Grün statt grau: Grüne möchten Kies in Vorgärten verbannen und treten rege Diskussion los
Antrag der Grünen
Bunte Blumen statt graue Steine: Die Grünen fordern ein Verbot von dem nicht insektenfreundlichen Kies in Vorgärten. Doch ist ein Verbot der richtige Weg für besseren Umweltschutz?

Kies wird in vielen Vorgärten immer beliebter - zumindest bei Häuslebauern. Für Insekten sind sie nicht einladend, denn sie bieten keinen Nährstoff. Deshalb fordern die Grünen, dass künftige Neubauten keinen Kies mehr im Vorgarten aufweisen dürfen, sondern nur reine begrünte Flächen. Das sorgt für rege Diskussionen. © Sylvia vom Hofe (A)
Praktisch, aber nicht umweltfreundlich: Kies, Steine und Sand zieren viele Vorgärten. Was für Menschen ohne grünen Daumen leichte Pflege bedeutet, ist für Umweltschützer ein Gräuel.
Deshalb möchten die Mitglieder von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen das Grau aus den Vorgärten verbannen. Einen entsprechenden Antrag stellte die Fraktion am Dienstag, 7. Mai, im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung, Umwelt und Verkehr nun vor.
Die Grünen fordern ein Verbot von Kies, Schotter und Steinen in Vorgärten künftiger Neubauten. Davon ausgenommen sind die Gärten der Häuser.
Steinwüsten sind keine Nahrungsquelle
Denn die „Steinwüsten“ seien nicht umweltfreundlich. Deshalb sollen neue Vorgärten stattdessen vollflächig mit Vegetation begrünt und dauerhaft erhalten werden. Diese seien ökologisch wertvoller, bildet das Grün doch eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten und Vögel.
Dass die Vorgärten grüner werden sollen, darüber waren sich die Mitglieder des Ausschusses einig. Doch sollte man dies den Bürgern vorschreiben? Darüber diskutierten die Mitglieder rege, nicht immer sachlich und über die Parteien hinweg.
Verbote und Vorschriften
„Aus liberalen Gründen können wir das nicht gut heißen. Denn jeder sollte selbst entscheiden dürfen, wie er seinen Vorgarten gestaltet. Wir werden den Antrag mit viel Sympathie ablehnen“, sagte Artur Reichert von der FDP.
Den Bürgern auf diese Weise etwas vorzuschreiben, lehnt auch Hermann Havers von der UWW ab. Eine freiwillige Selbstkontrolle würde allerdings nicht funktionieren, glaubt Klaus Schlüter von den Grünen. „Und das wisst ihr genau! Es ist beschämend, wie wir damit umgehen“, so Schlüter.
„Einen ökologischen Fingerzeig geben“
Dass nicht alle Parteien den Antrag der Grünen mittragen, sorgt auch bei Ulrich Höltmann (SPD) für Unbehagen. „Ich kann nicht verstehen, dass wir darüber diskutieren. Wir haben jetzt die Möglichkeit, etwas zu tun. Es geht doch nur um ein bisschen Grün, mit dem wir ein Signal setzen können, einen ökologischen Fingerzeig.“ Die SPD werde dem Antrag folgen, so Höltmann.
Die CDU erkundigte sich derweil um die Umsetzung und das Nachhalten solcher Vorgaben. „In der letzten Konsequenz werden wir es nicht nachhalten können“, räumte Ausschussvorsitzender Michael Zurhorst (CDU) ein.
Dem stimmte Petra Göbel aus der Bauordnung und der Denkmalpflege der Stadt zu: „Wenn wir solche Vorgaben mit in das Bebauungsplanverfahren hineinschreiben, hätte das nur einen Hinweischarakter.“ Denn viele Bauherren würden sich nicht an solche Vorschriften halten, berichtete sie.
Viele Vorgaben für Neubauten
Vorgaben für Neubauten gibt es bereits einige: Höhe des Gebäudes, Anzahl der Wohneinheiten, Gestaltung der Fassade - es sind nur ein paar Beispiele. Die Vorgabe der Dachgestaltung wurde aber mittlerweile gestrichen.
„Man will den Bürgern weniger Vorschriften machen und ihnen einen größeren Gestaltungsspielraum bieten“, erklärt Gabriele Stolbrink, Abteilungsleiterin in der Stadtplanung.
Ob die Grünen deshalb mit ihrem Antrag scheitern werden? Das bleibt abzuwarten. Zu einem Konsens sind die Mitglieder des Ausschusses bei ihrer Sitzung nicht gekommen. Klar ist nur, dass eine (Neu-)Regelung mit dem nächsten Bauvorhaben, dem Gebiet im Baaken, in Kraft treten soll.