„Wir reden hier nicht nur von 200 Fischen!“
Tote Fische in der Horne
Tote Fische treiben am Donnerstagmittag auf der Oberfläche der Horne zwischen Hornemühle und Saline. Das Wasser ist trüb. Es sind Hunderte, die an diesem Tag verendet sind. Die Untere Wasserbehörde des Kreises Unna meint die Ursache zu kennen.

In der Horne sind am Donnerstag Hunderte Fische gestorben. © Vanessa Trinkwald
Michael Prill klingt betroffen: „Auf dem kurzen Stück, das ich abgegangen bin, waren es bestimmt 150“, sagt der Fischereiberater von der Unteren Wasserbehörde des Kreises Unna. Und wie viele sind es insgesamt? „Mehr“, sagt er. „Deutlich mehr!“
Undichter Gülletank
Am Donnerstag sind in der Horne Hunderte Fische verendet. Forellen, Barsche, Döbel, Gründlinge und andere Arten. „Ich will nicht übertreiben, aber wir reden hier über eine hohe dreistellige Zahl.“ Verglichen mit der Menge, die in der Horne lebt – 400 bis 500 Tiere auf 200 Metern Länge – ist das Ausmaß nicht dramatisch, aber bedenklich.
Die toten Fische treiben am Donnerstagmittag auf der Oberfläche, das Wasser ist trüb. An der Holzbrücke hinter der Saline bleiben sie hängen – am Gestrüpp, an den Steinen, an den Ästen, die im Bachlauf liegen. Wie konnte das passieren?

Die Fische treiben an der Oberfläche. © Vanessa Trinkwald
Constanze Rauert, Sprecherin des Kreises Unna, teilt für die Untere Wasserbehörde mit, dass es sich wohl um einen Gülle-Unfall gehandelt haben muss. „Die Beweislage ist schwierig“, sagt Rauert. Einen undichten Gülletank aber habe es am Morgen auf einem landwirtschaftlichen Hof gegeben. „Das wurde uns auch sofort gemeldet.“
Ob der Gülle-Unfall tatsächlich ursächlich für das massive Fischsterben ist, stehe nicht zu hundert Prozent fest, weil sich die Gülle im Wasser schnell verflüssige. „Aber die Vermutung liegt natürlich nahe“, sagt Rauert. Gülle lässt die Fische ersticken.
Fischzählung am Samstag
Das Ordnungsamt der Stadt Werne teilt am Donnerstag auf Anfrage mit, dass der Bauhof Bescheid wisse. Alle Fische werde man aber ohnehin nicht aus dem Wasser holen müssen, „weil die Strömung die meisten wahrscheinlich schon Richtung Lippe getrieben hat“, sagt Michael Prill.
Am kommenden Samstag will der Fischereiberater eine Fischzählung machen. „Dann wissen wir mehr.“ Eigentlich habe sich der Fischbestand in der Horne in den vergangenen Jahren gut entwickelt. „Der Bestand hält sich und er reproduziert sich“, sagt Prill. Dass das jetzt passieren musste, ärgere ihn.
Schadensausgleich?
Vor ein paar Jahren, erinnert sich der Fischereiberater, habe man Quappen in die Horne gesetzt. „Und einen Tag später hatten wir einen ähnlichen Vorfall. Da sind Millionen gestorben.“
Nun will die Untere Wasserbehörde überlegen, ob und wie sie einen Schadensausgleich in dem Nebenfluss der Lippe schafft.

Fischereiberater Michael Prill © Jan Hüttemann