Ausstellung am Wochenende
Vogelzuchtverein zeigt Wernes schönste Tiere
Normalerweise zwitschert es nicht im Autohaus Rüschkamp. An diesem Wochenende (4./5. November 2017) allerdings schon. Statt schnittiger Karossen stehen bunte Federn im Mittelpunkt.
Uwe Lentwojt züchtet seit 1984 ununterbrochen. Seine ersten Schritte machte er allerdings schon früher als 12-Jähriger. © Jan Hüttemann
Denn die Vogelzüchter des Farbenpracht Ruhr Lippe halten hier ihre jährliche Vereinsmeisterschaft ab. Wir haben dem Selmer Uwe Lentwojt über die Schulter geschaut und gefragt, was die Faszination „Züchten“ ausmacht.
„Das kommt von meinem Vater aus, der damals selbst Papageien gezüchtet hat“, erklärt der 59-Jährige. Seine ersten Schritte machte er mit zwölf Jahren. Nach einer Unterbrechung aufgrund von Ausbildung, Wehrdienst und Studium hat er seine Leidenschaft 1984 wieder aufgegriffen.
„Heute spezialisiere ich mich auf verschiedene Gattungen, beispielsweise Gouldsamadinen und rotschnäblige Spitzschwanzamadinen“, die zu einer Gattung der Finken gehören. Was ihn persönlich fasziniert? „Naja, für die einen ist es Radfahren, für die anderen ihr Hund und für mich sind es die Vögel“, sagt der Züchter. Eben ein Hobby.
Und das beginnt für ihn immer nach Feierabend. Die Tiere brauchen Futter, bei Bedarf muss man die Voliere (eine Art verschlossenes Freifluggehege) reinigen und ganz wichtig sei frisches Wasser: „Schmutziges Wasser führt zwangsläufig zu Krankheiten, die Vögel baden ja auch darin. Darauf muss man ganz besonders achten.“
„Passende Vögel“ finden
Bei der Zucht komme es zudem darauf an, die „passenden“ Vögel zu finden. „Da ist es wie bei uns, manchen passt einfach der Schnabel nicht. Auf einer Vogelbörse tauscht man dann die Tiere mit anderen Züchtern und hofft, dass die dann brüten.“ Im Verein tausche man allerdings nicht. Ansonsten laufe man früher oder später Gefahr der Inzucht.
„Man schaut deshalb auf Börsen an anderen Orten, zum Beispiel in Holland, dort gibt es eine große Börse.“ Das Augenmerk richte er dann darauf, dass die Tiere sogenannte Rassenstandards erfüllen wie Größe und Körperform. Im nächsten Schritt passt man die Voliere an: „Damit die Tiere brüten, passt man ihre Umgebung an ihr natürliches Biotop an, reguliert die Temperatur und so weiter. Als Erfolg gilt bei uns, wenn dann ein Jungvogel auf der Stange sitzt.“
In verschiedensten Farben präsentieren sich die zahlreichen Vogelarten auf der Ausstellung. © Jan Hüttemann
Und genau die präsentiert Lentwojt wie seine Vereinskollegen bei der Vereinsmeisterschaft. „Dadurch, dass wir jedes Jahr Jungvögel ausstellen, verschiebt sich die Konkurrenz regelmäßig. Das macht es spannend.“ Die Zuchtrichter achten bei der Bewertung, die anonym abläuft (jeder Vogel bekommt eine Nummer), dabei nicht nur auf die Erfüllung der Rassenstandards wie die Ausprägung des Gefieders und der Farbe. „Auch die Kondition entscheidet, also ob der Vogel unruhig in seinem Käfig ist oder sich wohlfühlt“, erklärt der Zuchtrichter Karl-Friedrich Scharrelmann.
Das kann man mit Training beeinflussen, weiß Lentwojt: „Man gewöhnt die Vögel an die Ausstellungskäfige, indem man sie einige Wochen vorher immer wieder anlockt und dort hinein fliegen lässt.“ Dadurch ist der Käfig für sie in dem Moment eine natürliche Umgebung. Für die wenigen Tage der Ausstellung vertrügen sie das ohne Probleme. Vernachlässigt man das Training, geraten die Tiere in Stress. „Und das wollen wir nicht, das tut ihnen nicht gut.“ Für Lentwojt war das aber kein Thema: „Meine Vögel fühlen sich wohl“, und lächelt.