Auch im Werner Tattoostudio Lion Ink 2.0 ist man nicht begeistert ob der neuen Regelung.

© Mario Bartlewski

EU verbietet Tattoo-Farben: Studio in Werne hofft auf schnelle Alternativen

rnNeue Verordnung

Das Tattoo-Studio in Werne hat den Corona-Lockdown überstanden. Doch nun folgt schon die nächste Krise: Ab Januar 2022 sollen viele Tattoo-Farben verboten sein. Auch passende Alternativen fehlen.

Werne

, 31.10.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Tattoos - Einst waren sie noch verpönt, doch inzwischen sind sie längst in der Gesellschaft angekommen. Mehr als jeder fünfte Bundesbürger ist laut einer Umfrage des Ipsos-Instituts mindestens einmal tätowiert. Doch voraussichtlich werden Tattoos künftig weniger bunt ausfallen.

Eine EU-Chemikalienverordnung namens „Reach" hat sorgt dafür, dass viele Tattoo-Farben ab dem 4. Januar 2022 nicht mehr verwendet werden dürfen. Dahinter steckt die europäische Chemikalienagentur ECHA. Auch das „Lion Ink. 2.0 Tattoo- und Piercing-Studio" in Werne steht dadurch vor einer großen Herausforderung - denn Alternativen fehlen bisher noch.

Preise für Tattoo-Farbe bereits angezogen

Die Behörde vermutet, dass die in Tätowier-Tinte beispielsweise enthaltenen Konservierungsstoffe die Gesundheit gefährden. Bei der Mehrheit dieser Farbstoffe könnten Hautallergien, Krebsrisiko und mögliche sonstige Gefahren nicht ausgeschlossen werden. Ab 2023 sind die Pigmente „Grün 7" und „Blau 15:3" für die lebenslange Kunst verboten. Sie werden beim Tätowieren viel verwendet, da aus ihnen viele Farbtöne gemischt werden können.

Für Melanie Serafin, eine Mitarbeiterin des Werner Tattoo- und Piercing-Studios, ist die neue Verordnung nicht nachvollziehbar. Ihrer Meinung nach hätte ECHA ihre Annahme wissenschaftlich besser prüfen müssen, bevor sie die Farben verbieten. „Es gab bisher ja nur eine Kurzzeitstudie. Und tätowiert wird ja schon seit Hunderten von Jahren. Da hätten sie sich viel mehr Zeit für nehmen müssen", sagt Serafin.

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Bisher hätten sich die künftig verbotenen Tattoo-Farben als zuverlässig bewährt. Nur eine der Farben habe gelegentlich Probleme bereitet. „Rot ist die einzige Farbe, die gerne mal Allergien hervorruft", so Serafin. Solche Beschwerden würden sich manchmal auch erst nach ein bis zwei Jahren äußern. „Das ist bisher aber nur das Rotpigment gewesen - weder das Blau noch das Grün", führt sie fort.

Außerdem weist Serafin darauf hin, dass fast alle Farben von dem Verbot betroffen sind. „Nicht nur die bunten Farben fallen weg, auch spezielle Schwarz- und Weißtöne von jetzt nur noch einem Hersteller". Da der Hersteller seine Preise bereits angezogen hat, geht Serafin davon aus, „dass es dann nächstes Jahr noch teurer wird".

Bunte Tattoos können künftig nicht mehr nachgestochen werden

Das Verbot werde sich auf den Umsatz des Tattoo-Studio auswirken, vermutet die Mitarbeiterin. „Es gibt viele Menschen, die bunte Tattoos mögen und die fallen dann ja weg". Ein großes Problem sei dabei, dass aus den Pigmenten grün und blau beinahe alle Farben gemischt werden und diese somit auch wegfallen. „Dann wird es erstmal nur Black-and-Grey-Tattoos geben. Und ob das alle möchten, ist halt fraglich", so Serafin.

Ihre Kunden seien ebenfalls verunsichert: „Fast alle, die hier reinkommen, fragen, warum das so ist und sagen, dass sie das nicht verstehen." Zudem weise Serafin diejenigen Kunden, die sich zum momentanen Zeitpunkt ein großes Tattoo in Farbe stechen möchten, auf die aktuelle Entwicklung hin: „Wir dürften die bunten Tattoos ja auch nicht mehr nachstechen, wenn sie zum Beispiel verblassen".

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Eine Lösung für das Problem könnten neuartige Farben sein. Der US-Hersteller World Famous Tattoo Ink. kündigte bereits „Reach“-konforme Produkte an, welche rechtzeitig in Europa erhältlich sein sollen. Melanie Serafin ist zwar erleichtert, dass Alternativen auf den Markt kommen sollen, dennoch ist sie skeptisch: „Wann und wo die Alternativen kommen sollen, das kann noch keiner sagen".