Überraschung bei Bürgermeisterwahl Werne 2025 Unabhängiger Kandidat mit radikalen Ideen

Bürgermeisterwahl 2025: Ein unabhängiger Kandidat geht ins Rennen
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Bei den Kommunalwahlen am 14. September 2025 wird nicht nur der Stadtrat in Werne neu gewählt. Sondern auch der Bürgermeister. Da Amtsinhaber Lothar Christ seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur erklärt hat, wird die Lippestadt auf jeden Fall ein neues Stadtoberhaupt bekommen. Für dieses Amt bringt sich nun ein Überraschungs-Kandidat in Stellung. Er will als unabhängiger Bewerber, quasi als Einzelkämpfer antreten.

Es handelt sich um einen Werner Bürger, der vor gut zehn Jahren etwas politische Erfahrung gesammelt hat, seitdem in der Lokalpolitik aber nicht mehr aufgetreten ist: Volker Abdinghoff. Der 57-Jährige gehörte rund zehn Jahre der CDU an, saß knapp zwei Jahre im Stadtrat. „Ich glaube, dass ich als unabhängiger Kandidat mehr für Werne erreichen kann, als wenn ich parteipolitisch gebunden wäre“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Doch zunächst gilt es, eine formale Hürde zu überspringen.

Volker Abdinghoff will sich als unabhängiger Kandidat für das Bürgermeisteramt in Werne bewerben.
Volker Abdinghoff will sich als unabhängiger Kandidat für das Bürgermeisteramt in Werne bewerben. © Jörg Heckenkamp

Gesucht: 220 Unterstützer

Um als unabhängiger Kandidat ins Rennen gehen zu können, „muss ich 220 Unterstützer-Unterschriften vorweisen können“, sagt Abdinghoff. Er hat sich die entsprechenden Formulare besorgt. „Wer mich unterstützen möchte, kann sich direkt bei mir per Handy unter 0176 4787 1898 melden.“

Volker Abdinghoff, geschieden, eine 25-jährige Tochter, stammt aus Werne. Er hat Bergmechaniker gelernt, dann auf Schornsteinfeger umgeschult, war in dieser Funktion zehn Jahre in Werne und Hamm aktiv. Nach sechsjähriger Tätigkeit in einem Entsorgungsbetrieb machte er sich 2016 als Energieberater selbstständig (plus Nebentätigkeit). Energie, beziehungsweise die erneuerbaren Energien, reklamiert er für sich als eines seiner Hauptthemen. Der Ausbau der klimafreundlichen Energie „kann unser aller Vorteil sein“, meint Abdinghoff.

2013 vereidigte Bürgermeister Lothar Christ (l.) Volker Abdinghoff als nachgerücktes CDU-Ratsmitglied.
2013 vereidigte Bürgermeister Lothar Christ (l.) Volker Abdinghoff als nachgerücktes CDU-Ratsmitglied. © Helga Felgenträger (A)

Knatsch mit der CDU

Abdinghoff blickt auf eine kurze politische Laufbahn in der Lippestadt zurück. 2013 kam er für „rund zwei Jahre“ als Nachrücker für die CDU in den Stadtrat. Doch der Flirt mit den Christdemokraten war nicht von langer Dauer. „Die Richtung gefiel mir nicht mehr“, sagt er und trat aus der Partei aus. Sein politisches Spektrum sieht der unabhängige Bewerber „eher bei den Roten und den Grünen, denen bin ich wohlgesonnen“.

Die Idee, sich ernsthaft als Bürgermeister zu bewerben, kam ihm vor rund einem halben Jahr. „Sicher spielte für meine Entscheidung auch eine Rolle, dass Lothar Christ nicht mehr antreten wollte.“ Wäre der Amtsinhaber erneut in den Ring gestiegen, „hätte ich das wohl nicht gemacht“. So aber dachte er sich: „Werne hat viel Potenzial. Ich glaube, dass man da einiges tun kann.“

Was man tun kann, das hat er in einem Wahlprogramm mit fast 40 Einzelpunkten zusammengefasst. Die drei wichtigsten Bereiche sind für ihn „Mobilität, Klima, nachhaltige Gewerbeansiedlungen“. So will er sich für die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe starkmachen, „diese müssen fossilfrei und erneuerbar betrieben werden“. Abdinghoff will die Förderung von erneuerbaren Energien bei Firmen oder im Privatbereich erreichen, „im Gegenzug würde jeder, der fossil umsetzt, sich einer Mehrbesteuerung unterziehen müssen“.

Eines der großen Zukunftsprojekte der Stadt würde Volker Abdinghoff hinten herunterfallen lassen: „Anstatt einer Surfworld würden auf dem Gelände mehrere Freizeitangebote für Jung und Alt entstehen.“

Der 57-Jährige will kostenlose Parkplätze am Stadtrand einrichten und von diesen einen „kontinuierlichen Pendlerstrom“ in die Innenstadt organisieren, „z. B. durch eine attraktive Bimmelbahn kurz taktend“. Für das Bürgermeisteramt könnte er sich, so er gewählt würde, auch eine Neuheit vorstellen: „Sofern möglich, bin ich gerne bereit, das Bürgermeisteramt zu teilen, 50 zu 50.“

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