
© Felix Püschner
Mehr als die Feuerwehr in klein: So arbeitet die Pumpen-Gruppe des THW Werne
THW in Werne
Die blauen Fahrzeuge des THW sind den meisten Menschen inzwischen vertraut. Das THW steht längst nicht mehr im Schatten der Feuerwehr. Das gilt auch für die Mitglieder der Gruppe „Wasserschaden / Pumpen“.
Siegfried Wingenfeld (67) geht durch das große Gebäude am Südring, in dem der Ortsverband Werne des Technischen Hilfswerks (THW) seit nunmehr 10 Jahren untergebracht ist. „Wir könnten das hier schon wieder vergrößern. Wir platzen nämlich aus allen Nähten“, sagt Wingenfeld - und schiebt schnell hinterher, dass die Politik in der jüngeren Vergangenheit wirklich viel Engagement gezeigt habe, um das THW zu stärken und zu modernisieren.
Ein entscheidender Grund dafür ist freilich, dass man die Frauen und Männer in ihren blauen Uniformen und Fahrzeugen immer dringender benötigt. Die Zahl der Einsätze steigt. Zudem werden die Aufgaben der vor mehr als 70 Jahren gegründeten Katastrophenschutzorganisation immer komplexer. Das erkennt man bereits beim Blick auf die verschiedenen Fachgruppen. In Werne sind es derzeit vier. Eine davon trägt den schlichten Namen „Wasserschaden/ Pumpen“, (kurz: WP). Aber was genau hat diese Gruppe eigentlich auf dem Kasten?
Die Feuerwehr in blau? Das ist Vergangenheit
Marcel Drüker (36) muss ein wenig schmunzeln, als wir ihm diese Frage stellen. „Früher hieß es immer, das THW sei wie die Feuerwehr - nur in blau. Doch wir haben durchaus andere Aufgaben und andere Technik. Das gilt auch für unsere Gruppe“, erklärt der WP-Gruppenführer, der seit 1998 beim THW ist. Das fängt schon beim wichtigsten Equipment an: den Pumpen. „Anders als die Feuerwehr arbeiten wir nur mit ganz niedrigem Druck - dafür gehen wir auf Masse“, sagt Truppführer Laurin Tappe (27).

Klassischerweise kommt die Fachgruppe Wasserschaden/ Pumpen bei Überflutungen zum Einsatz. Teils werden die Kameraden aber auch zu Kanalbauarbeiten gerufen, erledigen Vermessungsarbeiten oder helfen beim Aufbau von Zeltstädten und Flüchtlingslagern. © Jörg Prochnow / THW
Mit der sogenannten Schmutzwasserkreiselpumpe könne man beispielsweise 5000 Liter Wasser von A nach B transportieren - und zwar pro Minute. Würde die Gruppe all ihre Pumpen gleichzeitig anschmeißen, wären es sogar 18.000 Liter. Das entspricht in etwa dem Inhalt von 100 Badewannen. Männerspielzeuge mit ordentlich Power also. Aber der Spielspaß hält sich oft in Grenzen.
„Das vergangene Jahr war schon extrem für uns. Es waren wirklich viele und teils heftige Einsätze. Bei den Hochwasserkatastrophen waren wir stark gefordert“, sagt Drüker. Er ist sich sicher: Das alles hängt auch mit dem Klimawandel zusammen. Unter anderem war die Werner Fachgruppe im vergangenen Sommer zwei Wochen im Dauereinsatz in der Ahrregion. Während einige Einsatzorte quasi vor der Haustür lagen, zum Beispiel in Bergkamen und Fröndenberg, rückte manch ein THW-Mitglied bisweilen zu Einsätzen über die Landesgrenzen hinweg aus.

Um große Distanzen über Kilometer hinweg zu überbrücken arbeiten die Helfer mit Pufferbecken. © Jörg Prochnow / THW
Drüker erinnert sich beispielsweise noch gut an einen mehrwöchigen Aufenthalt in Frankreich, wo im Jahr 2003 mehrere Stadtteile unter Wasser standen. Ein Aufsehen erregendes Großereignis hierzulande liegt noch nicht ganz soweit zurück: der Moorbrand in Meppen 2018. Die Hauptaufgabe des THW bestand dabei in der Löschwasserbereitstellung für die Feuerwehr.
Das Wasser wurde aus der Ems herausgepumpt und über eine stolze Strecke von dreieinhalb Kilometern zur Brandstelle transportiert. Tausende Liter pro Minute über Tage hinweg. Man habe dort in mehreren Schichten und mit Pufferbecken gearbeitet, erklärt Tappe. Dabei mussten die einzelnen Abschnitte immer wieder optimiert und die Pumpen instandgehalten werden. Die Vorstellung, man müsse einfach nur mal eben alles aufstellen und könne dann die Füße hochlegen, ist also weit entfernt von der Realität.

Die Fachgruppe Wasserschaden Pumpen im Einsatz. © Jörg Prochnow / THW;Joerg Prochn
Einst gab es zwischen THW und Feuerwehr durchaus eine gewisse Konkurrenz. Inzwischen sei man aber aus dem Schatten der Kameraden in rot herausgetreten, sagt Drüker - und fügt abschließend scherzhaft mit einem Lachen hinzu: „Merken Sie sich einfach: Wenn bei einem Einsatz alles gut gelaufen ist, dann waren wir mit dabei - auch wenn es mal nur im Hintergrund war.“
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
