
© Grafik: Klose
Glücklich mit dem Menschen, den man am besten kennt - sich selbst
Kolumne: Dinner for One
Mitleid kann dazu führen, dass Singles ihren Beziehungsstatus leugnen. Alleinsein muss nicht schlimm sein - Single Shaming ist es. In der Kolumne „Dinner for one“ geht es rund ums Thema „Single“.
„Ich bin auch ohne Partner glücklich und erfüllt". Sobald ich diesen Satz laut ausspreche, werden alle um mich herum laut. Plötzlich geben sie mir „tolle" Ratschläge, wie ich schnellstmöglich meine große Liebe finden kann. In diesen Momenten frage ich mich dann, ob Liebe nicht eher taub anstelle von blind macht. Ich möchte jedenfalls weiterhin hören sowie sehen können.
Wer gibt die perfekte Lebensführung eigentlich vor?
Meine Wochentage laufen in der Regel identisch ab: Ich wache gegen 8 Uhr morgens ziemlich zerknautscht auf. Bevor ich irgendwie klar denken kann, benötige ich mindestens drei Tassen Kaffee mit einem kleinen Schuss Milch. Mein Motto ist: Besser zu viel als zu wenig Kaffee.
Nachdem ich mehr oder weniger an den Online-Vorlesungen für die Uni teilgenommen habe, gehe ich eine große Runde mit meinem Hund spazieren, der mir wohl mehr Liebe als die meisten Männer schenkt.
Nachmittags schreibe ich Artikel für meine Redaktion und abends schaue ich mir eine gute Netflix-Serie an, wobei ich gerne viele ungesunde Snacks esse bis ich Bauchschmerzen bekomme.
Sport mache ich ab und zu auch. Das tue ich übrigens nicht, um irgendwelchen Männern zu gefallen, sondern einfach um mich persönlich in meiner eigenen Haut wohl zu fühlen.
Für viele Menschen wird mein Alltag eintönig und langweilig klingen. Arbeiten und mit dem Hund Gassi gehen klingt nun mal nicht so spannend wie ein aufregendes Date mit seinem Partner zu haben. Doch für mich ist dieser Lebensstil absolut nicht verkehrt und das ist am Ende ja die Hauptsache.
Single Shaming ist nicht mehr angesagt
„Leben und Leben lassen". Diesen Spruch sollten sich mehr Menschen zu Herzen nehmen. Ich erwarte von meinen Mitmenschen schließlich auch nicht, dass sie sich an meine Lebensweise anpassen.
Genauso wenig rede ich ihnen ungefragt ihre Beziehung aus oder wiederhole immer wieder wie klasse mein Single-Dasein doch ist. Wenn meine Freunde mir spontan absagen, weil sie Zeit mit ihrem Partner verbringen möchten, bin ich auch nicht beleidigt. Ist es dann zu viel verlangt, dass ich das selbe Verhalten von ihnen erwarte?
Wer in keiner Beziehung ist, bekommt von irgendwelchen Beziehungsmenschen häufig den Eindruck vermittelt, dass das Leben so nicht weitergehen könne.
„Du fühlst dich doch bestimmt die ganze Zeit alleine."
„Es tut mir wirklich leid, dass du noch niemand passenden gefunden hast."
„Du darfst nicht so anspruchsvoll sein."
„Wenn du so viel arbeitest, wirst du in diesem Leben bestimmt nicht mehr deine große Liebe kennenlernen."
„Bald sind alle Männer in deinem Alter vergeben."
Sätze wie diese sind nicht nur super nervig, sondern rauben allen Beteiligten auch unnötig viel Energie. Ich gebe denjenigen zwei wichtige Tipps:
1. Höre ich diese Sätze nicht zum ersten Mal.
2. Werde ich aufgrund dieser Anmerkungen nicht plötzlich den Drang verspüren, mich auf irgendeinen dahergelaufenen Typen einzulassen.
Wenn ich mal wieder nicht auf den Mindestbestellwert komme
Mit all dem möchte ich nicht sagen, dass das Single-Dasein nur positive Seiten hat. An manchen Abenden fühle ich mich alleine. Dann geht mir häufig der Gedanken durch den Kopf, wie mein Tag jetzt wohl mit einem Partner zu Ende gehen würde. Wenn dieser Gedanke mal wieder gehäuft vor kommt, wische ich auf meiner Dating-App einige Male nach links und mache ein Date für den nächsten Tag aus.
Jedes Mal, wenn ich keine Lust mehr habe zu kochen und stattdessen in meiner Lieblings Pizzeria bestelle, rege ich mich auf, in keiner Partnerschaft zu sein. Denn anstatt sich das Essen entspannt Nachhause liefern zu lassen, muss ich meine Spaghetti Cabonara vor Ort abholen, weil ich alleine niemals auf einen Mindestbestellwert von knapp 15 Euro kommen würde.
Vielleicht ist es aber auch besser so. Häufig kann ich mich dann nämlich nicht mehr motivieren, meinen Körper von der Couch zu bewegen. So habe ich mir sicherlich schon das ein oder anderer Kilo gespart.
Wenn es mir mal schlecht geht, habe ich auch mal das Bedürfnis, fest in den Arm genommen und getröstet zu werden. Für solche Phasen habe ich aber Freunde, die mich wieder aufmuntern und aufbauen. Ich brauche keinen Partner, damit es mir gut geht.
Menschen sind auch ohne Partner komplett funktionsfähig
Mein Single-Leben ist also auch nicht immer perfekt. Ich bin auch nicht 24/7 super gut gelaunt. Das sind Menschen, die in einer Beziehung sind, aber auch nicht. Sie haben sicherlich auch mal Momente, in denen sie ihrem Partner am liebsten den Kopf abreißen würden.
Egal wie man sein Leben gestaltet, es läuft nicht immer alles rund. Aber wäre das nicht auch langweilig?
Ich schreibe diese Kolumne, um klar zu stellen, dass das Single-Dasein nicht schlecht ist - Im Gegenteil: Es macht sogar richtig Spaß!
Also meine lieben Singles: Ihr braucht keinen Deckel, um ein funktionstüchtiger Topf zu sein. Bolognese lässt sich auch sehr gut ohne Deckel zubereiten und schmeckt trotzdem prima.
Neben dem Journalistik-Studium unterstützt Charlotte Schuster die Redaktion in Werne. Im Sommer 2020 hat sie ein Praktikum bei den Ruhr Nachrichten absolviert, welches ihr die schönen Seiten des Lokaljournalismus gezeigt hat.