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Verwirrung: Stadt Werne entfernt „Legosteine“ nach einem Tag schon wieder
Spielstraßen
„Legosteine“ aus Beton sollten Kinder in einem Wohngebiet vor Gefahren durch Autos schützen. Nach einem eintägigen Test schaffte die Stadt Werne sie wieder ab - weil sie zu gefährlich für die Autos wurden.
Das war ein klassischer Fall von „zu früh gefreut“: Stolze zweieinhalb Jahre hat die Initiative Lebendige Spielstraße darauf gewartet, dass die Stadt in ausgewählten verkehrsberuhigten Bereichen sogenannte „Legosteine“ aus Beton platziert, um Raser auszubremsen. Es war eine von mehreren Maßnahmen, die die Initiative seinerzeit vorgeschlagen hatte.
Man hatte der Stadt sogar zugearbeitet und in Eigenregie einen Maßnahmenkatalog erstellt. Seither ging es allerdings nur schleppend voran. Immerhin konnten die Mitglieder der Initiative im vergangenen Jahr an verschiedenen Standorten Piktogramme auf die Fahrbahn malen - auch wenn man lange auf die dazu notwendigen Schablonen und die Farbe warten musste und die Stadt es versäumte, die Initiative zu informieren, als die Utensilien endlich beim Bauhof eingetroffen waren.
Stadt Werne stellt nach einem Tag fest: Steine sind zu gefährlich
Nun wurden die lang ersehnten Legosteine zumindest probeweise im Wohngebiet Am Alten Kurbad aufgestellt, genauer gesagt an der Dr.-Hövener-Straße. Doch die Probezeit fiel wider Erwarten recht kurz aus. „Nach nur einem Tag hat die Stadt die Steine wieder entfernt. Das hat uns doch ziemlich überrascht“, sagt Thorsten Swat von der Initiative Lebendige Spielstraße. Der Grund: Es habe sich wohl jemand aus der Nachbarschaft über die Maßnahme beschwert. Sie sei zu gefährlich.

Testweise hatte man die "Legosteine" aus Beton an der Dr.-Hövener-Straße aufgestellt. © Thorsten Swat
Das bestätigt Adrian Kersting, Leiter der Abteilung Straßen und Verkehr bei der Stadt Werne, auf Anfrage unserer Redaktion. Fünf Anwohner hätten sich unabhängig voneinander über die Installation beschwert. „Sie hatten aber grundsätzlich Verständnis für die Maßnahme und sind sachlich damit umgegangen. Wir mussten trotzdem umgehend handeln“, so Kersting.
In der Realität sah die Situation an besagter Stelle nämlich ganz anders aus als in der Theorie beziehungsweise auf dem Papier. Die Autofahrer hätten die relativ niedrigen Steine in der durchaus schmalen Straße beim Ausbiegen nicht gut genug sehen können. „Das nötige Sichtfeld für die ausfahrenden Fahrzeuge war hier nicht gegeben“, erklärt Kersting. Es wurde zu eng, die Fahrzeuge wären beim Ausfahren quasi direkt gegen die Steine gefahren.
Man habe zwar seitens der Stadt im Vorfeld geprüft, ob durch die Legosteine die erforderlichen Durchfahrbreiten - auch für Rettungs- und Entsorgungsfahrzeuge - unterschritten werden, doch habe man dabei einen anderen Aspekt nicht auf dem Schirm gehabt: „Wir haben die Anwohnerein- und Ausfahrten nicht bedacht, so dass wir die Steine kurzfristig wieder entfernen mussten, weil eine Verkehrsgefährdung vorlag.“
Dass man die Steine wieder entfernen musste, sei natürlich „tragisch“ - zumal die Initiative gute Vorarbeit geleistet habe. Man werde nun mit Hochdruck an einer anderen Lösung arbeiten. „Derzeit sind die Kollegen angewiesen, sogenannte Geschwindigkeitshemmer in Tellerform an verschiedenen Stellen vorzusehen“, so Kersting. Diese sollen spätestens im April installiert werden.
Im Gegensatz zu den Legosteinen müssten sie allerdings fest montiert werden. Die Legosteine will die Stadt nun an anderer Stelle testen: in der verkehrsberuhigten Zone im Wiehagen.
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
