
© Tiertafel Werne
Vermüllte Tiertafelbox in Werne: „Bis auf Kondome und Spritzen haben wir alles da drin gefunden“
Tiertafel in Werne
Fast jeden Tag seit drei Jahren müssen die Mitglieder der Tiertafel in Werne Müll aus der Spendenbox im Rewe Symalla räumen. Zuletzt habe die Vermüllung extrem zugenommen, so die Vorsitzende.
Egal ob Essensreste, Fischkartons oder benutzte Taschentücher: Seitdem es die Futterbox der Tiertafel in Werne im Rewe Symalla gibt, seitdem laden die Kunden des Rewe dort offenbar ihren Müll ab. „Bis auf Kondome und Spritzen haben wir da drin schon alles gefunden“, sagt Andrea Garthe, Vorsitzende der Tiertafel, am Telefon. Sie ist es leid, genauso wie ihre ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen, dass anstelle der dringend benötigten Futter- und Sachspenden, Rewe-Kunden die Spendenbox mit Müll füllen.
Vor drei Jahren hat die Tiertafel die Spendenbox im Rewe Symalla aufgestellt. Seither kontrolliert die Ehrenamtliche Renate Günter von der Tafel die Box täglich. Manchmal müsse sie schon die Luft anhalten, bevor sie mit den Einmalhandschuhen den Abfall aus dem Metallkäfig holt. Gerade in Coronazeiten seien die benutzten Taschentücher, die darin landen, eine Zumutung.
Ehrenamtliche machen ihrem Ärger auf Facebook Luft
Mehrmals schon habe sich Renate Günter für Stunden in der Nähe der Box aufgehalten, um den Übeltätern auf die Schliche zu kommen. Doch wenn sie nur zehn Minuten mit ihrem Hund spazieren gehe, sei die Box danach wieder mit Müll befüllt. In der vergangenen Woche sei die Situation so ausgeartet und so viele Pappkartons in der Box gelandet, dass sich Andrea Garthes Tochter Julia ihrem Unmut auf der eigenen Facebook-Seite Luft machte.
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„Für uns ist es nicht nur mehr Arbeit, sondern auch bei diesen Temperaturen recht unangenehm, wenn dort Reste von Fischpackungen, Tiefkühlpizza-Kartons und -Folie sowie Kassenzettel drin sind. Am Aufzug befindet sich ein Mülleimer“, schreibt sie dazu. Mit den Rewe-Mitarbeitern habe Andrea Garthe deshalb zwar schon gesprochen. Aber: „Sie sagen: ‚Wir haben keine Zeit, da ständig nachzugucken‘. Das kann ich auch verstehen. Die müssen ja auch ihre Arbeit machen.“ Entsorgen kann Renate Günter den Müll im Rewe, der ihr dafür Plastiktüten zur Verfügung stellt.
Immerhin mit den Spenden laufe es richtig gut, sagt Andrea Garthe: „Wir sind auf jeden Fall dankbar. Wir können die Leute gut versorgen, auch mit Sachspenden.“ Gegründet wurde die Tiertafel vor rund drei Jahren, da eine Angehörige eines Mitgliedes Grundsicherung bezog. Durch die Tafel sollen die Tiere von Menschen mit geringem Einkommen versorgt werden.
„Was wir dringend suchen, ist eine wetterfeste Unterkunft“, sagt Garthe. Eine die vor Regen und Kälte schütze und 10 bis 15 Quadratmeter groß sei. Wasser und Strom sei aber nicht nötig. Denn in dem Container, in dem die Mitglieder derzeit ihre Spenden sammeln, froren im Winter die Futterdosen ein, im Sommer bei bis zu 58 Grad sei das Futter in den Dosen vergammelt. Andrea Garthe ist zu erreichen unter Tel. 0152/29557500 oder per Mail unter info@tiertafel-werne.de.
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
