
© Chris Smolka
Verbot für Tattoo-Farben: „Die Kunden sind angepisst"
Tattoo-Studio in Werne
Seit Januar gilt eine neue EU-Verordnung. Demnach dürfen einige Tattoo-Farben nicht genutzt werden, die in Verdacht stehen, Allergien auszulösen. Auch das Werner Studio Lion Ink. 2.0 muss Konsequenzen ziehen.
Schon „Ötzi", der Mann aus dem Eis, der vor rund 5000 Jahren gelebt haben soll, trug sie auf der Haut: Tätowierungen. Heute läge der berühmte Gletschermann damit voll im Trend, ist laut Ispos-Umfrage mittlerweile jeder fünfte Deutsche tätowiert.
Doch seit dem 4. Januar 2022 müssen sich Tätowierer und Tätowiererinnen nun europaweit mit einer Entscheidung der EU abfinden. Diese hat die Chemikalienverordnung „Reach" angepasst, wonach manche Tattoo-Farben, die bestimmte Konservierungsstoffe und Bindemittel beinhalten, nun nicht mehr benutzt werden dürfen. Diese stünden nämlich unter Verdacht, allergische Reaktionen auszulösen. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um bestimmte bunte Farbtöne.
Schlechte Stimmung im Tattoo-Studio Lion Ink. 2.0 in Werne
Im kommenden Jahr 2023 sollen dann zwei weitere Farben, Blau 15:3 und Grün 7, auf die Verbotsliste kommen. Hier bestünde, so vermutet es die Europäische Chemikalienagentur, kurz Echa, ein erhöhtes Krebsrisiko. Kritiker bemängeln das neue Verbot aufgrund mangelnder Studien und einer spärlichen Datenlage.
Im Lion Ink. 2.0 Tattoo- und Piercing-Studio in Werne sorgen die neuen Beschlüsse für schlechte Stimmung.
„Die Kunden, die ins Studio kommen, sind angepisst", formuliert es Inhaber Chris Smolka drastisch. Bis zuletzt arbeitete er noch mit seinen alten Farben, nun aber habe er sie entsorgen müssen. „Die haben wir auf den Wertstoffhof gebracht", sagt der Tätowierer.
Neue Farben von US-Hersteller
Ein Hoffnungsschimmer seien neue bunte Tattoo-Farben, die der US-amerikanische Hersteller World Famous Tattoo Ink. kürzlich auf den Markt brachte. Die habe man im Werner Tattoo-Studio direkt bestellt. „Wir haben gerade die ersten mutigen Kunden im Laden, bei denen wir mit den neuen Farben arbeiten", so Smolka. Allerdings gebe es mit den neuen Produkten bislang noch keinerlei Erfahrungswerte.
Manche Kunden äußerten diesbezüglich Bedenken: „Man muss sich vorstellen, es gibt Leute, die möchten einen Ganzkörper-Sleeve haben. Das bedeutet, die sind letztendlich vom Hals bis zu den Füßen tätowiert", erklärt er. „Wenn wir bis zum Bauch mit den alten Farben gestochen haben und nun mit den neuen weitermachen, wissen wir zur Zeit ja gar nicht, ob das am Ende einheitlich und gut aussieht."
Ob durch die neuen Farben auch die Kosten langfristig in die Höhe schnellten, kann Chris Smolka derzeit nicht abschätzen: „Da müssen wir einfach abwarten."
Im Sauerland aufgewachsen, in Frankfurt am Main und in Münster studiert und dabei immer „irgendwas mit Medien“ gemacht. Schließlich den Weg ins Ruhrgebiet gefunden: zuerst als Volontärin bei Lensing Media, seit April 2023 Redakteurin bei der Recklinghäuser Zeitung. Hört gerne zu und schreibt noch lieber auf.