In ihrer Kolumne "Dinner for one" schreibt Charlotte Schuster über Themen, die Singles beschäftigen.

© Grafik Klose

„Du verpasst was, Süße" - Nee, ganz bestimmt nicht

rnKolumne: Dinner for One

Einen Korb zu bekommen, ist nicht schön. Aber durch die Überheblichkeit erhielt das Treffen einen unangenehmen Beigeschmack. In der Kolumne „Dinner for One“ geht es rund ums Thema „Single“.

Werne

, 14.05.2021, 18:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Vergangene Woche war ich in meiner Mittagspause eine große Runde mit meinem Hund spazieren. An diesem Tag bin ich nicht meine übliche Strecke gelaufen, da ich mal etwas anderes sehen wollte. Diese Entscheidung hat sich jedoch schnell als Fehler herausgestellt.

Manchmal sollte man seinen Hund von Fremden wegziehen

Mein Hund Oskar und ich waren schon eine Weile unterwegs, als wir an einem schönen weiten Feld angekommen sind. Dort konnte ich ihn problemlos von der Leine machen, da kein Auto weit und breit zu sehen war. „Die Route ist noch viel besser als meine herkömmliche", dachte ich mir und schaute zufrieden durch die Gegend.

Einen kurzen Moment später fiel mir von weitem ein Fahrradfahrer auf, der geradewegs auf Oskar und mich zusteuerte. Natürlich bin ich erst gar nicht davon ausgegangen, dass wir wirklich sein Ziel wären - bis er direkt vor meiner Nase anhielt.

Oskar bellte ihn sofort laut an, als er sein Fahrrad abstellte. Daraufhin bückte sich der mir Unbekannte zu Oskar, lächelte und sagte „Ich tu dir doch nichts, Kleiner".

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So nahm die unschöne Begegnung ihren Lauf

Der Fahrradfahrer war ein sehr schlanker Mann mit orangenem Haar, gute zehn Jahre älter als ich. Aufgrund seines breiten Grinsens und seiner freundlichen Art gegenüber Hunden kam er sympathisch rüber.

„Kommst du hier aus der Gegend?", fragte er mich. In dem Moment war mir eigentlich klar, dass er mich anspricht, um nach den Weg zu fragen - So klar war es dann wohl doch nicht.

Ich erzählte ihm, dass ich nicht weit entfernt wohnen würde und mich hier bestens auskenne. Mit der Antwort „Ich wollte dich fragen, ob ich dich demnächst für ein Rendezvous ausführen darf" habe ich beim besten Willen nicht gerechnet, wie mein Blick wohl auch schnell verraten hat. Dann herrschte kurz Stille.

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Über meine Antwort musste ich nicht lange nachdenken. Darüber, wie ich sie formulieren möchte aber schon. Besonders einfallsreich war meine Abfuhr zugegeben nicht. „Das ist sehr nett, aber nein danke", antworte ich ihm. Gleichzeitig nahm ich Oskar an die Leine, wünschte ihm noch einen schönen Tag und lief weiter.

„Du verpasst was, Süße", rief er mir hinterher. Diese - meines Erachtens nach überhebliche und sinnlose Aussage - hat den bisher sympathisch erscheinenden Mann in das Gegenteil verwandelt.

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Warum kommen Männer nicht mit Ablehnungen zurecht?

Ich weiß nicht, ob es an dem gebrochenen Stolz der Männer liegt, dass sie schlecht mit Abfuhren zurecht kommen. Jedenfalls ist es mir schon häufiger aufgefallen, dass Männer schnell abwertend reagieren, wenn sie ihren Willen nicht bekommen.

In diesem Fall hätte dem Fahrradfahrer jedoch bewusst sein müssen, dass eine wildfremde und viel jüngere Frau sich auch gegen ein Treffen mit ihm entscheiden könnte.

Prinzipiell finde ich es keineswegs falsch, eine Person auf sich aufmerksam zu machen, die einem gefällt. Im Gegenteil: Ich sehe es sogar als sehr mutig an. Doch Mut hat in gewisser Weise auch etwas mit Risikobereitschaft zutun. Der Fahrradfahrer ist nun mal das Risiko eingegangen, dass ich seine Einladung ablehne.

„Meine Entscheidung, seine Einladung zu einem Treffen abzulehnen, habe ich danach keinen Moment lang bereut - Daran war seine Aussage am Ende sicherlich nicht unbeteiligt"

Also lieber Fahrradfahrer: Falls du das nächste Mal eine Frau auf der Straße ansprichst, wäre es durchaus wünschenswert, wenn du respektvoll mit ihr umgehst - Auch wenn sie keine Lust auf ein Treffen mit dir hat. Du bist nämlich nicht berechtigt, uns irgendwelche Kosenamen an den Kopf zu knallen.

Meine Entscheidung, seine Einladung zu einem Treffen abzulehnen, habe ich danach keinen Moment lang bereut - Daran war seine Aussage am Ende sicherlich nicht unbeteiligt. Mittlerweile laufe ich mittags übrigens wieder meine herkömmliche Route.

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