Alina Gulianska (r.) mit Sohn Renat und Victoria Vlodisenko mit Sohn Vladislav stehen im Garten der Familie Baum in Werne. Dort fanden die Ukrainer eine Unterkunft. © Tobias Larisch
Ukraine-Konflikt
Ukrainerinnen kommen mit ihren Söhnen bei Familie Baum in Werne unter: „Das sind tolle Menschen“
Alina Gulianska und Victoria Vlodisenko sind mit ihren Söhnen bei Familie Baum in Werne untergekommen. Die Ukrainerinnen erzählen von ihrer Flucht und ihrer Dankbarkeit.
Als Alina Gulianska (32) mit Sohn Renat (6) und Victoria Vlodisenko (30) mit Sohn Vladislav (8) im Garten der Familie Baum aus Werne stehen, ist das ein kurzer Moment der Freude. Der Familienhund ist zum Spielen rausgekommen. „Wir hatten früher Hunde“, erzählt Gulianska und lacht. Doch schnell weicht das Lachen wieder dem Ernst der Situation. Von jetzt auf gleich mussten die beiden Ukrainerinnen mit ihren Söhnen ihr Heimatland verlassen - und kamen bei Familie Baum in Werne unter.
„Wir waren drei, vier Tage unterwegs“, erzählt Gulianska, die gutes Englisch spricht. „Wir haben seit sieben Tagen nicht mehr richtig geschlafen.“ Seit Donnerstagabend (3. März) wohnen die beiden Frauen mit ihren Söhnen bei den Baums in Werne.
Erst kommt die Hilfe - danach die Bürokratie
Gulianska und Vlodisenko kommen aus Zhitomir, einer Stadt, etwa 100 Kilometer von Kiew entfernt. Über Polen kamen sie nach Deutschland. Vlodisenko, die kein Englisch spricht und für die Gulianska übersetzt, hatte über Freunde Kontakt zu Margarita Lebedkina in Werne aufgenommen.
Über die Leiterin der „Musikschule Margarita“, die die Verteilung der Flüchtlinge in Werne privat mit organisiert, kam auch der Kontakt zur Familie Baum zustande. „Unser Sohn hat Schlagzeugunterricht bei ihr“, erzählt Helmut Baum.
Helmut (r.) und Daniela Baum haben vier Ukrainer bei sich aufgenommen. © Tobias Larisch
Und seit Donnerstag haben das Ehepaar Helmut und Daniela mit ihren drei Kindern Linus (15), Jona (14) und Lotta (11) vier Mitbewohner mehr. „Das Haus ist groß genug. Wir haben zwei Räume, in denen sie wohnen können.“ So wurde aus dem Spielzimmer und dem Hobbyraum eine Unterkunft für die Ukrainer.
Ukrainerin: „Ich bete zu Gott, dass unser Haus noch steht“
Haben die Baums gar nicht überlegt, die vier aufzunehmen? „Wir haben nicht gezögert. Die Hilfe war wichtiger, danach kommt erst die Bürokratie.“ Wie lange sie bei ihnen wohnen werden? „Ich habe keine Ahnung“, sagt Baum. „Wir gehen mal so von zwei, drei Wochen aus, aber stellen kein Ultimatum.“
Wenn Gulianska über ihr Zuhause in der Ukraine spricht, ist der 32-Jährigen sichtlich anzumerken, wie schwer ihr das fällt. „In der Nähe unseres Hauses fielen Bomben. Ich bete zu Gott, dass unser Haus noch steht. Ich liebe die Ukraine. Mein Leben, meine Familie sind da. Ich habe immer da gelebt.“
Doch von jetzt auf gleich mussten sie ihre Heimat verlassen. „Mein Sohn wurde morgens von Bomben wach. Wir haben nur ein paar Sachen gepackt. Wir hatten zehn Minuten Zeit.“
Ihren Bruder beziehungsweise ihren Mann konnten Gulianska und Vlodisenko jeweils nicht mit auf die lange Busreise nach Deutschland nehmen. Sie müssen in der Ukraine bleiben und kämpfen. „Das Erste, was ich hier gemacht habe, war mich mit dem Internet zu verbinden, um mit meiner Familie zu schreiben. Viele meiner Freunde sind auch noch in der Ukraine und können nicht weg.“
Vlodisenko ist ohne Arbeit, Gulianska arbeitet als Content Creator bei einer kanadischen Firma. Von Deutschland aus versuchte sie herauszufinden, wie die Situation ist. „Ich weiß nicht, ob ich da noch arbeiten kann. Viele haben ihre Jobs verloren und haben kaum Geld.“
Kinder waren vom vollen Lego-Regal „geflasht“
Wie kommen ihre Söhne eigentlich mit der Situation zurecht? „Sie verstehen das schon. Wir versuchen ihnen zu erklären, dass alles gut ist, aber natürlich ist es das nicht“, sagt Gulianska.
Helmut Baum erzählt: „Die Kinder waren geflasht, als sie die vollen Lego-Regale unserer Söhne gesehen haben“ und seine Frau Daniela ergänzt: „Es wird noch der Moment kommen, an dem sie ihre Väter vermissen.“
Gulianska ist den Baums sehr dankbar: „Das sind tolle Menschen hier. Danke, dass sie uns dabei helfen, dass sich unsere Kinder gut fühlen. Ich weiß nicht, was in der Zukunft sein wird, aber im Moment tun wir alles, damit sie sich besser fühlen.“
Ein Video-Interview mit Alina Gulianska gibt‘s online unter rn.de/werne
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