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Tierquälerei: So leicht trickste Mecke in Werne die amtlichen Kontrolleure aus
Kreis Unna nimmt Stellung
Im Tierquälerei-Skandal nahm der Kreis Unna jetzt endlich Stellung. In einer einstündigen Pressekonferenz wurde deutlich, wie leicht die Firma Mecke in Werne die Kontrolleure austricksen konnte.
Der Kreis Unna nahm am Dienstagmittag, 17. August 2021, zu den skandalösen Vorgängen in der Viehsammelstelle der Firma Mecke in Werne Stellung. Dabei wurde deutlich, wie einfach es Marko Mecke beziehungsweise seine Firma es hatte, die amtlichen Prüfer auszumanövrieren.
Der Kreis will mit einer aufgestockten Mitarbeiter-Zahl mehr Prüfungen durchführen. Landrat Mario Löhr sagte aber auch: „Betrieben mit solcher kriminellen Energie wird man auch mit mehr Personal nicht das Handwerk legen können.“
Landrat vertraut der Veterinärbehörde
Der Landrat sprach seiner Veterinärbehörde und ihren Mitarbeitern das Vertrauen aus. „Ich schenke der Behörde absolutes Vertrauen. Sie hat keinesfalls grob fahrlässig gehandelt.“ Als Konsequenz aus den illegalen Schächtungen bei Prott in Selm und den Tierquälereien bei Mecke in Werne werde das Veterinäramt um eine „zweistellige Mitarbeiterzahl aufgestockt“, sagt Löhr.
Gesundheits- und Verbraucherschutz-Dezernent Uwe Hasche ergänzt: „Vergangenen Freitag haben wir die ersten beiden Tierarzt-Stellen ausgeschrieben.“ Mario Löhr zeigte sich „entsetzt über die Bilder der Soko Tierschutz“, die brutale Quälereien von Rindern, Kühen, Kälbern in der Mecke-Viehsammelstelle zeigen.

Landrat Mario Löhr ist entsetzt über die Bilder der Tierquälereien, nimmt aber das Veterinäramt des Kreises in Schutz. © Jörg Heckenkamp
Doch dieses Videomaterial habe dem Veterinäramt nicht ausgereicht, um schnell einzugreifen. „Ich hätte auch gerne schneller gehandelt“, sagt Löhr. Doch man habe auf Material warten müssen, das juristisch auf sicheren Beinen stehe, damit sich die Betroffenen nicht herausklagen könnten. Das sei Ende vergangener Woche so weit gewesen. Dann habe man die Betriebe von Mecke geschlossen.
Bei der gut einstündigen Pressekonferenz im Kreishaus Unna wurde allerdings auch deutlich, wie leicht es die Mecke GmbH hatte, die Kontrolleure hinters Licht zu führen. Dezernent Hasche sagte: „Die Viehsammelstelle wurde einmal im Monat kontrolliert - und zwar im Zusammenhang mit anstehenden Pferde-Lieferungen. Wir haben Akteneinsicht dazu bekommen.“

Verbraucherschutz-Dezernent Uwe Hasche sagt zu den Vorgängen in der Mecke-Viehsammelstelle: „Wir hatten keine Chance, diese Täter zu überführen.“ © Jörg Heckenkamp
Zum Hintergrund: Die Viehsammelstelle hat nur eine Zulassung für Pferde. Auf den Bildern und Videos waren aber auch Rinder oder Schweine zu sehen, die brutal behandelt und gequält wurden. Elf Kontrollen haben in 2020 stattgefunden, im Jahr 2021 neun Kontrollen, so Hasche weiter. Es wurde demnach jedes einzelne Tier angeschaut, ebenso die Viehsammelstelle an sich. Man schaute etwa nach, ob es genügend Tränken gegeben hat.
„Im Regelfall hat es keine Beanstandungen gegeben“, so Hasche. Dabei hat es laut Hasche zu keinem Zeitpunkt Hinweise oder Fakten darauf gegeben, dass dort nicht nur Pferde gehalten werden. „Es gab keine Hinweise darauf, dass hier andere Tiere als Pferde zum Zwecke des gemeinschaftlichen Transports gehalten wurden.“ Mit Blick auf die von der Soko Tierschutz veröffentlichten Bilder und Videos aus der Viehsammelstelle sagte er: „Wir hatten keine Chance, diese Täter zu überführen.“
Freifahrt-Schein zum Tierquälen
Fakt ist aber, dass die Firma Mecke quasi selbst die Kontrolleure zu einem bestimmten Zeitpunkt in Marsch gesetzt hat. Immer an dem Tag, wenn ein Pferdetransport abging. „Das war einmal im Monat“, sagt Hasche. An den restlichen Tagen des Monates ließ sich kein Amtsvertreter blicken - freie Hand für Mecke und seine brutalen Schergen, nicht nur andere Tiere als die erlaubten Pferde zu verladen, sondern sie ungestört zu quälen.
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