Vandalismus auf Friedhof Zerstörtes Grab seiner Frau trifft Heinrich Schulte (88) ins Herz

Vandalismus: Zerstörtes Grab seiner Frau trifft Heinrich Schulte tief
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Heinrich Schulte ist 88 Jahre alt. Lange war er mit seiner Frau Veronika verheiratet. Am 6. Oktober 2022 starb sie im Alter von 87 Jahren. Begraben wurde sie auf dem evangelischen Friedhof am Südring. Beinahe jeden zweiten Tag besucht der Witwer mit Unterstützung von Tochter oder Schwiegersohn die Grabstätte.

Es dauerte einige Monate, bis der Stein eintraf und aufgestellt wurde. „Am 1. März dieses Jahres war es soweit“, sagt der ehemalige Diplom-Ingenieur, der auf den Zechen in Werne und Heinrich-Robert in Hamm gearbeitet hat. Grablichter, Blumen etc. vervollständigten das Areal. Veronika Schulte hatte eine würdige letzte Ruhestätte gefunden.

Unter anderem zerstörten die Unbekannten die Grableuchte: Splitter lagen überall.
Unter anderem zerstörten die Unbekannten die Grableuchte: Splitter lagen überall. © Schulte

Entsetzen beim Gang zum Grab

Doch wenige Tage später war das Entsetzen bei Heinrich Schulte groß. Der hoch gewachsene 88-Jährige sitzt daheim am Esstisch und erzählt. Seine Miene ist versteinert. Er blickt auf seine Hände, sagt: „Es war Samstag, 11. März. Mein Schwiegersohn und ich wollten das Grab besuchen. Da sahen wir es.“ Er schildert die Zerstörungen. Das Glas der Grablampen zersplittert, die Blumen herausgerissen und verstreut, jemand ist über das frisch geharkte Grab getrampelt.

Heinrich Schulte hält inne, schaut auf seine Hände, dann blickt er zum Reporter. Leise sagt er: „Das ist einfach pietätlos. Wer macht so etwas?“ Er stockt. Es fällt ihm schwer, die Tränen zurückzuhalten.

Heinrich Schulte (88), hier mit seiner Tochter, ist immer noch fassungslos und traurig, wenn er an den Vandalismus auf dem Grab seiner Frau denkt.
Heinrich Schulte (88), hier mit seiner Tochter, ist immer noch fassungslos und traurig, wenn er an den Vandalismus auf dem Grab seiner Frau denkt. © Jörg Heckenkamp

„Kann nicht jedes Grab bewachen“

Nach dem ersten Schock blickten sich Schulte und sein Schwiegersohn um. Auch das Nachbargrab war verwüstet. „Das muss in der Nacht zum Samstag passiert sein“, sagt der Witwer. Sie machten Fotos von den Verwüstungen, richteten das Grab wieder her und stellten Anzeige bei der Polizei. „Aber da kommt ja sowieso nichts bei heraus, das Verfahren wird sicherlich eingestellt“, sagt Schulte resigniert. Er sagt aber auch: „Man kann ja nicht jedes Grab bewachen.“

Der Vandalismus ist kein Einzelfall. Erst Anfang Februar 2023 berichteten wir darüber, dass von Gräbern auf dem evangelischen Friedhof gleich mehrfach Gegenstände, etwa Kerzen, Blumen oder Gedenkstücke, gestohlen worden sind. Ein Betroffener sagt im Gespräch mit dieser Redaktion „Wenn man das so in Folge mitmacht, verzweifeln Sie - und zur Polizei zu gehen, bringt doch nichts.“

Der ev. Friedhof wird laut diesem Schild überwacht. Den Vandalismus konnte das nicht verhindern.
Der ev. Friedhof wird laut diesem Schild überwacht. Den Vandalismus konnte das nicht verhindern. © Jörg Heckenkamp

Keine Furcht vor Wachdienst

Am Friedhofstor hängt ein Schild, dass das Gelände von einem Sicherheitsdienst überwacht wird. Aber natürlich nicht sieben Tage die Woche 24 Stunden. Die Möglichkeit, von einem Wachmann überrascht zu werden, hält die herzlosen Vandalen nicht von ihrem bösartigen Handeln ab.

Heinrich Schulte steht mit seiner Tochter am Grab. Zwei Grablichter am Stein, frische Blumen und Gestecke. Wenn er jetzt zum Friedhof kommt, gesellt sich zur Trauer ein ungutes Gefühl. Wird es wieder passieren?

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