterl sehr gut zum Charakter des Fachwerkhauses an der Bonenstraße. Was man von den Vordächern mit der blau-gelben Werbung nicht unbedingt sagen kann. Während es in Bonen- und Steinstraße Kompromisse bei der Werbung geben soll, will die Stadt bei den Kleinoden Markt- und Kirchplatz eine unnachgiebigere Linie fahren.